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Die dritte Ebene

Die dritte Ebene

Titel: Die dritte Ebene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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Nur das Summen der technischen Geräte erfüllte den Raum. Astronaut Ziegler saß festgeschnallt und in einen Raumanzug gezwängt auf dem Stuhl des Copiloten. Gibson war eigens zu dem Versuch angereist. Den Part von Sanders übernahm ein weiterer Mitarbeiter der NASA.
    Suzannah Shane hatte Ziegler in tiefe Trance versetzt und den Raum verlassen.
    »Starten wir das Programm«, sagte sie zu dem Ingenieur, der hinter dem Kontrollpult Platz genommen hatte.
    Sie warf Brian einen Blick zu und lächelte. »Dann wollen wir einmal sehen, ob wir seine Visionen vollends aus seinem Gehirn verbannen können. Er ist bereit.«
    Die Kontrollgeräte übertrugen Puls, Herzfrequenz und Gehirnströme. Alle Daten bewegten sich im grünen Bereich. »Wir sind online«, meldete der Ingenieur. »Standardlandeprozedur läuft.«
    »Dann bringen Sie den Vogel herunter, Mr Gibson«, sagte Brian in das Mikrofon. Nur Gibson konnte die Anweisungen über seinen Kopfhörer empfangen.
    Das Summen in der Simulationskammer wurde von einem Brausen überlagert, das die Antriebsdüsen und den Luftstrom simulierte. Ein leichtes Vibrieren lief durch die Simulatorkapsel.
    »Gehen Sie auf 327!«, wies die Stimme der Bodenkontrolle den Piloten an. Diesmal konnten alle das Gespräch mithören.
    »Wir treten in den Orbit ein«, meldete Gibson.
    Brian verfolgte die Simulation mit Spannung. Seine Augen flogen zwischen den Bildschirmen hin und her. Nur Ziegler war mit Kontrollsensoren an den Lifecontrol-Computer angeschlossen, doch seine Werte blieben nach wie vor im grünen Bereich. Er schlief gemütlich, während die simulierte Fähre durch die künstliche Atmosphäre flog. Das Schütteln des Shuttles beim Eindringen in tiefere Luftschichten, die Zunahme der Außengeräusche. Die Simulation war perfekt.
    »Ich hoffe, dass dieser Versuch uns wirklich weiterbringt«, murmelte Brian.
    »Vertrau mir, ich weiß, was ich tue«, sagte Suzannah.
    Das Programm dauerte zwei Stunden, bis schließlich das Shuttle auf der Landebahn im Space Center aufsetzte und ausrollte.
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte Brian.
    »Jetzt schieben wir ihn rüber in die Klinik und wecken ihn auf«, antwortete Suzannah. »Wir gönnen ihm den Rest des Tages Ruhe, und morgen wiederholen wir die Show, bis die positiven Erinnerungen die schrecklichen Bilder überlagern. Nach der nächsten Landung werden wir ihn aus dem Shuttle aussteigen lassen. Wenn alles gut geht, dann wird seine rationale Seite die abscheulichen Visionen in das Reich der Traumwelt schieben, und er wird annehmen, dass er an einem normalen Raumflug teilgenommen hat.«
    »Wird ihm nicht auffallen, dass Sanders nicht dabei ist?«
    »Nicht, wenn wir dafür eine gute und rationale Erklärung finden.«
     
    Eine Stunde später lag Ziegler wach in seinem Zimmer und las ein Comicheft. Er konnte sich nicht daran erinnern, was er am Vormittag getan hatte. Langsam verschwammen die Grenzen zwischen der Realität und der Fiktion. Die Bilder des Todes hatten sich in den endlosen Weiten seines Geistes verloren. Doch noch waren sie nicht gelöscht, noch immer war ein Rückfall möglich.
    »Und was fangen wir mit dem Rest des Tages an?«, fragte Brian und lächelte Suzannah an.
    »Hast du dir schon einmal die Delfine in Orlando angesehen?«
    »Delfine? Nein.«
    »Dann sagen wir, in einer Stunde?«
    »Das klingt gut.«
     
    Suzannah war gerade unter der Dusche, als das Telefon klingelte. Zuerst wollte sie es ignorieren, doch das Klingeln nahm kein Ende. Sie griff nach einem Handtuch, trocknete sich notdürftig ab und schlang es sich um den Körper. Ein weiteres wickelte sie um die dunklen Haare, dann huschte sie zum Telefon.
    »Shane«, meldete sie sich kurz angebunden.
    »Warum so unfreundlich?«, hörte sie Peggys Stimme.
    Suzannah ließ sich auf der Bettkante nieder und entspannte sich. »Von wo aus rufst du an?«
    »Wir laufen gerade in den Hafen von Havanna ein. Du hättest mitkommen sollen. Es ist überwältigend.«
    »Seid ihr gut untergebracht?«
    »Die Kabine ist spitze. Ich dachte zuerst, wir müssten unter Deck, direkt in den Bauch des Schiffes, aber wir wohnen im Mittelschiff. Das Schiff ist der reine Luxus. Für dich als Karrierefrau wäre das ja nichts Neues, aber für eine Hausfrau und Mutter aus Philadelphia ist es ein einziger Traum.«
    »Ach was, ich habe noch nie eine Kreuzfahrt gemacht, für mich wäre das ebenso spektakulär wie für dich.«
    »Du versäumst wirklich etwas«, sagte Peggy. »Du glaubst gar nicht, was für

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