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Die dritte Ebene

Die dritte Ebene

Titel: Die dritte Ebene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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Seite.«
    »Die Zeiten haben sich geändert, Onkel Joe«, entgegnete Dwain.
    »Heutzutage ist alles anders.« Der Senator nickte. »Aber nicht besser.«
    Nach dem Essen setzten sich die beiden auf die Veranda, tranken Limonade und rauchten Zigarre.
    »Also, Kleiner, weswegen bist du gekommen?« Der Senator zündete sich eine dicke Havanna an.
    Dwain räusperte sich. »Es ist eine verdammte Geschichte, und ehrlich gesagt, habe ich keinen Schimmer, wie ich weitermachen soll. Es ist, als wäre ich gegen eine Wand gelaufen.«
    »Geht es noch immer um den Toten an der Interstate?«, fragte der Senator. »Hast du etwas von diesem alten Indianer erfahren?«
    Dwain nickte. Dann berichtete er ausführlich von den Vorfällen im Socorro County, von der Frau im Morgenrock mitten in der Wildnis, von der Leiche am Coward Trail, von dem Tod des alten Jack Silverwolfe. Schließlich vertraute er dem Senator auch an, welch schrecklichen Verdacht er hegte. Joseph Hamilton lauschte aufmerksam den Worten seines Neffen.
    »Du hast dich weit aus dem Fenster gelehnt«, sagte der Senator. »Ich habe dich bereits gewarnt. Diese Sache kann dich nicht nur deinen Job kosten. Wenn Howard erfährt, dass du ihm wichtige Erkenntnisse verschwiegen hast, wird er nicht eher ruhen, bis du wegen Behinderung der Justiz und Strafvereitelung in den Knast wanderst. Das ist dir doch hoffentlich klar?«
    »Howard ist ein Idiot«, erwiderte Dwain. »Er würde einen Mörder nicht erkennen, wenn er mit Blut besudelt vor ihm steht und die Tatwaffe noch in den Händen hält.«
    »Unser Präsident hat den heiligen Krieg gegen den Terror ausgerufen, und wir alle haben ihn dabei unterstützt. Aber die Army wird nicht so blöde sein und ein Internierungslager mitten in New Mexico einrichten. Das glaube ich nicht. Wir haben so viele Militärstützpunkte in der Pazifikregion, wo niemand Fragen stellt.«
    »Aber der junge Tote, dieser Allan Mcnish, war ein Terrorist, zumindest in Irland.«
    »Dieser Krieg hat uns noch nie sonderlich interessiert. Das ist Sache zwischen den Iren und den Rotröcken. Es leben viele Iren in unserem Land. Katholiken und Protestanten. Und zwar friedlich. Kleiner, ich glaube, du bist auf dem Irrweg.«
    Dwain schüttelte den Kopf. »Warum schotten sich die Marines in der Willston-Kaserne ab, als wäre es eine geheime Atomraketenbasis? Ein Trainingscamp für Auslandseinsätze. Mein Gott, es ist einfacher, in Fort Knox einen Kaffee zu trinken, als einen Blick in das Camp zu erhaschen. Da stimmt doch etwas nicht.«
    Der Senator klopfte die Asche seiner Zigarre ab. »Die Zeiten haben sich geändert. Nach dem 11. September ist nichts mehr so, wie es einmal war. Terrorbekämpfung ist eine gefährliche Sache, und sie bedarf Methoden, die nicht jeder freiheitliche Staat dieser Erde toleriert. Sogar die Krauts sind uns in den Rücken gefallen, obwohl wir sie damals von den Nazis und Hitler befreiten. Vietnam war ein Desaster, weil die Presse den Krieg verurteilte, und Desert Storm war nur ein Teilerfolg, weil die Augen der Welt auf uns gerichtet waren und die Kommunisten mit aller Macht gegen eine Eroberung des Iraks opponierten. Kriege gewinnt man nicht mehr durch offene Auseinandersetzungen. Verdeckte Aktionen führen zum Ziel, Kleiner. Kleine Nadelstiche durch Spezialeinheiten. Da ist es doch verständlich, dass sich niemand gern in die Karten schauen lässt.«
    »Und ungewollte Mitwisser wie Mcnish oder der alte Silverwolfe werden einfach eliminiert?«
    »Wer weiß, wenn du sagst, dieser Mcnish war ein irischer Terrorist, dann war er vielleicht überhaupt kein Gefangener, wie du vermutest, sondern wurde von seinen eigenen Kameraden umgelegt.«
    Dwain überlegte. Natürlich, auch das war möglich. Vieles war möglich, aber sein Verdacht blieb.
    »Ich kenne jemanden mit einem heißen Draht zum FBI«, fuhr der Senator fort. »Ich werde sehen, was ich über das Kennzeichen und über Mcnish herausfinden kann. Aber ich warne dich. Du spielst mit dem Feuer, Kleiner.«
    »Ich bin der Sheriff im Socorro County, und ich will wissen, was in meinem Zuständigkeitsbereich vor sich geht«, entgegnete Dwain. »Ich mag es nicht leiden, wenn das Militär aus meinem County einen rechtsfreien Raum machen will. Und ich mag es nicht leiden, wenn irgendwelche Killerkommandos über die Bürger herfallen, die mich gewählt haben, um sie zu beschützen.«
    Der Senator drückte die Zigarre im Aschenbecher aus. »Ich werde sehen, was ich für dich tun kann.«
Südlich von

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