Die dritte Ebene
testimone«, erwiderte der Kellner bestimmt. »Im Übrigen müssten Sie doch am besten wissen, dass die Natur zurzeit verrücktspielt, wenn Sie aus den USA kommen. Ich habe die Nachrichten über die rätselhaften Hurrikans gehört, die Ihr Land heimsuchen. Das ist doch Beweis genug, dass es sich hier um eine echte Prophezeiung handelt.«
Damit entschuldigte sich der junge Mann und ging an seine Arbeit zurück.
»Also jetzt wird mir so manches klar«, sagte Gina im Flüsterton. »Der Alte ist der Opa, die Kirche muss dringend renoviert werden, und ein Teil der Kosten wird über den Verkauf von Kerzen, Postkarten und Büchlein bezahlt. Wenn ich eins und eins zusammenzähle, dann wird mir klar, was hier gespielt wird.«
Brian schüttelte den Kopf. »Vorsicht«, warnte er. »Lass uns keine voreiligen Schlüsse ziehen.«
Südlich der Kokosinsel, Pazifik
Der Hurrikan wanderte mit einer Zuggeschwindigkeit von 35 Kilometern in der Stunde in nördliche Richtung weiter, bis er südlich von Revilla Gigedo auf eine breite Hochdruckzone traf, die ihn nach Westen zwang. Die SSN-28 Clayton durchkämmte die Planquadrate des Zielgebietes auf der Suche nach dem manövrierunfähigen Kreuzer der National Oceanic and Atmospheric Administration, doch bald hatte auch das letzte Mitglied der Besatzung die Hoffnung verloren, noch auf das Schiff zu treffen. Der Pazifik hatte den Stahlkoloss verschlungen, und alle Spuren dieses Dramas waren von dem Zyklon beseitigt worden.
Commander Loison stand auf dem Turm des aufgetauchten U-Bootes und hielt das Fernglas vor die müden Augen. Die Morgendämmerung schob sich von Osten her über das Meer und tauchte den Ozean in ein stahlgraues Licht. Weiße Schaumkronen ritten über die Wellenkämme der noch immer aufgepeitschten See. Wenngleich das kleine rote Quadrat auf der Seekarte winzig im Vergleich zur Größe der Karte anmutete, so war es in der Realität ein Gebiet von mehreren hundert Quadratkilometer Wasser. In einer Art Zickzackkurs nahm sich die Clayton dieser Weite an und zerteilte das Gebiet in kleine überschaubare Häppchen. In der vergangenen Stunde hatten sie gerade einmal ein Viertel ihres Einsatzgebietes durchforstet. Auch wenn die Portland gesunken war und der Radarschirm nichts weiter als Leere in der näheren Umgebung anzeigte, so hoffte Commander Loison, wenigstens auf ein Teil des Kreuzers zu stoßen, und mochte es nur ein einzelner Rettungsring sein. Nicht alles konnte das Meer verschlungen haben. Doch es war wie verhext, in der Dämmerung war nicht das Geringste auszumachen. Fast so, als hätte es die Portland nie gegeben.
Commander Loison nahm das Fernglas von den Augen und rieb sich die Augen. Eine Welle traf den Turm, und Gischt spritzte auf. »Verdammtes Unwetter!«
»Wir sind am zweiten Wendepunkt angekommen und drehen jetzt nach Norden«, meldete der Wachoffizier, der neben Loison und zwei weiteren Offizieren auf dem Turm stand.
Loison nickte und hob das Fernglas wieder vor die Augen. Das Boot legte sich gegen die Wellen, bis der neue Kurs anlag. Inzwischen war die Sonne aufgegangen, und die Wellen ebbten langsam ab. Der Himmel war wolkenverhangen, doch der Wind ließ nach. Mit seinem Fernglas suchte der Commander angestrengt den Horizont ab. Plötzlich verharrte er. Ein dunkler Fleck, backbord voraus, hatte seine Aufmerksamkeit erregt. Er tippte den Wachoffizier an und zeigte in die Richtung. »Lassen Sie den Kurs ändern!«
Der Wachoffizier nickte und betätigte den kleinen Schalter am Sprechgeschirr. Der Bug des U-Bootes richtete sich neu aus. Der dunkle Fleck wurde größer und größer.
»Eine Barkasse!«, rief der Wachoffizier. »Das ist eine gekenterte Barkasse.«
Loison nickte. »Entweder ist es ein Fischerboot, das abgetrieben wurde, oder es ist tatsächlich eine Barkasse.«
Je näher das U-Boot kam, umso deutlicher hob sich der dunkle Rumpf vom grauen Wasser ab.
»Das ist tatsächlich ein Rettungsboot«, murmelte der Wachoffizier. »Ich kann die Ziffern erkennen. N-35-634-Portland.«
Als die Clayton nahe genug war, ließ Commander Loison das Boot von einer Rettungscrew bergen. Mit langen Enterstangen zogen sie die gekenterte Barkasse zum U-Boot heran. Doch die Barkasse hatte sich an der Wasseroberfläche festgesaugt und hielt allen Versuchen stand, sie aufzurichten, sodass zwei Taucher ins Wasser mussten. Die beiden waren kaum unter Wasser verschwunden, als sie kurz darauf wieder auftauchten. Ein menschlicher Körper lag in ihren Armen.
»Er lebt
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