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Die dritte Ebene

Die dritte Ebene

Titel: Die dritte Ebene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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Leon. »Schließlich bietet sich ihm nicht jeden Tag die Gelegenheit, mit einem Reporter aus Amerika zu reden. Er wird stolz sein, dass sich unsere große Nation für sein bescheidenes Kirchlein interessiert.«
    Brian leerte seine Tasse. »Na, wenn du dich da mal nicht irrst, die Europäer sind in manchen Dingen eher verschlossen.«
    Leon beugte sich vor und klopfte Brian auf die Schulter. »Du machst das schon«, sagte er und hob einen großen Zeichenblock vom Boden auf.
    Brian schaute ihn fragend an. »Was hast du vor?«
    Leon grinste breit. »Ich bin ein hoffnungsvoller Maler von der Akademie der Künste und werde dem alten Parrotta ein paar Scheine zuschieben, damit ich seine Kirche von innen zeichnen kann. Vielleicht finde ich so eine Möglichkeit, mich ein wenig seiner Beobachtung zu entziehen. Ich denke, jeder muss einmal pinkeln.«
    »Aber du sprichst doch kein Wort Italienisch.«
    Leon zog ein Wörterbuch aus der Tasche. »Für den Alten wird’s schon reichen.«
     
    Nach dem Frühstück machte sich Brian auf den Weg zum Pfarramt, das sich gleich neben der Kirche befand. Padre Francesco wusste nicht, bei welchem Magazin der Reporter arbeitete, der ihn an diesem Morgen um neun Uhr interviewen sollte. Als Porky den Termin über den Bischof der Diözese arrangiert hatte, hatte er geflissentlich verschwiegen, dass es sich um eine esoterische Zeitschrift handelte. Brian fühlte sich nicht wohl bei dem Gedanken, womöglich einen Priester in die Irre führen zu müssen. Er war kein gläubiger Mensch im Sinne der Kirche, aber er glaubte an die Kraft des Übersinnlichen, daran, dass es eine übergeordnete Macht gab, die das Universum beherrschte. Was ihm jedoch zutiefst widerstrebte, war die Institutionalisierung des Glaubens – der Personenkult und die straffe Hierarchie der Kirche. Doch er musste sich hüten, dem Priester seine persönliche Meinung zu offenbaren.
    Padre Francesco saß in einer kleinen, aber von Sonnenlicht durchfluteten Kammer hinter einem mächtigen, aus tiefschwarzem Holz gefertigten Schreibtisch, sodass er beinahe zwergenhaft wirkte. Der Pater, der eine braune Kutte trug und ihn mit freundlichem Blick musterte, mochte an die siebzig sein. Obwohl er kaum größer als eins sechzig war, strahlte er eine Respekt gebietende Autorität aus.
    Brian verbeugte sich und begrüßte den Pater freundlich.
    Der Priester lächelte und wies auf den Stuhl in der Ecke. »Ein weiter Weg führt Sie zu mir. Doch die Welt ist klein in großen Dingen.«
    Brian suchte seinen italienischen Wortschatz nach einer passenden Erwiderung ab, musste jedoch kapitulieren. Dieser Art philosophischer Gesprächsführung war er ad hoc nicht gewachsen. Also lächelte er nur und nannte dann den Grund seines Besuchs.
    »Der Bischof hat mir Ihr Kommen angekündigt«, erwiderte der Pater. »In dieser gottlosen Welt ist es hin und wieder erforderlich, dass Gott seine Stärke und seine allmächtige Präsenz den Menschen demonstriert. Der Glaube ist unser einziges Heil, das uns vor der ewigen Verdammnis errettet, wenn der Jüngste Tag anbricht. Ich stehe Ihnen gern zu Diensten, soweit es mir möglich ist.«
    Brian musste insgeheim schmunzeln, als er an eine andere, ganz und gar irdische Macht dachte. Als Porky kurz vor dem Abflug noch einmal versichert hatte, dass alles vorbereitet sei, hatte er ihm auch zu verstehen gegeben, dass ein Anruf des Medienmoguls Harbon genügte, um ihm Tür und Tor zu öffnen.
    »Ich würde gern über die Marienerscheinung mit Ihnen reden«, sagte Brian. »Offenbar waren es zwei Kinder, die …«
    »Es ist nicht ungewöhnlich, dass sich der Allmächtige den Unschuldigen unter uns offenbart«, unterbrach ihn Padre Francesco.
    Brian wagte einen neuen Anlauf. »Den Berichten zufolge geschah das Wunder kurz nach 21 Uhr. Was mich interessiert, ist, ob die beiden Kinder zu so später Stunde allein in der Kirche waren und was die beiden dazu bewogen hat.«
    »Unserer Gemeinde steht unsere Kirche jeden Tag offen«, erwiderte der Geistliche. »Aber natürlich müssen wir uns auch vor Dieben schützen, deshalb ist das Portal außerhalb der normalen Besuchszeiten abgeschlossen. Doch in jedem Gotteshaus unserer Stadt gibt es einen Kirchendiener, der unweit der Kirche wohnt und immer aufzuschließen bereit ist, falls eines unserer Schafe die Nähe des Herrn sucht. So steht es schon im Buch der Bücher – ›klopfet, so wird euch aufgetan‹.«
    Brian gab sich mit der Erklärung zufrieden. »Kann ich mit den Kindern

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