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Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter

Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter

Titel: Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
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liegende Gorée zu sehen – ein Mahnmal für den grausamen Tribut, den Sklaverei und Kolonialismus unter den Menschen des afrikanischen Kontinents gefordert hatten. Wir kamen auf die einzigartigen Konturen der westafrikanischen Küste zu sprechen, und ich bemerkte beiläufig, dass es doch eigentümlich sei, wie genau die Ausbauchung der afrikanischen Küste in den Hohlraum der südamerikanischen Ostküste passe – wie zwei Teile eines Puzzles.
    In den 1960er Jahren herrschte unter Geologen helle Aufregung über neue Theorien zu Plattentektonik und Kontinentaldrift. Erst allmählich entwickelte sich ein Konsens darüber, dass noch vor 200 Millionen Jahren, im Mesozoikum, die Kontinente eine riesige Landmasse bildeten, für die sich der Begriff »Pangaea« eingebürgert hat. Plattentektonische Vorgänge haben dann zu einem Zerbrechen dieses Urkontinents in die Kontinente geführt, die wir heute kennen. Jetzt ist zum ersten Mal davon die Rede, diese Kontinente wieder zu einer einzigen globalen Landmasse zu verbinden und damit eine Rückkehr nach Pangaea herbeizuführen. Lassen Sie mich das erklären.
    Der Aufbau kontinentaler Märkte und kontinentaler Regierungsstrukturen beginnt sich, abgesehen von der Europäischen Union, eben erst auszubreiten. Zu Kontinentalbündnissen kam es unlängst auch in Form des Verbands Südostasiatischer Staaten (ASEAN), der Afrikanischen Union (AU) und der Union Südamerikanischer Nationen (Unasur); darauf werde ich noch zurückkommen. In Nordamerika ist das North American Free Trade Agreement (NAFTA) ein Vorläufer kontinentaler Einigung. Auch wenn Regierungen auf Gemeinde-, Regions- und nationaler Ebene in diesem Jahrhundert nicht verschwinden werden (sie werden eher erstarken), werden Kontinentalbündnisse ein umfassendes politisches Regelwerk zur Kontrolle integrierter kontinentaler Märkte darstellen. Die neuen kontinentalen Bündnisse beginnen ihrerseits mit der Planung einer physischen Verbindung ihrer Landmassen untereinander; Ziel ist ein nahtloser geografischer Raum |188| für einen globalen Handel im 21. Jahrhundert. Im Endeffekt fördert die Kontinentalisierung eine Rückkehr zu einem einzigen Globalkontinent, einem zweiten, von Menschenhand geschaffenen Pangaea.
    Die Europäische Union ist jüngst eine Partnerschaft mit der Afrikanischen Union eingegangen, die Infrastruktur für eine Dritte Industrielle Revolution aufzubauen, die die beiden Kontinente irgendwann miteinander verbinden wird. So entwickelt man gegenwärtig unter dem Namen Desertec Pläne für ein Milliardenprojekt, in dessen Rahmen Solarenergie aus der Sahara über interkontinentale Leitungen nach Europa geleitet werden soll. Bis 2050 soll Desertec 15 Prozent des gesamten Strombedarfs der Europäischen Union abdecken. 43 Das Projekt ist allerdings umstritten, worauf ich ebenfalls zurückkommen werde.
    Spanien und Marokko sind dabei, sich über den Bau eines Tunnels unter der Straße von Gibraltar zu verständigen, der Europa und Afrika miteinander verbinden soll. Wie der Tunnel unter dem Ärmelkanal, der das Vereinigte Königreich mit Kontinentaleuropa verbindet, würde dieser neue Tunnel Passagiere und Güter zwischen Europa und Afrika transportieren. Die beiden Kontinente bildeten dann ein gemeinsames logistisches Netz.
    Auch zwischen Russland und den Vereinigten Staaten laufen Gespräche über einen etwa 90 Kilometer langen Tunnel unter der Beringstraße, der Sibirien und Alaska verbinden würde. Die Kosten würden sich zwar auf zehn bis zwölf Milliarden Dollar belaufen, aber dann würde ein Hochgeschwindigkeits-Schienensystem für Industrie, Handel und Tourismus Eurasien mit dem amerikanischen Kontinent verbinden – ein landgebundenes Logistiknetz, das sich über drei Viertel des Globus erstreckt, von London nach New York. 44 Der Tunnel würde noch einem zweiten Zweck dienen, nämlich dem Austausch von aus den ungeheuren Ressourcen an erneuerbaren Energien in Sibirien und Alaska gewonnener Elektrizität.
    Das Verlegen von Hochspannungsleitungen unter Wasser zum Austausch grüner Energien zwischen Europa, Afrika, Asien und dem amerikanischen Doppelkontinent ist vom technischen Standpunkt aus einfacher als der Bau eines ozeantiefen Tunnels, sodass es in nächster Zukunft erst einmal nur dazu kommen wird. Tunnelverbindungen werden |189| länger dauern; Planer, von Berufs wegen optimistisch, prognostizieren mehr als 20 Jahre für die Fertigstellung.
    Falls Sie an die Möglichkeit einer Verbindung von

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