Die dritte Klaue Gottes: SF-Thriller
angeht, Counselor, und wir werden uns noch unterhalten müssen, um sicherzustellen, dass Sie meine Informationen nicht aus diesem Raum hinaustragen, aber als Jason von jenem Ort zurückgekehrt war, war er nicht ganz in Ordnung. Sicher, er hat die Dinge gesagt, die von ihm erwartet wurden, und es sogar geschafft, die passenden Damen zu bezirzen, als unsere Eltern einen Wochenendball zu seinen Ehren veranstaltet haben, aber er hat nie wieder eine richtige Bindung zu uns oder zu dem Leben hergestellt, das er weggeworfen hatte. Er hat nur geschauspielert und uns gegeben, was wir seiner Ansicht nach von ihm wollten. Und obwohl er dabei meistens gottverdammt überzeugend war, konnten wir uns nicht in seiner Gegenwart aufhalten, ohne irgendwann den Ausdruck in seinen Augen zu bemerken, der immer dann auftauchte, wenn er dachte, niemand von uns sähe hin. Ich weiß immer noch nicht genau, was während jener Jahre mit ihm passiert ist - das ist eines von vielen Dingen, die er nicht mit mir hat teilen wollen -, aber ich kann Ihnen sagen, wir alle wussten, dass es noch immer passierte. Ich dachte, die Familie würde ihn erneut verlieren, auf die eine oder andere Art.«
»Und dann?«
»Einen Tag nach dem Ball, von dem ich Ihnen erzählt habe und der bestenfalls als abgewendete Katastrophe bezeichnet werden kann, hat Jelaine mir erzählt, sie sei mit Vater übereingekommen, dass sie Jason auf eine ausgedehnte Außerweltreise mitnehmen würde. Sie sagte, es gäbe Dinge, mit denen Jason sich befassen müsse, Dinge, die von seiner Zeit in der Fremde übrig geblieben seien. Sie sagte, sie würde dafür sorgen, dass er eine Chance dazu bekäme. Nun, was mich betrifft, so habe ich die Vorstellung gehasst, denn als er Xana zum ersten Mal verlassen hat, hat sich das zu einer Katastrophe für ihn entwickelt, aber Jelaine schien sich ihrer Sache sicher zu sein, und sie hatte bereits Vaters Einverständnis, also würde es auch so geschehen.«
»Haben Sie Ihren Vater gefragt, warum er zugestimmt hat?«
»Er hat mir erklärt, er wolle seinen Sohn zurückhaben.«
»Und Sie?«
»Ich wollte meinen Bruder zurückhaben.«
»Aber Sie waren trotzdem dagegen.«
»Ich hielt Jason für eine Gefahr«, sagte Philip. »Ich hatte zugesehen, wie er, ein Lieblingssohn, ausgeflogen ist und sich einem Schrecken ausgeliefert hat, den wir anderen uns nicht einmal vorstellen konnten. Ich sah ihn als einen Schatten seiner selbst zurückkehren, der weder zu uns noch zu irgendetwas um ihn herum eine echte Verbindung herstellen konnte. Und nun sah ich, wie er auch Jelaine mit hineinzog. Verstehen Sie das nicht? Ich fürchtete, sie auch noch zu verlieren!«
»Wie sind Sie damit umgegangen?«
»Da ich sie nicht von der Reise abhalten konnte, habe ich angeboten, meine Arbeit liegen zu lassen und mitzugehen. Ich habe behauptet, es ginge mir darum, Jason zu unterstützen. Andererseits habe ich nicht geglaubt, dass es irgendetwas gab, das Jason hätte helfen können. Ich war mehr daran interessiert, als Stimme der Vernunft zwischen ihn und Jelaine treten zu können. Aber Jelaine hat abgelehnt. Sie hat gesagt, sie wisse, was sie tut. Sie hat gesagt, ich solle ihr vertrauen. Und so habe ich getan, was ein Bruder zu tun hat. Ich habe sie gehen lassen und das Beste gehofft.«
»Und das ist ... ›das Beste‹ ... was Sie bekommen haben?«
Er ballte krampfhaft die Fäuste, öffnete sie dann und massierte abwechselnd eine Hand mit der anderen, als wolle er sie unbewusst waschen. »Als sie zurückgekommen sind, war Jason ein neuer Mann, in sich ruhend, selbstsicher und zufrieden in einer Weise, wie er es nie vorher gewesen war. Jelaine hatte sich auch verändert. Sie war immer ein wundervolles Mädchen auf dem Weg zu einer bemerkenswerten Frau gewesen, aber nun war sie ... anders lässt sich das nicht ausdrücken ... zu einer Dame gereift. Wirklich königlich.«
»Und warum hat Sie das nicht glücklich gemacht?«
»Sie waren mir gegenüber distanzierter. Sie haben mit mir gesprochen und mich gefragt, wie es mir ergangen sei, sie haben mir sogar zu meiner Hochzeit und zu der Geburt meiner Tochter gratuliert. Sie waren nicht unfreundlich. Aber irgendwie war ihre Beziehung zu mir keine Beziehung mehr, die sie sich wünschten, sondern eine, zu der sie sich verpflichtet fühlten.«
»Sie lieben Sie nicht mehr.«
»Ich weiß nicht, ob sie mich lieben oder nicht. Das ist das Schlimmste daran. Aber falls sie es tun, dann nur, weil ich ihr Bruder bin und sie mich lieben
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