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Die dritte Klaue Gottes: SF-Thriller

Titel: Die dritte Klaue Gottes: SF-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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müssen. Davon abgesehen haben sie angefangen, mich wie ein Hindernis zu behandeln, mit dem sie umgehen müssen. Wie ein Teil des Problems.«
    »Teil welchen Problems?«
    »Ich weiß es nicht! Teil irgendeines verdammten Problems, das sie anscheinend haben! Entschuldigen Sie mich.«
    Nun war er es, der das Badezimmer aufsuchte. Er schloss die Tür, ließ das Wasser laufen, kehrte mit einem frischen, aber nur halb vollen Glas zurück. Er trank nur in winzigen, kontrollierten, aber spürbar aufgebrachten Schlucken. Er weinte nicht - ich weiß nicht, ob er dazu überhaupt fähig war -, aber seine Augen waren glasig, und seine Hände zitterten. Der Mann war ein Industriekapitän, eines der reichsten menschlichen Wesen im ganzen Universum und kraft des Unternehmens, dem er diente, möglicherweise auch ein soziopathisches Monstrum, aber in diesem Moment war er nur ein Junge, der wütend war, weil seine Geschwister ihn aus ihrem Geheimclub ausgeschlossen hatten.
    Ich ließ ihm Zeit, sich zu sammeln, und taxierte derweil seinen Schatten, Mr Wethers. Der Mann blieb ehern - kein Deut der Sorge oder des Mitgefühls zeigte sich in seinen nichtssagenden, unternehmensgebundenen Zügen. Offenes Mitleid mit dem Boss dürfte natürlich ein recht guter Weg sein, gefeuert zu werden, und das wäre gewiss keine gute Idee, wenn besagtem Boss der Planet gehört, auf dem man lebt. Aber die Fähigkeit dieses Mannes, jegliches Mitgefühl, das er empfinden mochte, zu verbergen, war extrem - und besser als seine Fähigkeit, die eigene Befangenheit zu verbergen, denn er errötete und wandte voller Unbehagen den Blick ab, kaum dass er sah, dass ich ihn beobachtete. Ich erinnerte mich, dass er gegenüber Skye, Jelaine und Dejah weitgehend genauso reagiert hatte. Er hatte zweifellos Probleme damit, die zwanglose Aufmerksamkeit seitens einer Frau auszuhalten. Ich fragte mich, wer ihn wohl in der Vergangenheit verletzt haben mochte und wie tief die Wunden waren.
    »Gibt es sonst noch etwas?«, fragte Philip.
    Ich entließ Mr Wethers zumindest teilweise aus der unwillkommenen Hitze meines Blicks und widmete mein Interesse wieder seinem Herrn und Meister. »Mr Bettelhine, welche Aufgaben erfüllen Sie in dem Konzern?«
    »Ich leite ungefähr zweihundert fortlaufende Forschungs- und Entwicklungsprojekte im Auftrag meines Vaters, dem Konzernleiter.«
    »Sie entwickeln Waffen.«
    »Ich erforsche neue Technologien.«
    »Welche«, bemerkte ich, »Sie überwiegend zur Entwicklung von Waffen benutzen.«
    »In anderen Abteilungen. Ich bin mehr daran interessiert, die Regionen ungerichteten Potenzials abzustecken. Auf Unternehmensebene ist klar, dass annähernd siebzig Prozent der von mir geleiteten Projekte sich jederzeit als Sackgassen herausstellen können. Die verbleibenden dreißig Prozent allein rechtfertigen mein Budget.«
    »Dennoch hat die praktische Anwendung Ihrer Forschungsergebenisse das Potenzial, Menschen in großer Zahl zu töten.«
    Dieser Unterhaltung müde, verdrehte er die Augen. »Counselor, glauben Sie ernsthaft, dass ich diese Debatte nicht schon längst mit mir selbst geführt habe? Ich trage meinen Teil zu einer Industrie bei, die Leuten die Möglichkeit gibt, ihr eigenes Schicksal zu bestimmen. Wie sie diese Macht einsetzen, ist ihre Sache. Was hat das mit der Situation zu tun, in der wir uns derzeit befinden?«
    Da hatte er recht. Ich hätte die moralischen Fragen, die das Familienunternehmen der Bettelhines aufwarf, bis in alle Ewigkeit mit ihm diskutieren können, ohne dass wir je zu einem Schluss gekommen wären, der ihn oder mich hätte zufriedenstellen können. »Mir ist bekannt, dass eine Anzahl Ihrer Abteilungen geschlossen oder an Jason und Jelaine übergeben wurde, und das ist extrem ungewöhnlich, bedenkt man Ihre langjährige Tätigkeit für das Unternehmen und Jasons ungewisse persönliche Geschichte. Ich bin überzeugt, Sie sind an Ihren Vater herangetreten und haben ihn gefragt, warum das geschehen ist. Hat er Ihnen eine Antwort gegeben, die in Ihren Augen Sinn ergab?«
    Seine Antwort war eisig. »Er hat nur gesagt, der Konzern müsse sich wegen veränderter Bedingungen neu ausrichten, und man würde mir alles zu gegebener Zeit erklären.«
    »Sie haben auch gesagt, dass Sie zu Ihrem Vater mehr als nur eine Beziehung haben, nämlich die als Sohn und die als leitender Angestellter des Unternehmens. Was Sie gerade gesagt haben, klingt nach der Antwort für den leitenden Angestellten. Verzeihen Sie die Frage, mir ist

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