Die dritte Klaue Gottes: SF-Thriller
konnte. Die Fokussierungserfordernisse zu erfüllen, hatte sich als problematischer erwiesen als die Überwindung jeglicher moralischer Bedenken, die die Bettelhines jener Ära in Bezug auf den Bau einer Waffe möglicherweise gehegt hatten, die in der Lage war, jeden Mann, jede Frau und jedes Kind in Reichweite dem gleichen Schicksal auszuliefern, das einst den religiösen Abweichlern der K'cenhowten zuteil geworden war, die zum Tod durch Folter verurteilt worden waren. Das Projekt war nicht aufgegeben worden, weil es moralisch und physisch übelkeiterregend war - ich hätte mich bei dem Gedanken an Milliarden, die plötzlich erstarrten, während sich ihr Inneres aus sämtlichen Körperöffnungen ergoss, beinahe übergeben -, sondern weil die Bettelhines ein Vermögen bei dem Versuch verloren hatten, die Waffe in einen funktionstüchtigen Zustand zu versetzen.
Ich stöhnte. »Bist du sicher, dass sie das Projekt aufgegeben haben? Ich möchte nicht irgendwo in einem Universum leben, in dem so etwas auf den Markt gebracht werden könnte.« Oder in einem, in dem so etwas ein passendes Mittel wäre, den Genozid zu verüben, vor dem ich gewarnt worden war.
»Dann kann ich es wohl nicht mehr schlimmer machen, wenn ich dir sage, dass dies in Bezug auf das destruktive Potenzial nicht schlimmer ist als diverse andere Produkte, die die Familie seit einiger Zeit vertreibt. Ich möchte gar nichts über all die Projekte wissen, die die Bettelhines erfolgreich abgeschlossen und lediglich aus Furcht vor ihrer destabilisierenden Wirkung auf die Wirtschaft zurückgehalten haben. Aber in diesem Fall habe ich von dem, was ich gelesen habe, genug begriffen, um dir zu versichern, dass die Projektmanager die technischen Probleme als unlösbar eingestuft haben.«
Das bewies wenig, was über die Bestätigung hinausgegangen wäre, dass die Klauen Gottes den Bettelhines zumindest während früherer Generationen nicht fremd gewesen waren - eine verstörende, aber keineswegs überraschende Enthüllung, bedachte man, dass die Rekonstruktion fremder Innovationen ein fester Bestandteil ihres Geschäftsmodells sein musste.
Außerdem bestätigte es all meine Vorurteile darüber, was für Scheißtypen das waren. Aber Skye hatte recht. Letztendlich bewies das nur, dass die Klauen Gottes, die heute benutzt worden waren, vielleicht Reproduktionen der Bettelhines waren - eine Möglichkeit, die ich so oder so bereits erwogen hatte -, und damit bestenfalls ein kleines Stück vom Puzzle. Ich speicherte die Information und bat sie, fortzufahren.
Die Schriften, die der Khaajiir über die Erleuchtung der K'cenhowten verfasst hatte, erwiesen sich lediglich als ein dickes Buch unter vielen, die sich mit der blutigen Geschichte diverser Spezies befassten - von der Selbstopferung der Cid im Dritten Jahrtausend bis hin zum Nazi-Holocaust auf der Heimatwelt der Menschheit. Anscheinend war er fasziniert von dem Thema, und er kehrte immer und immer wieder zu einem speziellen Punkt zurück: den häufig ebenso blutigen korrektiven Perioden, die auf jede längere Periode der Tyrannei und Ungerechtigkeit folgten. Noch fehlte mir der Dreh, der nötig war, um die relevanten Fakten aus der Explosion der Informationen herauszuziehen, die mich regelrecht überwältigten, wenn ich versuchte, auch nur Teile dieser Schriften allein zu lesen, aber da die Porrinyards nur Minuten benötigt hatten, um den Wälzer, der sich mit dem Zeitalter der Erleuchtung der K'cenhowten befasste, per Schnellleseverfahren zu lesen, war Skye in der Lage, mich mit dem Punkt vertraut zu machen, den sie für den wichtigsten hielt.
»Die Khaajiirel sind der Schlüssel«, sagte Skye. »Der verstorbene Professor - ich nenne ihn fürs Erste so, um Missverständnisse zu vermeiden - hat festgestellt, dass Tyranneien und Diktaturen oft so erfolgreich bei der Unterdrückung ihres Volkes sind, dass das durch Zorn und Hass hervorgerufene Chaos, das so lange in Schach gehalten werden konnte, oft gerade dann ausbricht, wenn die Unterdrückung endet. Er führt eine Anzahl historischer Machthaber auf, die gestürzt wurden oder die liberalisierende Kräfte davon überzeugten, das Volk von seinen Ketten zu befreien, was beides häufig dazu führte, dass sie durch eine noch ruinösere Anarchie ersetzt wurden. Kurz gesagt: Die Eroberer und Despoten geben nach, und die Gesellschaften, die sie zurücklassen, fangen an, den Ast abzusägen, auf dem sie sitzen - sie reagieren mit Autogenoziden und Bürgerkriegen, die
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