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Die dritte Klaue Gottes: SF-Thriller

Titel: Die dritte Klaue Gottes: SF-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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dies kein Zusammenprall von Kulturen und Moralvorstellungen war, sondern die Folge unbekannter Faktoren, die sich auf jede intelligente Kreatur, die an jenem Tag dort war, auswirken mussten, ist gleichbedeutend damit, einer schrecklichen Anomalie zu gestatten, unsere Entscheidungen an unserer Stelle zu treffen. Und besonders tragisch ist, dass wir alles verraten, was großartig an unserem Volk ist, indem wir dem Impuls gehorchen, die Leute, die an jenem Tag dort waren, auf dem Rücken derer zu dämonisieren, die die Unschuldigsten waren und zugleich diejenigen, deren weiteres Leben auf die schlimmste Weise zerstört wurde.‹« Sie blickte zu mir auf und schloss: »Dann hat er gesagt: ›Wenn wir je verstehen wollen, dann müssen wir tun, was die historischen Khaajiirel getan haben. Wir müssen uns gemeinsam erheben und der nach diesem Massaker am meisten geschmähten unschuldigen Person vergeben, der Menschenfrau Andrea Cort.. .‹«
    Seit mehr als der Hälfte ihrer Rezitation hatte ich diesen letzten Satz auf mich zukommen sehen. Ich hatte etwas in der Art geargwöhnt, seit der Khaajiir mich erstmals mit dieser echten, spürbaren Wärme behandelt hatte. Aber die Worte trafen mich dennoch wie ein Hammerschlag. Ich versuchte, etwas zu sagen, fühlte mich aber dann gezwungen, mich zu entschuldigen und mehrere Minuten allein im verschlossenen Badezimmer meiner Suite zu verbringen und an die Geschwister zu denken, deren Ermordung ich miterlebt hatte, und an die Last jener Nacht, die ich schon viel zu viele Jahre mit mir herumtrug. Das war etwas, das ich auch mir selbst gegenüber nur selten zugab: Nicht nur, dass ich Bocai so sehr geliebt hatte wie meine eigene Familie, nein, ich fühlte auch nach all den vielen Jahren, in denen ich als das Mädchen verteufelt worden war, das einem Bocai-Nachbarn die Augen ausgerissen hatte, noch genauso. Es hätte mir viel bedeutet, hätte ich Vergebung von den Lippen eines Bocai erfahren.
    Nach ein paar Minuten legte sich der erste emotionelle Tsunami, und ich war imstande, trockenen Auges und mit weiteren, bohrenden Fragen zu Skye zurückzukehren. »Aber warum soll das die Bettelhines auch nur einen Scheißdreck interessieren? Sie waren nie Teil meines Lebens, ich war nie Teil des ihren. Wollen die sich jetzt als barmherzige Engel betätigen und alle sich bekriegenden Leute dazu zwingen, einander die Hände zu schütteln und sich brav zu vertragen? Hat man mich als Ehrengast eingeladen, damit ich den moralischen Juckreiz des Khaajiir wegkratze?«
    »Ich habe im Moment nichts einzubringen, Andrea.«
    »Selbst wenn sie der Ansicht waren, es wäre wichtig, dass sie ihrem gehätschelten Bocai-Professor ein Geschenk machen, welchen Unterschied soll das machen? Er war nur ein Bocai, nicht einmal ein Entscheidungsträger. Die Mehrheit würde mich trotzdem noch hassen. Er hätte mir erzählen können, dass es ihm leidtäte, wie sich die Dinge zwischen mir und seinen Leuten entwickelt haben, und ich hätte ihm sagen können, dass ich seine Anteilnahme zu schätzen wisse, doch weiter hätten wir einander nichts zu sagen gehabt. Das wäre ein saublöder Grund, eine vollkommen fremde Person auf die Schnelle hierherzuzerren.«
    Skye biss sich auf die Lippe. Die Porrinyards müssen sich gewünscht haben, die Dinge in einem nobleren Licht zu betrachten, doch davon hielt sie schon ihr gesunder Menschenverstand ab, und es schmerzte sie, ohne ein Happy End aufgeben zu müssen. »Ich halte das durchaus für möglich.«
    »Nein, es ist nicht möglich. Nicht, wenn die Bettelhines etwas damit zu tun haben. Nicht nach allem anderen, was ich über sie weiß, nicht bei dem, was ich dir zu demonstrieren gedenke, wenn wir irgendwann dieses glitzernde Barflittchen hier haben. Die haben kein einziges Atom instinktiver Güte in sich. Da muss noch etwas anderes sein, vielleicht in einigen der anderen Materialien, auf die Jason hingedeutet hat.«
    »Davon bin ich überzeugt. Leider hat es einige Zeit gekostet, die Geschichte des Khaajiir auszugraben, und ich bin noch nicht dazu gekommen, irgendeine weiterführende Verbindung aufzuspüren.«
    »Was ist mit dieser Lillian Jane Bettelhine, die Jason erwähnt hat?«
    Skye nahm mir den Stab aus den Händen und spazierte davon. Während sie über die beste Herangehensweise an was immer da folgen mochte nachdachte, drehte sie den Stab geistesabwesend in den Händen. »Ich glaube, sie könnte eine dieser Zeitverschwendungen sein, von denen ich gesprochen habe.«
    »So

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