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Die dritte Klaue Gottes: SF-Thriller

Titel: Die dritte Klaue Gottes: SF-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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erst enden, wenn die Geschichte sie mit einer neuen Ordnung bedenkt, die ebenso schlimm ist wie die alte. Er hat geschrieben: ›Leute, die mitten im Feuer stehen, hören nicht auf zu brennen, nur weil Möchtegern-Reformer beschließen, man könne dem Feuer befehlen, zu Wasser zu werden.‹ Zitat Ende.«
    Ich nickte. »Aber den K'cenhowten ist es nicht so ergangen. Sie hatten die Khaajiirel.«
    Skye überließ mir den Stab und fing an, auf und ab zu marschieren. »Richtig. Utopische Idealisten, die Frieden gepredigt haben, und anstatt sich die Worte über die Jahre und Jahrhunderte zu einem neuen Dogma verdrehen zu lassen, das eine ebenso schlimme Form der Inquisition hätte herbeiführen können, wie das Zeitalter des Terrors, haben sie tatsächlich erreicht, was sie wollten: Die Tyrannen wurden gestürzt, und der Hass innerhalb ihrer Spezies war binnen weniger Jahre vergessen. Es ist nicht gänzlich unbekannt, dass Friedensstifter auf irgendeiner Welt so etwas schaffen, aber wenn sie es schaffen, dann meist, wenn die Befreiung nach nur wenigen Generationen erfolgt. Unserem Professor zufolge bedeutet das, dass solche abrupten Veränderungen nicht im Falle eines Regimes erreicht werden können, das Jahrhunderte oder mehr überdauert hat. So ein Regime wird durch einen historischen Impuls gestützt und ist ohne katastrophale Auswirkungen nicht aufzuhalten. Anders ausgedrückt: Man kann all die verschiedenen Faktionen an einem Tisch zusammenrufen und ihnen sagen, sie sollen nett zueinander sein, und sie werden immer noch über die Verbrechen palavern, die die Privilegierten an den weniger Privilegierten in der Generation ihrer Ururgroßeltern verübt haben. Hier kann ich wieder zitieren: ›Zu behaupten, die Khaajiirel wären auf andere Art erfolgreich gewesen, nämlich allein durch die Macht ihrer Ideale, hieße, sich einer Naivität zu ergeben, die in ihrer Idiotie geradezu verblüffend ist. Das Wunder, das sie für sich in Anspruch nehmen, hätte einen der Nächstenliebe verpflichteten Despotismus erfordert, einen, der die erste freie Generation ihrer Welt gezwungen hätte, auch die erste Generation zu werden, die von dem Bösen der Vergangenheit rein wäre. Das war kein Despotismus, den sie mit der ihnen verfügbaren Macht im Geheimen hätten schaffen können, ohne einen weiteren schwarzen Fleck in ihrer Geschichte zu hinterlassen. Und doch taten sie, was sie taten, begruben all die Erinnerungen an ihre eigene Art der Tyrannei, wie sie die Regentschaft des Terrors begraben hatten, die sie erst notwendig gemacht hat.‹ Zitat Ende.«
    Ein Schaudern überfiel mich. »Hat er erklärt, wie die historischen Khaajiirel das seiner Meinung nach angestellt haben?«
    »Nein. Das ist nur eine vage Andeutung, weiter nichts. Aber das ist die Theorie der historischen Impulse, auf die Jason verwiesen hat, als du versucht hast, mehr Informationen aus ihm herauszuholen.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob mir die Vorstellung gefällt, dass die Bettelhines, irgendwelche Bettelhines, diesen Abschnitt lesen«, sagte ich. »Ganz zu schweigen von idealistischen Bettelhines wie Jason und Jelaine.«
    »Ich auch nicht. Außerdem finde ich den Gedanken nicht gerade ermutigend, dass Hans Bettelhine -der nie ein Idealist war und es zweifellos vorziehen würde, wenn seine Familie einfach so weitermacht wie eh und je - plötzlich beschließt, er will ein Jahr in Gesellschaft unseres Professors verbringen. Das ergibt keinen Sinn.« Sie zögerte. »Falls dir das hilft: Ich habe herausgefunden, warum der Khaajiir auf Bocai so eine verhasste, kontroverse Person ist. Warum manche Faktionen ihn nur zu gern tot sehen würden.«
    »Warum?«
    »Er hat ihren Hass gegenüber dir heruntergespielt.«
    Mein Herz tat einen Satz. »Was?«
    »Er hat vor einem großen Publikum in seiner Universität gestanden und gesagt: ›Das Phänomen, das zu dem Massaker geführt hat, ist nicht, wie viele von uns es gern hätten, ein rein menschliches. Wir wissen es besser. Es ist auch nicht auf Bocai beschränkt, auch wenn so viele Bocai, die an jenem Tag in dieser Gemeinde festsaßen, Verbrechen begangen haben, die nicht minder grausam waren als die Verbrechen der Hom.Sap unter ihnen. Auf diesem furchtbaren Tag herumzureiten, den endlosen Hass auf diejenigen, die auf der einen oder anderen Seite partizipiert haben, aufzustacheln und zugleich die Allgemeingültigkeit dieses gemeinschaftlichen Spasmus zu ignorieren, zugleich die eindeutigen Beweise dafür zu ignorieren, dass

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