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Die dritte Klaue Gottes: SF-Thriller

Titel: Die dritte Klaue Gottes: SF-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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Moment, in dem Skye es wusste, dass wir Mendez brauchten. Dieses Mal verzichtete Philip angesichts des niedrigen Standes des Ersten Stewards darauf, mit ermüdendem Getue die Beteiligung eines Anwalts der Bettelhine-Familie an dem Gespräch zu fordern. Mendez betrat die Suite allein, den Kopf gesenkt, die Lippen ein wenig geschürzt. Davon abgesehen hatte seine ehrerbietige, formelle Haltung nicht im Mindesten unter unserer gemeinsamen Begegnung mit dem Tod gelitten. Sollte die blutige Wendung, die unsere Reise genommen hatte, sich überhaupt in irgendeiner Weise auf ihn ausgewirkt haben, dann schlug sich das in einer dünnen Schweißschicht nieder, die seine Stirn in eine spiegelnde Oberfläche verwandelte und in Gegenwart all der Bettelhine-Reichtümer ihren ganz eigenen Glanz verbreitete.
    Er trat ein, schloss die Tür hinter sich und machte sich zu dem Platz auf, den Dina Pearlman gerade freigemacht hatte. All das tat er ohne Eile, ohne Zögern, ohne irgendeinen Hinweis darauf, dass seine Aufgabe mehr umfasste als das Servieren von Getränken oder das Aufwischen verschütteter solcher. Neben der Ottomane blieb er stehen, scheinbar nicht bereit, sich zu setzen. »Counselor. Wie darf ich Ihnen zu Diensten sein?«
    »Für den Anfang könnten Sie Platz nehmen.«
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen, aber ich bin im Dienst. Ich bedaure, aber ich halte es für unangemessen, Platz zu nehmen«, sagte er. Dann bedachte er Paakth-Doy, die die ganze Zeit gesessen hatte, mit einem Blick, angefüllt mit vernichtender Kritik, und hob die Stimme um ein oder zwei Dezibel. »Allerdings ist es auch unangemessen, dass sie Platz genommen hat.«
    Paakth-Doy lief rot an und machte Anstalten, aufzustehen.
    »Packen Sie Ihren Arsch wieder auf den Sitz, Doy!«, bellte ich.
    Mitten in dem Versuch, aufzustehen, kalt erwischt, erstarrte Paakth-Doy. Welche Argumente bei dem folgenden inneren Zwiegespräch erhoben wurden, konnte ich unmöglich feststellen, aber möglicherweise lieferte am Ende die Schwerkraft den Ausschlag. Sie fiel zurück auf ihren Platz und trug dabei das Elend eines jeden Menschen zur Schau, der zwischen zwei verschiedenen potenziellen Fehltritten in der Zwickmühle saß.
    Ich befleißigte mich eines ruhigen Tons. »Die heutigen Verstöße gegen die Etikette umfassen einen Mord, Sir. Solange der auf der Tagesordnung steht, könnte es mich nicht weniger interessieren, wer steht, wer sitzt und wer die falsche gottverdammte Gabel benutzt, während er diesen gottverdammt protzigen, ungenießbaren Hauptgang isst. Heute Abend arbeitet Paakth-Doy für mich, und heute Abend wird sie sitzen, wenn das verdammt noch mal bequemer für sie ist oder wenn ich verdammt noch mal will, dass sie sitzt. Ist das klar?«
    Nicht eine Spur von Ärger zeigte sich auf Mendez' friedfertiger Butlerfassade. »Was immer der Counselor wünscht. Habe ich ebenfalls Platz zu nehmen?«
    »Nein, Sie können tun, was immer Sie für das Bequemste halten.«
    »Dann werde ich stehen bleiben.«
    »In Ordnung.« Eine Sekunde verging, während ich damit beschäftigt war, mich für meine kurzsichtige Entscheidung, ihm die Wahl zu lassen, zu verwünschen. Nun würde ich, solange ich selbst sitzen blieb, während der ganzen Befragung zu ihm aufblicken müssen.
    Mit einem unterdrückten Seufzer erhob ich mich, streckte den Rücken durch, dass die Wirbel knackten, entfernte mich ein halbes Dutzend Schritte weit und drehte mich dann um, um ihm auf gleicher Augenhöhe gegenüberzutreten. Das Schwierigste daran war, das leichte Grinsen in Skyes Gesicht zu ignorieren.
    »Mr Mendez, Sie sind in erster Linie hier, um uns etwas über die zeitlichen Abläufe zu sagen. Trotzdem würde ich gern zuerst ein wenig über Sie erfahren.«
    »Ist das notwendig?«, fragte er.
    »Ja.«
    »Ich muss gestehen, ich frage mich, wozu.«
    Das war nicht das erste Mal in meinem Berufsleben, dass ein eines schweren Verbrechens Verdächtiger Einwände gegen persönliche Fragen erhob sowie Verwirrung über deren Relevanz zum Ausdruck brachte. Aber normalerweise war das ein Zeichen dafür, dass ich beinahe ins Schwarze getroffen hatte. Dies war aber das erste Mal, das allererste, dass jemand die Bedeutung einer einfachen Kurzbiografie anzweifelte. Ich starrte ihn für einen Moment an, rechnete mit einem Ausdruck der Anmaßung und fand keinen; nur höfliche, akademische Neugier. »Ich finde es hilfreich, mir zuerst ein grundsätzliches Bild von der Person zu machen, mit der ich es zu tun habe. Warum?

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