Die dritte Klaue Gottes: SF-Thriller
gewandert waren, statt nur die Enden einer schnurgeraden Linie zu bilden. Vernon Wethers war kreidebleich, und seine Augen suchten die kunstvoll gearbeitete Decke ab, als hoffe er auf das plötzliche Auftauchen einer Fluchtleiter. Dina Pearlman, die sich mit einer Flasche in eine der Sitzecken zurückgezogen hatte, hob diese zu einem spöttischen Toast, während Farley nur müde aussah, so, als wäre er bereit, alles zu akzeptieren, was auf ihn zukommen mochte, solange ihn nur alle anderen in Ruhe ließen.
»Was ist los?«
Philip schien ein niederträchtiges Vergnügen dabei zu empfinden, mir die gute Nachricht zu überbringen. »Hilfe ist eingetroffen. So hört es sich an, wenn die Stanley von Layabout unser Dach berührt.«
»Sind Sie sicher?«
Eine weitere Erschütterung brachte Gläser zum Klirren und sämtliche Leute, die nicht bereits saßen, aus dem Gleichgewicht. Mit einer Effizienz, die scheinbar kein Nachdenken erforderte, rettete Mendez ein Glas, ehe es über den Rand des Tresens rutschen konnte. »Er weiß, wovon er spricht, Counselor. Das ist eine Stanley, die Kontakt zur Kutsche herstellt. Ich weiß es, ich wurde darin geschult, dieses Geräusch zu erkennen.«
»Dann wissen Sie, was wir zu erwarten haben«, sagte ich.
»Ich bedauere, das weiß ich nicht. In den Simulationen, die ich erlebt habe, blieb die Kommunikation zwischen dem Piloten und uns während der ganzen Rettungsmission aufrechterhalten. Er hätte uns beispielsweise vor dem Ruck gewarnt. Aber ich weiß nicht, was er tun wird, wenn wir nicht mit ihm sprechen und ihm nicht sagen können, dass wir noch leben.«
»Keine Sorge«, sagte Oscin zu niemandem Bestimmten. »Ich kenne zwar die exakten Parameter der hiesigen Technik nicht, aber in einer so niedrigen Umlaufbahn wäre jedes Gefährt nutzlos, das keine Instrumente an Bord hat, die Bewegung und damit Leben innerhalb einer abgeschlossenen Kabine wie dieser erfassen können. Jetzt, da ein direkter Kontakt hergestellt ist, nehme ich an, dass die Mannschaft von diesem Ding sich genauso darum bemüht, Herzschläge und Stimmen zu zählen, wie darum, die Art der Fehlfunktion festzustellen. Sehe ich das richtig, Mr Bettelhine?«
»So sehe ich es auch«, sagte Philip.
»So läuft es auch«, sagte Jason.
Farley Pearlman löste seinen Blick gerade lange genug von seinem Drink, um einen einzigen und nicht besonders interessanten Vorschlag zu unterbreiten. »Was ist mit uns? Sollen wir alle anfangen zu schreien?«
Er war exakt die Art krimineller Person, der gegenüber ich im Gespräch niemals irgendeinen professionellen Abstand würde wahren können, aber meine Antwort galt weniger ihm als allen anderen, die auf den Gedanken kommen könnten, sein Vorschlag wäre nützlich. »Wenn deren Instrumente in der Lage sind, einen Herzschlag durch die Schotts und Hitzeschilde aufzufangen, und da oben jemand lauscht, ist das das Letzte, was wir tun sollten. Das wäre, als würde man lauthals hallo in ein Stethoskop brüllen.«
Er bedachte mich mit einem traurig-zufriedenen vagen Nicken, als freue er sich, wieder in die Irrelevanz zurückgeworfen worden zu sein, und widmete sich wieder seinem Getränk.
»Hätte schlimmer sein können«, krähte Mrs Pearlman. »Er hätte auch vorschlagen können, dass wir singen.«
Wieder ging ein Ruck durch die Kabine, dieses Mal hart und metallisch und ächzend, als würde eine prähistorische Bestie nach anderen ihrer Art rufen.
»Sie bewegen sich«, sagte Jason.
»Mr Bettelhine? Solange diese Schutzschilde vor den Fenstern liegen, sind wir quasi blind. Gibt es so etwas wie eine externe Überwachungseinrichtung, mit deren Hilfe ich die Vorgänge beobachten kann?«, erkundigte ich mich.
Philip musterte mich ungläubig. »Warum? Sie wollen doch wohl nicht behaupten, Sie wären auch auf diesem Gebiet eine Expertin?«
»Das vielleicht nicht«, sagte ich. »Aber in Anbetracht all dessen, was heute passiert ist, halte ich es für besser, nicht zu viel Vertrauen darauf zu setzen, dass alles innerhalb der erwarteten Parameter abläuft. Wenn da draußen etwas schiefgeht oder wenn dort lediglich ein neuer Anschlag auf das Leben der Leute in diesem Raum vorbereitet wird, würden Sie das dann nicht auch gern wissen?«
Er suchte in meinen Augen nach Hinweisen auf Doppelzüngigkeit, fand keine und hielt noch ein paar Sekunden stand, weil er ganz einfach nicht geneigt war, mir auch nur dieses bisschen Boden zu überlassen.
»Schaden kann es nicht«, sagte Jelaine.
Philip
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