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Die Drohung

Die Drohung

Titel: Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Cortone die Möglichkeit erhält, irgendwo gemütlich privat zu wohnen.« Holden legte ein paar gute Fotos von Cortone auf den Tisch. Ein edler Kopf, den mindere Gemüter ohne Bedenken sofort mit ›Herr Generaldirektor‹ angesprochen hätten. »Gesucht wegen Bankraub.«
    »Unmöglich!« Beutels starrte Holden entsetzt an. »Sie können doch keinen Menschen mit einer konstruierten Tat jagen! Oder hat Cortone Banken ausgeraubt?«
    »Nein.«
    »Sehen Sie. Nach deutscher Rechtsauffassung kann ich niemandem etwas anhängen, was er nicht getan hat. Und ihn suchen lassen mit dem, was er getan hat beziehungsweise zu tun beabsichtigt, ist durch die Geheimhaltungsstufe 1 ausgeschlossen.«
    »Sie tun also nie etwas Ungesetzliches?«
    »Nie.«
    »Und Hans Bergmann?«
    »Wir haben ihn keines Verbrechens beschuldigt, sondern schützen ihn im Gegenteil vor der Dummheit einer unüberlegten Tat.«
    »Im Staatsinteresse, ich weiß. Cortone kann Sie Milliarden kosten, wenn durch ihn die Olympischen Spiele ausfallen. Es fragt sich, ob eine Wahrheit so teuer sein darf, wenn eine Lüge so billig ist.«
    »Wir werden das gleich mit dem Ministerium durchsprechen, Holden.« Beutels betrachtete die Bilder. Maurizio Cortone war nicht im entferntesten der Typ eines Bankräubers. Man würde sich lächerlich machen mit solch einem Steckbrief. »Was halten Sie von Heiratsschwindler?« fragte Beutels.
    »Auch gut. Hauptsache, man bringt sein Gesicht unter die Leute.«
    »Wenn das Gesicht noch stimmt. Cortone hat einen Charakterkopf, der sich vorzüglich zur Maske eignet. Es gibt Typen, die man in alle möglichen Gesichter verwandeln kann, so gründlich, daß man den Untergrund nicht mehr wahrnimmt. Ich kannte da einen Schauspieler aus Hamburg, der zwei Strichjungen in seiner Wohnung erhängte und hinterher Wanderlieder zur Laute sang. Ein verrückter Schwuler. Wir haben ihn fast zwei Jahre lang gejagt. In immer neuen Masken trat er auf, ein Meister der Schminke. Sein Verderben war ein Herbstschnupfen. In einer Wirtschaft mußte er kräftig nießen, und dabei flog die falsche Plastilinnase in den Suppenteller. Das fiel natürlich auf.«
    »Cortone wird keinen Schnupfen bekommen«, sagte Holden, von Beutels' Erinnerung nicht gerade überwältigt. »Sie lassen also den Steckbrief los? Presse, Fernsehen?«
    »Ich hole mir erst Rückendeckung, Holden. Ein deutscher Beamter, der frei entscheidet, ist wie ein Wolf, der ein Lamm küßt – ein absoluter Außenseiter. In zehn Minuten wissen wir mehr. Übrigens –« Beutels, der zur Tür gegangen war, blieb stehen und sah sich nach Holden um – »ein hübsches Mädel, diese Helga Bergmann, nicht wahr?«
    »Ich werde sie heiraten.«
    »Pfff!« Beutels drehte die Zigarre zwischen den Zähnen. »Holden, es täte mir in der Seele leid, den Schwager von Hans Bergmann auch aus dem Verkehr zu ziehen … aber ich würde es unter Umständen tun!«
    Das war in München. Um die gleiche Zeit lag Maurizio Cortone in Acapulco in der Sonne und sah wohlgefällig zu, wie Lucretia Borghi in einem goldenen Bikini vom Beckenrand in das tintenblaue Wasser des Hotel-Swimmingpools sprang. Ein fleischgewordener Sonnenstrahl, sinnierte Cortone, ein materialisierter Engel, der nur einen Fehler hat: sein Charakter stammt vom Satan.
    Er hatte nicht die Dummheit begangen, die sowohl Berringer als auch Holden ihm zutrauten, nämlich sofort nach Deutschland zu fliegen. Er rechnete damit, daß sein Auszug sehr schnell auffallen und daß ebenso schnell der kleine, aber wie eine Viper gefährliche Berringer aktiv werden würde. Mexiko, vor allem aber das Hotel ›Imperial‹ in Acapulco waren Cortones bestes Alibi. Die Hotelleitung würde bestätigen, daß er von Mitte Mai bis Ende August hier einen ausgedehnten Urlaub verlebt hatte, einen Gesundheitsurlaub, denn da gab es einen Dr. Miguel Anjurez, Facharzt für innere Krankheiten, der ebenfalls attestieren würde, daß Maurizio Cortone an einem mittelschweren Diabetesleiden herumlaborierte. Die Kur in Acapulco war eine reine Diätkur, unter ärztlicher Beobachtung … wer wollte das nachher anzweifeln, wenn er Berringer dieses vollendete Alibi auf den Tisch legte.
    Auch Ted Dulcan war mitgekommen. Nachdem sie Geschäftspartner geworden waren, klebten sie zusammen wie siamesische Zwillinge. Da Bertie Housman, Dulcans schnelle Kanone, noch lebte, sah sich Cortone einem neuen Problem gegenüber. Mit Dulcan wäre er in Deutschland fertig geworden, aber Housman war ein Intellektueller,

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