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Die Drohung

Die Drohung

Titel: Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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dessen Leidenschaft für Mord man nur psychiatrisch erklären konnte. Housman war ein glänzender Unterhalter, strotzte von Wissen, besuchte Opernaufführungen und lief stundenlang in einem Museum herum, wenn gerade eine neue Ausstellung eröffnet worden war; er konnte vor einem Marienbild Stephan Lochners andächtig auf einer Samtbank hocken und jede Rosenblüte mit einer wirklich verinnerlichten Wonne betrachten – – – fünfzehn Minuten später erschoß er einen Mann, der Dulcan damit betrügen wollte, daß er feuchtgewordene Granaten zum Kauf anbot.
    Immerhin war Dulcan so klug, in einem anderen Hotel, im ›Tornado Club‹, zu wohnen. Eine Begegnung mit Lucretia hätte die Lage unnötig kompliziert, zumal da sie angedroht hatte, Dulcan bei Gelegenheit zu entmannen. Mit Cortone hatte sie sich ausgesöhnt, allerdings nicht im Bett. Das lag jedoch nicht an ihr, sondern an Cortone selbst. Sie soll hungrig werden, dachte er. Ein Verhungernder ißt auch runzlige Kartoffeln, ein Durstiger säuft aus Pfützen. Zugegeben, er war ein alternder Mann, aber auf das wenige, was er noch zustande brachte, war er besonders stolz. Des Herzens liebstes Kind mußte aber gelobt werden – und so ließ er Lucretia mit all ihrer Hormonglut im eigenen Feuer dünsten, in Erwartung jener Nacht, in der er, Cortone, als der einzige und größte Meister anerkannt würde. Acapulco schien dafür ein guter Platz zu sein. Meerwasser und Salzluft waren schon immer stimulierende Elemente.
    Vor allem konnte Cortone sich jetzt Zeit lassen – mit Lucretia, mit Dulcan, mit München. In Deutschland würde man der ergebnislosen Fahndung einmal müde werden … er aber wurde immer munterer. Sein letztes Funkgespräch mit Dr. Hassler hatte ihn so beruhigt, daß er jetzt jeden Sonnentag am Swimmingpool oder am goldenen Meeresstrand genoß. In München lief alles nach einem genialen Plan dieses verrückten, in das Chaos verliebten Arztes: 30 Millionen Dollar lagen buchstäblich auf der Straße.
    Dr. Hassler brauchte sie nur aufzusammeln.

München
    Die Alarmbereitschaft währte schon den dritten Tag, als endlich eine Reaktion auf die Anzeige in der ›Süddeutschen Zeitung‹ erfolgte. Es war wieder ein Brief, gestempelt vom Postamt 1. Das gleiche Papier, der gleiche Umschlag, die gleiche Maschinenschrift.
    »Ein Deutschnationaler«, scherzte Beutels mit Galgenhumor. »Konservativ bis auf die Knochen.«
    Sämtliche leitende Herren der Sonderkommission, der Präsident des Nationalen Olympischen Komitees und ein Beobachter aus dem Bonner Innenministerium, saßen um den Tisch, als Beutels den Brief aufschlitzte. Auf Fingerabdrücke mußte er keine Rücksicht nehmen … außer solchen von Postbeamten und anderen unschuldigen Personen hatten alle bisherigen Untersuchungen in dieser Richtung nichts zutage gefördert.
    Lepkin war der einzige, der nicht mit am Tisch saß. Er hatte aus dem Holiday Inn angerufen und sich entschuldigt. Das Frühlingswetter habe bei ihm einen Schnupfen ausgelöst. Nur Holden wußte, daß Lepkin kerngesund war und sich ganz auf die Jagd nach Bossolo konzentrierte. Seitdem für die Fahnder feststand, daß Cortone sich in München oder Umgebung aufhielt – man nahm fest an, daß er unter falschem Namen und mit verändertem Gesicht sehr selbstsicher herumspazierte, und hatte eine kleine Armee von Beamten eingesetzt, die alle Hotels, Pensionen und sogar die privaten Zimmervermieter kontrollierte –, waren Lepkin und Holden davon überzeugt, daß Pietro Bossolo früher oder später Fühlung mit seinem Chef aufnehmen würde, wenn er noch am Leben war. Das Zusammentreffen der Anzeige mit dem Verschwinden Cortones aus New York war ein weiterer Beweis dafür, daß in den nächsten Tagen das große Einkassieren beginnen sollte.
    Der einzige, der wieder Bedenken äußerte, war natürlich Beutels.
    »Cortone ist also hier. Ist er das Gehirn? Wer schreibt hier die Briefe? Wer hat die Organisation aufgebaut? Das ist kein Italiener oder Amerikaner … das ist ein Deutscher. Ich habe Psychologen und Germanisten an diese Briefe gesetzt … ihr Urteil ist fast einstimmig: ein bewußt am Rande des Primitiven gehaltener Stil mit modernen Worteinsprengseln, zum Teil auffallend lässig und schnoddrig, aber alles nur als Tarnung für eine überragende Intelligenz. Der Briefschreiber gehört der gehobenen Schicht an! Damit haben wir einen Täter, der uns gleichwertig ist. Der Stehkragentäter ist gefährlicher als der in Hemdsärmeln. Es wird zu einem

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