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Die Drohung

Die Drohung

Titel: Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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es an. Man hat mir noch keine Zeugungsunfähigkeit nachgewiesen.«
    »Dann müssen Sie ausziehen.« Aloys Prutzler sah mich streng an, wie ein Prälat im Beichtstuhl, dem man beichtet, Fettleibigkeit sei eine Strafe Gottes. »Hier kumma koa Kinder nei …«
    Ich versprach es ihm, auf Kondition zu achten und im richtigen Augenblick zu unterbrechen. Das war, als die Pille noch nicht so publik war … jetzt habe ich überhaupt keine Probleme mehr. Jedenfalls erhielt ich die Dachwohnung und kann jetzt vom Fenster meines kleinen WC in den Park meines Verlegers blicken. Ich habe ihm das einmal beiläufig gesagt … ich glaube, es hat ihn sauer gemacht. Wenn er jetzt in sein Schwimmbad springt, sehe ich ihn manchmal einen versteckten schielenden Blick zu meinem Dachfenster werfen. Ich könnte ihn ärgern und mit einem Taschentuch winken: Hier bin ich. Nun hinein ins Wasser, kleiner Sportsmann, nicht zittern und frieren. Tröste dich damit, daß alle Helden in der Badehose merkwürdig aussehen. Es gibt nur wenige schöne Männer – wir beide gehören nicht dazu.
    Aber ich winke nicht mit dem Taschentuch. Ich habe andere Sorgen, zum Beispiel jetzt, wo mir Gustav dieses Riesending ins Ohr geflüstert hat.
    Ich weiß, daß man das Olympiastadion in die Luft sprengen will.
    Am Eröffnungstag, nach dem Trara der Fanfaren und dem Aufflammen des Olympischen Feuers. Und ich weiß, daß man keine, gar keine Möglichkeit mehr hat, die Bomben zu suchen und zu finden.
    Gestern habe ich einen Rundgang über das Oberwiesenfeld gemacht. Mit Presseausweis ist das einfach, außerdem fällt im Gewimmel der 3.000 oder 4.000 Bauarbeiter niemand auf. Ein erhebendes Bild … die Riesen-Arenen der Stadien, das Wunderwerk des Zeltdachs, der künstliche See, die Olympischen Dörfer, das geradezu einmalige Pressezentrum … das alles ist eine Welt von übermorgen, ein Triumph der Technik, ein fast vollkommenes Zusammenspiel von Mensch und Computer, Erfahrung und Mut.
    Fast, sagte ich … denn irgendwo in dieser Wunderwelt liegt die Zerstörung. Die vollkommene Zerstörung. Das ist die Tatsache unserer Welt, überhaupt des Lebens: Die Leistungen menschlicher Gehirne streben bald dem Unmeßbaren zu … aber immer eine Stufe höher wird die Möglichkeit der Vernichtung sein.
    Was mache ich nun mit meinem Wissen? Das habe ich mich in den letzten Stunden – nach Gustavs Weggang – unentwegt gefragt.
    Wenn ich zu meinem Chefredakteur damit gehe, wird er das gleiche sagen, was ich Gustav an den Kopf geworfen habe.
    »Gustav«, habe ich gesagt (ich habe natürlich seinen richtigen Namen benutzt), »was Sie mir da erzählen, ist glatt unmöglich. Das gibt es nicht, das darf es einfach nicht geben.«
    Ich habe mich überzeugen lassen, daß es keine Hirngespinste sind. Wegen Phantastereien stellt man keine Sonderkommission zusammen, holt man nicht den Innenminister von Bonn nach München, setzt man nicht den Bundesverfassungsschutz ein, den militärischen Abschirmdienst, ein Sonderkommando der Kriminalpolizei. Sogar der sagenhafte Beutels soll sich eingeschaltet haben. Seit zwei Tagen raucht er Brissago-Zigarren. Das ist der letzte Beweis der Wahrheit!
    Ich weiß nicht, ob ich richtig denke, aber ich glaube, daß ich vor der größten Chance meines Journalistenlebens stehe: Gewissermaßen mit einer Tarnkappe sitze ich mittendrin in einer Top-Secret-Sache. Nun mach einer mal etwas daraus! Der Gedanke: Niemand auf der Welt ahnt, daß die XX. Olympischen Spiele auf zwei Atombomben gebaut sind. Nur eine Handvoll Männer wissen es. Und ich!
    Seit zwei Stunden weiß ich auch, was ich tun werde.
    Ich rücke in die ›Süddeutsche Zeitung‹ das gewünschte Inserat ein:
    ›Wir danken dem ehrlichen Finder.‹
    Das wird den Stein ins Rollen bringen.
    Und Gustav informiert mich weiter.

München – Olympiabauleitung
    »Da haben wir's!« Oberkommissar Abels legte die ›Süddeutsche Zeitung‹ weg, die ihm aus dem Polizeipräsidium von einem Motorradfahrer der Schutzpolizei gebracht worden war. Dazu ein schnelles Handschreiben des Polizeipräsidenten:
    »Absolutes Rätsel. Die Anzeige hat keiner von uns aufgegeben. Nachforschungen in der Anzeigenannahme laufen bereits.«
    »Natürlich bekommen sie nichts heraus«, sagte Abels. »Ich weiß, wie das läuft. Ein Mann, Alter nicht schätzbar, braunes Haar, mit Hut, rundes Gesicht, in grauem Anzug und braunem Mantel hat das Inserat bezahlt und war gleich wieder weg. Genaue Beschreibung – nein. Wer sieht sich einen

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