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Die Drohung

Die Drohung

Titel: Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Herr Bundeskanzler.«
    Der Bundeskanzler lachte, jovial, was ihn so beliebt machte, ein wenig überlegen, was seine Gegner so fürchteten. »Schon allein das sollte ein Witz sein! Aber ich bin damit einverstanden, daß sich das Kabinett morgen um 16 Uhr Ihren Bericht anhört und durchdiskutiert.«
    Er legte auf. Noch eine Minute bis zur Abfahrt. Der Bundeskanzler nahm seinen Mantel in Empfang und zog ihn an. Seine Frau, gewöhnt, aus seiner Mimik, aus Augen und Mundwinkeln zu lesen, reichte ihm die Hand. Er beugte sich vor und küßte sie auf die Wange.
    »Etwas Schlimmes?« fragte sie.
    »Etwas mit den Olympischen Spielen.«
    »Und deswegen eine Sondersitzung des Kabinetts?«
    »Es gibt Fragen, die man nur im Kollektiv lösen kann.«
    Ein Abschiedslächeln, die Tür schwang auf. Der Bundeskanzler fuhr zu seiner Mairede.
    Seine Frau blickte ihm nachdenklich nach, als er in den Wagen stieg. Als er ihr durch die Scheibe zuwinkte, hob sie ebenfalls grüßend die Hand.
    Sie wußte, daß er ihr ausgewichen war. Seit Jahren zum ersten Mal …

New York
    Maurizio Cortone hatte die Zeitungen gelesen. Immer und immer wieder hatte er sie durchgeblättert, bis er als kleine Notiz unter ›Vermischtes‹ die Sätze fand:
    ›Auf dem Olympiagelände in München explodierte eine Azetylenflasche und richtete leichten Schaden auf den neuen Parkplätzen an.‹
    Drei Zeilen. Azetylenflasche. War dieser Dr. Hassler wirklich ein Irrer? Cortone faltete die Zeitungen zusammen, warf sie wütend in eine Ecke seines Arbeitszimmers und starrte mißmutig aus dem Fenster. Er war fast erlöst, als das Telefon klingelte und Ted Dulcan anrief.
    »Eine saubere Arbeit, Mauri!« sagte er. »Anerkennung. Damit heizt man den Ofen so richtig an.«
    »Wovon sprichst du eigentlich, du Schwachkopf?« antwortete Cortone gereizt. Er überlegte, was in den vergangenen Tagen außerhalb seiner Sportschule an Geschäften gelaufen war und sah keine überdimensionierten Aktionen dabei. Die Verkäufe von 100 Granatwerfern nach Nahost konnten Dulcan nicht zu so enthusiastischen Lobreden anregen.
    »München« – sagte Dulcan wie ein Verschwörer. Cortone wurde rot, knirschte mit den Zähnen und hieb auf den Tisch.
    »Wenn ich den Namen höre, beginnt meine Galle zu rotieren. Laß mich in Ruhe, Ted.«
    »Die Explosion war gekonnt.«
    »Eine Azetylenflasche! Was geht das mich an?«
    »Mauri, sei kein Schmierenschauspieler.« Dulcan schien nicht beleidigt, eher belustigt. »Es waren einige Stangen Dynamit. Ein Krater wie für das Fundament eines Hochhauses! Aber so gekonnt gelegt, daß kein Menschenleben gefährdet war. Nur ein pinkelnder Arbeiter flog durch die Luft. Könnte ein Film aus den zwanziger Jahren sein!«
    »Dynamit –« sagte Cortone gedehnt. Die Zeitungsmeldung gewann plötzlich ein ganz anderes, ein ausgesprochen dramatisches Bild. Ehe der Funkverkehr mit München wieder aufgenommen wurde, vergingen noch Stunden. Bis dahin war Cortone ahnungslos bis auf die drei dämlichen Zeilen einer unwahren Meldung.
    »Woher weißt du das?« fragte er. Dulcan lachte fröhlich.
    »Seit vorgestern habe ich einen Mann drüben in Old Germany. Besichtigt als Tourist München. Als ehemaliger Gewichtheber gehört sein Herz ganz den Olympischen Spielen. Er kann sich auf dem Gelände nicht satt sehen an all den Schönheiten … die du mit zwei A-Bomben in den Himmel jagen willst.«
    »Gewichtheber?« Cortone ließ die Garde Dulcans vor seinem Geist Revue passieren. »Du hast Leone Sparengo hinübergeschickt?«
    »Wie gut wir uns alle kennen. Mauri – wir sollten wirklich Partner werden.«
    »Sofort … um zu sehen, wer schneller am Drücker ist.«
    »Und das auf unsere alten Tage? Warum? Eine Andeutung in die Ohren des Syndikats …«
    »Es wäre auch dein Ende, Ted. Die Welt ist nicht mehr groß genug, um sich auf ihr zu verkriechen. Steig nicht mit Gewalt in diese heiße Sache ein. Du verbrennst dich, Ted.«
    »Ich will nichts erzwingen, Mauri.« Dulcans Stimme verlor ihre ölige Freundlichkeit, die Cortone so ungemein aufregte, daß ihn nur seine angedrillte Selbstbeherrschung daran hinderte, ins Telefon zu spucken.
    »Ich schlage ein Geschäft vor.«
    »Halt's Maul!« schrie Cortone erregt.
    »Einen Tausch. 50 : 50 bei Olympia – dafür liefere ich dir dein Püppchen Lucretia frei Haus zurück.«
    Einen Augenblick lang übermannte Cortone die Verblüffung. Es war weniger die Aussicht, Lucretia wiederzusehen, als die abgrundtiefe Gemeinheit dieses Vorschlags. Er hatte

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