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Die Drohung

Die Drohung

Titel: Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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von Dulcan vieles erwartet, manches gehört, einiges mit ihm selbst erlebt. Das hier überstieg alles, was den Namen Ted Dulcan in bestimmten Kreisen zum Schlagwort gemacht hatte.
    »Du frißt den Hering und schickst mir die abgeleckten Gräten«, sagte Cortone rauh. »Ted, ich bin geradezu moralisch verpflichtet, dich zu töten.«
    »Lucretias Gräten haben noch soviel drumherum, daß du dich nachts an ihnen festhalten kannst, um nicht aus dem Bett zu fallen. Maurizio, Jugend- und Schulfreund … ich habe Lucretia nicht gerufen, du weißt es. Sie kam von selbst gelaufen, die Backe noch dick und rot von deiner Ohrfeige. Versuche einmal, sie zu verstehen. Sie war in Not, hilflos, geschockt … wo sollte sie hin?«
    »Wann?« fragte Cortone knapp.
    »Heute abend schon. Du und ich und sie allein im Foyer des Hotels Sheraton. Du wirst nicht so blöd sein und einen Feuerzauber in aller Öffentlichkeit veranstalten. Wir gehen gemeinsam essen, unterzeichnen den Vertrag, und dann kannst du mit Lucretia wieder in dein Himmelbettchen wandern. Einverstanden?«
    »Leck mich im Arsch!« brüllte Cortone.
    Er war außer sich, schmiß das Telefon hin und umklammerte seinen Kopf mit beiden Händen. Auch wenn der Schädel ihm zerspringen wollte, es blieb die eine Erkenntnis haften, der er sich beugen mußte: Ein Arrangement mit Dulcan war immer noch besser und sicherer als ein Eingreifen des Syndikats in seine großen Pläne. Das Syndikat konnte man nicht besiegen, Ted Dulcan war da ein ungleich einfacherer Gegner.
    Lucretia würde zurückkommen, wie ein Täubchen, das sich verflogen hatte. Und wie ein Täubchen sollte man sie auch behandeln: Man dreht Tauben einfach den Hals herum.
    Maurizio Cortone verbrachte den Tag damit, sich durch einen Berg von Racheplänen durchzufressen.

München-Harlaching
    Von Hans Bergmann war noch keine Nachricht gekommen. Helga hatte mehrmals am Tag vom Atelier aus bei der Polizei angerufen … entweder sagte man ihr, es gäbe noch keine Hinweise, oder ein Kommissar Hühlfeld, der sich als Stellvertreter von Kriminalrat Beutels ausgab, erklärte geduldig, Polizeistreifen suchten in der Umgebung die Seeufer ab. Sie wisse ja, wie viele Seen es in Münchens Nachbarschaft gäbe. Alle Landpolizeistellen seien alarmiert. Man müsse Geduld haben und warten.
    »Das Mädel tut mir leid«, sagte Beutels, als Hühlfeld ihm vom letzten Telefonat berichtete. »Sie wird zusammenklappen, wenn wir ihr den Taucheranzug vorweisen und andeuten, daß ihr Bruder wahrscheinlich ertrunken ist. Eine Hundsgemeinheit ist das von uns, ich weiß, Hühlfeld – aber die öffentliche Ruhe ist wichtiger als zwei Einzelschicksale. Sie sind in die Mühle einer Top-Secret-Sache geraten, da hört tiefer gehende Menschlichkeit auf. Hans Bergmann muß bis zum 27. August verschollen bleiben. Was man hinterher mit mir macht, ist mir gleichgültig. Ich hoffe nur, daß alle übergeordneten Stellen dann nicht kneifen und mich nicht köpfen aus Angst vor Rachegebrüll der Öffentlichkeit. Sie versichern zwar alle, ich habe vollen Rechtsschutz – aber nichts ist leichter, als mir einen Übergriff nachzuweisen. Wir wandeln jetzt im völligen Dunkel außerhalb der Legalität!«
    Von Bonn war nur eine kurze Nachricht gekommen: Das Kabinett tagt in Sondersitzung. Und eine Indiskretion wurde auch laut, wie überhaupt das Bonner Klima ohne die grauen Informanten kaum zu ertragen war: Der Bundeskanzler hatte die Drohung von München mit einem Lachen quittiert.
    »Seine Sache«, sagte Beutels nach dieser Information. »Wenn von Bonn aus nichts geschieht, flüchte ich am 25. August nach Tahiti und warte ab. Mit einem herzerfrischenden Lachen kann dann ja der Herr Bundeskanzler am 26. August in die Luft fliegen. Er wird in bester Gesellschaft sein. Links Königin Juliana, rechts der Schah von Persien, im Rücken der Herzog von Edinburgh, und Heinemann fliegt flugs voran … Es ist nicht meine Verantwortung!«
    Dieser Ausspruch Beutels machte sofort im Präsidium die Runde. Nach einer halben Stunde meldete sich der Polizeipräsident. »Beutels«, sagte er. »Ihre unwiderstehliche Begabung für Aphorismen wird Ihnen einmal einen Oberschenkelhalsbruch einbringen, wenn Sie auf den glatten Worten ausrutschen. Bonn reagiert – fallen Sie nicht gleich um vor Staunen. Der Innenminister, vielmehr sein Staatssekretär, rief eben an. Bonn unterrichtet die befreundeten Regierungen. Und anderswo scheint man es ernster zu nehmen als am Rhein, wo man an ein Kuriosum

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