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Die Drohung

Die Drohung

Titel: Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Tür, rülpste, sagte laut: »Na siehste, wie ich sicher fahren kann, du dämlicher Hund!« und begann dann seinen Fußmarsch durch die Nacht zu seiner Baracke.
    Die Nacht war lau, maihaft warm, durchzogen vom Duft einiger blühender Büsche, die zur allgemeinen Verwunderung tatsächlich angegangen waren, nachdem man sie im vergangenen Herbst praktisch in eine Wüste verpflanzt hatte.
    Jakob Hunnebreit, 46 Jahre alt, verheiratet mit einer Frau, die er Pummelchen nannte, und Vater von drei Kindern, blieb stehen, knöpfte die Hose auf und schlug in freier Natur sein Wasser ab. Bayerisches Bier treibt ungemein.
    Er stand mit etwas durchgeknickten Knien da, breitbeinig, das Bepinkeln der eigenen Schuhe vermeidend, starrte in die Gegend und war noch voll des Triumphs darüber, daß er seinen Wagen auf dem Parkplatz abgestellt hatte, ohne der Polizei aufzufallen, ohne angerempelt zu sein, ohne Schlangenlinien zu fahren, ohne alles … einfach normal hingestellt, die Karre, genau zwischen die weißen Platzstriche.
    So kann einer aus'n Ruhrpott saufen, dachte Hunnebreit. Jawoll. Wenn die Bayern schon unters Faß rollen, pissen wir noch den Mond an. Hurra! Mit Dortmunder Bier getauft – das ist das beste Weihwasser. Eins, zwei, g'suffa! Da hält unsereiner mit, ohne mit dem Schließmuskel zu zucken! Nicht mehr fahren können! Ich, der Jakob Hunnebreit aus Wattenscheid! Es plätschert das Bächlein so helle …
    Er sah auf seinen versiegenden Strahl, ruckte mit den Hüften, knöpfte die Hose zu und wollte seine Wanderung durch die erste Mainacht fortsetzen, als vor ihm, mitten auf dem riesigen Parkplatz für einige tausend Wagen, ein Blitz aufzuckte. Die Explosionsflamme war so grell, daß Jakob Hunnebreit die Arme vor die Augen riß … dann wurde er von einer saugenden Faust gepackt, in die Luft gehoben und fortgeschleudert. Er schrie noch im Fluge, fiel irgendwo hin, spürte einen Schmerz, der seinen ganzen Körper überschwemmte, und verlor die Besinnung.
    Auf dem neuen Parkplatz gähnte ein Trichter. Eine Staubwolke hing träge über dem Gelände, Erd- und Asphaltbrocken regneten herab. Hunnebreits Auto kippte um, die Scheiben platzten aus den Rahmen.
    Im Polizeipräsidium klingelte die gefürchtete Alarmglocke. Sechs Isar-Wagen und der Notarztwagen der Feuerwehr rasten mit Sirenengeheul und Blaulicht zum Oberwiesenfeld. Als sie eintrafen, saß Jakob Hunnebreit an einem Baumstamm, nüchtern wie nach einer Woche Abstinenz, hielt sich die Rippen, hustete und sagte zum ungezählten Male:
    »Verdammt, ich war's nicht. Ich habe nur gepinkelt! Ich pisse doch keinen Sprengstoff!«
    Zwanzig Minuten später war Beutels da und besichtigte den Trichter. Die ›Sonderkommission Olympia‹, noch immer mit ihrem Stab auf dem Baugelände wohnend, hatte die ersten Maßnahmen geleitet. Sie wohnte nur 300 Meter von der Sprengstelle entfernt. Das ganze Gelände war unterdessen abgesperrt. Polizei und Bauarbeiter bildeten eine Kette.
    »Ihr erster Eindruck?« fragte Beutels und blickte Fritz Abels und Oberstaatsanwalt Dr. Herbrecht an. Herbrecht hatte seine Bronchitis bekommen – er hatte Fieber und stand unter Tablettenwirkung. Eigentlich gehörte er ins Bett, wie jedes Jahr. »Sie haben doch Sprengstoffexperten hier.«
    »Dynamit. Man hat ein Loch in die Erde gebohrt und einige Stangen Sprengstoff hineingelassen. Zündung erfolgte ganz altertümlich mit Zündschnur. Zufällig fand man sofort ein Stück der abgebrannten Schnur.« Abels schüttelte den Kopf. »Was soll das? Eine Parkplatzzertrümmerung. Das sieht nach Willkürakt aus!«
    »Auf den ersten Blick!« Beutels trat vom Trichterrand zurück. »Wo ist der Mann, der die Explosion gesehen hat?«
    »Auf dem Weg zum Krankenhaus. Er hat sich ein paar Rippen gebrochen. Er hat gar nichts gesehen außer dem Feuerstrahl, der aus der Erde schoß. Er war gerade fertig mit Urinieren.«
    »Welch ein Glück für ihn!« Beutels steckte die Hände in seinen Mantel. »Man soll nie so durch die Gegend schweifen.« Ein Beutels-Witz, der belacht wurde. Dieses Lachen befreite, aber es machte auch Platz für andere Gedanken. Und die waren erschreckend. »Dieser Kracher war eine Visitenkarte, meine Herren. Ich bin gespannt auf die Morgenpost.«
    Er ging zurück zum Wagen. Abels und Herbrecht folgten ihm. »Wir werden jeden Zentimeter des Platzes absuchen«, sagte Abels.
    »Noch wichtiger ist, was für eine Erklärung Sie der Presse geben!« Beutels setzte sich in seinen Wagen. »Versuchen Sie, ihr

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