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Die Duftnäherin

Die Duftnäherin

Titel: Die Duftnäherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caren Benedikt
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der breitbeinig und selbstgefällig auf seinem Stuhl saß und sich das Blut vom Mund wischte. Seine Sicht auf den Freund hatte sich verändert. Hatte er zuvor noch einen Gleichgesinnten in ihm gesehen, hatte er jetzt nur noch Verachtung für ihn übrig.
    »Du scheinst zufrieden.« Es klang spöttisch.
    »Du etwa nicht? Schließlich bist du Benjamin ein für alle Mal los. Der kommt nicht wieder, sage ich dir.« Helmes Lachen ließ Egidius schaudern.
    Und in diesem Moment wusste er es. Das, was er zuvor so reizvoll und anziehend an Helme gefunden hatte, waren die Augen, die all das widerspiegelten, was er damals im Blick seines Onkels gesehen hatte. Er war der gleiche Schlag Mensch. Die Erkenntnis ließ ihn zusammenfahren. Da saß er vor ihm, sein vermeintlicher Freund, und war doch nichts anderes als ein weiterer Verräter.
    »Mach, dass du rauskommst!«
    »Was?«
    Egidius stieß sich von der Wand ab. »Du hast mich richtig verstanden. Mach, dass du fortkommst! Nimm deine Sachen und geh, du falscher Hund!«
    Helme sprang von seinem Stuhl hoch. »Was ist in dich gefahren?«
    »Ich weiß Bescheid, du verlogenes Stück Dreck. Du bist ein Lügner und Betrüger, und nichts von dem, was du je gesagt hast, war die Wahrheit.«
    »Hast du einen Rausch?« Helme war wütend. Dieser verdammte Hurensohn wagte es, ihn so zu beleidigen, obwohl er gerade eben erst einen Juden für ihn abgeschlachtet hatte? Er suchte nach einem Grund für Egidius’ Verhalten, fand jedoch keine Erklärung dafür.
    »Ich weiß genau, wer du bist, Helme von Minden.« Mit tiefster Abscheu sprach er den Namen aus. »Helme, der edle Kaufmann. Ich weiß es schon lange.«
    »Aber …«
    »Der Bote, du nichtsnutziges Stück Dreck.«
    Begreifen flackerte in Helmes Augen auf.
    »Ja, du hast verstanden, wie ich sehe. Der Bote ist nicht irgendwo unterwegs aufgehalten worden. Er ist zurückgekehrt, stell dir vor. Und ich habe ihn unschädlich gemacht.« Egidius straffte seinen Körper. »Er hat mir alles erzählt. Ich weiß genau, wer du bist. Du bist nichts weiter als ein dreckiger Lügner, der mir vorgaukelt, mein Freund zu sein. Du täuschst mir gegenüber Verbundenheit vor, und wenn du bekommen hast, was du willst, wendest du dich einem anderen zu.«
    Helme war sprachlos. Der Bote war also zurückgekehrt und hatte über ihn berichtet. Dann war alles aus. Er würde aus Köln fliehen müssen. »Wenn du es schon länger wusstest, warum hast du nichts gesagt?«
    »Wozu? Es war mir egal.«
    »Wenn das wahr ist, warum ist es dir jetzt nicht mehr egal? Was ist mit unserer Freundschaft?«
    »Freundschaft?«, höhnte Egidius. »Was weißt du schon von Freundschaft? Du bist nichts, gar nichts. Ich sehe es in deinen Augen. Du wirst dir einen anderen suchen und ihm deine Freundschaft schenken. Ihm und nicht mir.«
    Wie aus dem Nichts zog Egidius plötzlich ein Messer hervor und stürzte sich auf Helme. Dessen Körper reagierte instinktiv. Er riss den Arm hoch und wehrte den Stoß ab.
    »Was soll das?«
    Egidius drehte sich herum und versuchte es erneut. Helme gelang es, ihn am Handgelenk zu packen, und er versuchte, ihm das Messer zu entreißen.
    »Stirb, du Verräter, stirb. Kein anderer kriegt dich!«
    Sie rangelten miteinander, und Helme war dabei, die Oberhand zu gewinnen. Da griff Egidius wie von Sinnen mit der anderen Hand nach dem Messer und stach zu. Helme entfuhr ein Schrei. Das Messer hatte seine Schulter nur gestreift, doch die Wunde schmerzte höllisch. Egidius umklammerte das Messer fester, Mordlust stand in seinen Augen. Wieder holte er aus, diesmal zielte er auf Helmes Bauch. Doch der wich zur Seite aus, griff zu und bog seinem Gegner in einer schnellen Bewegung das Handgelenk um. Das schmatzende Geräusch, als die Klinge bis zum Heft in Egidius’ Unterleib eindrang, ließ beide innehalten.
    Der Patrizier blickte ungläubig an sich hinunter und auf das Messer in seinem Leib, von dem nur noch der Griff zu sehen war. Dann blickte er auf Helme, der ihn mit weit aufgerissenen Augen anstarrte, und taumelte gegen die Wand. Ein erneuter Blick auf das herausragende Heft des Messers sagte Egidius, dass er Schmerzen spüren müsste. Doch dem war nicht so. Vielmehr durchzog ein angenehmes Kribbeln seinen Leib, das ihn lächeln ließ. Er sah zu Helme, der sich für ihn nun wieder in einen Freund zurückverwandelt hatte. Er war ihm treu, erkannte er, und der Gedanke ließ eine Zufriedenheit in ihm aufkommen, wie er sie seit Jahren nicht mehr empfunden hatte. Er hob die

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