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Die Duftnäherin

Die Duftnäherin

Titel: Die Duftnäherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caren Benedikt
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und zu guter Letzt noch eine große Menge Asche verschiedener, verbrannter Harthölzer darüber gestreut. Über diese Schichten hatten sie am Ende das Wasser gekippt, das nun unten aus dem Fass heraus und in eine unter diesem aufgestellte große Auffangschale tropfte.
    »Und was geschieht als Nächstes?«
    »Wir erhitzen das Rindsfett. Dann bringen wir die zuvor gewonnene Lauge und das Fett zusammen. Aber der Vorgang braucht seine Zeit, da müssen wir nicht danebensitzen.«
    Anna stand auf und folgte der Seifensiederin durch die Hintertür zurück ins Haus.
    »Ich bin dir wirklich sehr dankbar, dass du mir zeigst, wie die Herstellung von Seife geht«, sagte Anna im Gehen. »Sobald Gawin seinen Lohn vom Zimmermann erhält, werden wir dir das Geld geben, um weiter bei dir wohnen zu können.«
    Margrite schüttelte den Kopf. »Ich weiß schon, dass ihr mir nichts schuldig bleiben werdet. Nehmt das Verdiente und kauft Stoff, damit du nebenher mit dem Nähen beginnen kannst. So kommt ihr schneller zu einem vernünftigen Auskommen.«
    Ein Gefühl der Verbundenheit stieg in Anna auf, für das sie jedoch nicht die angemessenen Worte fand. Und so legte sie der Älteren stattdessen nur ihre Hand auf die Schulter und streichelte diese kurz.
    »Ist schon gut«, befand Margrite. »Es ist immer schwer, wieder auf die Füße zu kommen. Aber es wird schon werden.«

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    27 . Kapitel
    D u hättest den Kerl nicht dazu ermuntern dürfen, den Leuten noch mehr vom Teufel und dem Zorn Gottes über die Juden zu erzählen, Ratsherr Egidius.« Wyland blieb auf dem Stuhl sitzen, trommelte mit seinen Fingern aber ungehalten auf das Pult vor sich.
    »Woher sollte ich denn wissen, was für einen Unsinn er von sich geben würde?« Egidius schien ratlos.
    »Das stimmt«, befand Albrecht. »Keiner konnte damit rechnen.«
    »Wie dem auch sei.« Wyland seufzte. »Die Kölner trauen sich kaum mehr auf die Straße. Überall in den Gassen ist vom bevorstehenden Einzug des Teufels die Rede. Manche Juden in der Stadt sind ihres Lebens nicht mehr sicher.«
    Lautes Gemurmel brach im Rat aus. Die Gruppe, die ihre Vorstellung vor dem Dom gegeben hatte, war ins Lochgefängnis gebracht worden. Die Sitzung im Rat war angeordnet worden, um zu besprechen, ob ihre Mitglieder eine Anklage zu erwarten hatten. Wenn nicht, mussten sie so schnell wie möglich wieder freigelassen werden, darüber waren sich die Anwesenden einig.
    »Glaubst du wirklich, dass es zu Übergriffen gegen die Juden kommen wird?«, wollte ein Ratsherr, der sein Geld als Kandelgießer verdiente, von Wyland wissen, und rutschte dabei unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her.
    »Hältst du das nach dem, was den Bürgern vor dem Dom aufgetischt wurde, etwa für unwahrscheinlich?« Wyland lachte bitter auf. »Lass sich die Pest nur noch ein wenig mehr in Köln ausbreiten, und ich garantiere dir, man wird die Juden dafür verantwortlich machen. Die Menschen wollen einen Schuldigen für ihr Unglück haben. Und nur Gott allein weiß, ob nicht schon alles zu spät ist oder ob wir es noch vermögen, der Lage wieder Herr zu werden.«
    »Was soll nun mit den Irren geschehen? Wollen wir sie anklagen?« Bürgermeister Johann Overstolz von Efferen hatte sich zu Wort gemeldet.
    »Wessen anklagen?« Albrecht runzelte die Stirn. »Etwa der Verbrennung eines Lamms und des Haltens wirrer Reden?«
    »Wegen Ketzerei und Blasphemie.« Cornelius Nürnberger, Egidius’ Bruder, hatte sich zu Wort gemeldet.
    Egidius tat seine Worte mit einer wegwerfenden Handbewegung ab und meinte dann: »Sie selbst haben uns doch der Ketzerei beschuldigt, weil wir die Juden in unseren Reihen dulden. Wollen wir also dem Vorwurf der Ketzerei mit dem Vorwurf der Ketzerei begegnen? Wie kommt denn das bei den Kölner Bürgern an?« Es klang spöttisch. »Damit zerstören wir doch nur den guten Ruf des Rates.«
    »Und was schlägst du dann stattdessen vor?« Cornelius beugte sich interessiert über den Tisch.
    »Am besten, wir lassen sie frei und tun die Sache einfach damit ab, dass sie verwirrt und im Kopf nicht mehr ganz richtig sind.« Egidius zuckte mit den Schultern.
    »Und du glaubst, dass wir damit das richtige Zeichen setzen?« Wyland zog verwundert die Augenbrauen hoch. »Das wäre ein Freibrief für jeden, der einen anderen irgendeiner Sache beschuldigen will.«
    »Wenn du einen besseren Vorschlag hast …«
    »Was glaubt ihr denn, was wirklich hinter dem Auftritt der vier Hetzer steckt?« Cornelius ließ seinen Blick über die

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