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Die Duftnäherin

Die Duftnäherin

Titel: Die Duftnäherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caren Benedikt
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Umständen wollte er sich verdächtig machen. Was die Sitzung betraf, konnte er keinen Einfluss mehr nehmen. Weit wichtiger war es nun, sich über die Folgen des Beschlusses Gedanken zu machen. Wie konnte er verhindern, dass bei der Befragung sein Name fiel? Vor allen Dingen musste er einen kühlen Kopf bewahren und sich seinen nächsten Schritt genau überlegen.
    »Damit schließe ich die heutige Sitzung«, hörte er Overstolz von Efferen verkünden. »Sobald das Ergebnis der Befragung vorliegt, werde ich einen neuen Termin festsetzen. Gute Geschäfte, meine Herren, und möge Gott unser geliebtes Köln schützen!«
    Nachdenklich blieb Egidius sitzen, während sich die Räte um ihn herum erhoben und nach und nach den Sitzungssaal verließen.
    »Na, was glaubst du, welchen Namen der Henker wohl aus dem Gesindel herausbekommen wird?«, fragte Cornelius auf einmal direkt im Rücken seines Bruders.
    Pfeilschnell fuhr dieser herum. »Woher soll ich das wissen?« Sofort ärgerte er sich über seine heftige Reaktion.
    Cornelius stellte sich nun aufrecht vor ihn hin und verschränkte die Arme vor der Brust. Am liebsten hätte Egidius ihm sein selbstgefälliges Grinsen aus dem Gesicht geschlagen.
    »Dachte ich’s mir doch«, stellte Cornelius fest, wandte sich dann ab und verließ ohne jeden Gruß den Raum.
    Egidius platzte schier vor Wut. Sosehr er sich auch um Fassung bemühte, spürte er doch, wie ihm die Galle hochstieg. Eines Tages, so schwor er sich, würde er seinem Bruder noch den Garaus machen. Und wenn er dafür in der Hölle schmoren musste! Der Augenblick, in dem er seine Hände um die Kehle des verhassten Widersachers legen und zusehen würde, wie das Leben in seinen Augen erlosch, wäre es gewiss wert, jede noch so qualvolle Sekunde im Fegefeuer dafür in Kauf zu nehmen.
    Ruckartig erhob er sich und verließ den Saal. Kaum dass er den unteren Treppenabsatz erreicht hatte, erblickte er Helme, der in der Eingangshalle, an eine der Säulen gelehnt, auf ihn wartete.
    »Wir müssen uns unterhalten«, raunte Egidius ihm zu und zog ihn mit sich. »Aber nicht hier. Die Wände könnten Ohren haben.«
    Erst als sie ein gutes Stück vom Rathaus entfernt waren, blieb der Gewürzhändler stehen und vergewisserte sich, dass ihnen niemand gefolgt war. »Verdammter Dreck!«
    »Was ist geschehen?«
    »Sie werden sie einer strengen Befragung unterziehen, um den Namen des Anstifters aus ihnen herauszubekommen.«
    »Was? Sie bleiben weiter eingesperrt und werden befragt? Wegen einer solchen Lappalie?«
    »Still!«, zischte Egidius. Wieder sah er sich nach allen Seiten hin um. »Die Männer und die Alte wissen nicht, von wem der Auftrag kam. Aber wenn der Prediger den Mund aufmacht, kann ich nur noch aus Köln fliehen.«
    Helme schien von dieser Nachricht völlig ungerührt. »Dann müssen wir eben dafür sorgen, dass er seinen Mund hält.«
    »Und wie willst du das anstellen? Sie sitzen im Kerker fest. Da kommen wir nicht an sie ran. Und wenn wir jetzt auch noch den Gefängniswärter bestechen, laufen wir Gefahr, dass immer mehr Menschen von der Sache erfahren. Damit gewinnen wir nichts, sondern verschlimmern die Lage nur.« Der Patrizier raufte sich die Haare.
    »Lass das nur meine Sorge sein«, beruhigte ihn Helme. »Sorg du lieber dafür, dass alles so weitergeht, wie wir es besprochen haben.«
    »Bist du wahnsinnig?« Erschrocken über seine eigene Heftigkeit, drosselte Egidius schnell die Stimme. »Du willst weitermachen? Wo ich kurz davor bin, alles zu verlieren, weil ich mich von dir zu diesem wahnsinnigen Unterfangen habe überreden lassen?« Er biss sich auf die Lippen. Fast hätte er dem anderen noch vorgeworfen, den von Albrecht ausgesandten Boten nach dessen Rückkehr aus Minden zufällig getroffen und umgebracht zu haben. Doch damit würde er sich nur noch mehr in Helmes Hand begeben.
    »Ich habe dich nicht überredet«, stellte dieser nun klar. »Du bist derjenige, der seinen Vorteil daraus zieht, wenn das Judenpack aus der Stadt vertrieben wird.« Er streckte den Zeigefinger aus. »Speziell ein Jude.«
    »Das weiß ich.«
    »Eben. Ich versuche nur dir zu helfen, also verlier jetzt nicht die Nerven.« Helme ballte die Hand zur Faust und trat näher an seinen Freund heran. »Wir müssen das jetzt durchziehen, sonst war alles umsonst.« Er blickte den Patrizier an, der nach einem kurzen Zögern schließlich nickte.
    »Gut.« Helmes Körperhaltung entspannte sich wieder. Versöhnlich legte er dem Freund die Hand auf die

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