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Die dunkle Armee

Titel: Die dunkle Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Fingern hindurch, hingen dampfend in der kühlen Luft und fielen herab. Der Mann nahm nur die Hand weg und ging einfach weiter. Dann aber stolperte er über sein eigenes Gedärm und stürzte seitlich um.
    Zehn weitere kamen von den Plattformen und Türmen herunter, und oben bewegten sich noch mehr Auferstandene. Voller Entsetzen und ungläubig betrachteten die Lebenden die wandelnden Toten. Noch hielten sie die Ordnung, aber sie waren erschüttert und wichen zurück, bis vor jeder Treppe reichlich Platz entstand.
    Die Kommandantin bat mit erhobenen Händen um Ruhe. Sie stand, dem Tor zugewandt, vor ihren Soldaten, sah sich nach links und rechts um und beobachtete die Toten. Schließlich keuchte sie und lief zur linken Treppe. Das Murmeln der Lebenden wurde lauter. Irgendjemand drängte sie zurückzukommen. Andere deuteten auf die Toten und riefen deren Namen. Roberto musste eine Hand heben, weil Adranis loslaufen wollte.
    »Hauptmann«, rief er, dass es laut zwischen den Mauern hallte. »Bleibt auf Abstand!«
    Sie deutete auf einen zerfetzten, vernarbten Mann, der sich ihr näherte. »Das ist Veralius«, sagte sie. »Wir müssen ihnen helfen, seht sie nur an.«
    »Es war Veralius«, entgegnete Roberto. »Er ist es nicht mehr, dies ist nur eine leere Hülle. Er sollte schon bei Gott sein, aber das blieb ihm verwehrt.«
    Die Toten hatten die untersten Stufen erreicht. Immer noch wichen die Verteidiger zurück und hielten zehn Schritte Abstand. Adranis und Roberto gingen seitlich an ihnen vorbei, bis sie das Niemandsland überblicken konnten. Die Kommandantin blieb unerschütterlich stehen, doch Roberto erkannte die Angst in ihren Augen. Sie hatte das Schwert gezogen und wechselte unsicher immer wieder den Griff. Sie war allein, die Toten näherten sich ihr.
    »Veralius«, sagte sie. »Ich bin es, Jorgia.«
    Kein Schimmer des Erkennens.
    »Zurück, Hauptmann«, sagte Roberto. »Das nützt nichts.«
    »Lebend oder tot, er ist es«, widersprach sie. »Veralius, nun komm schon, sag etwas.«
    Veralius hatte auf der linken Seite seines Kopfes eine böse Schnittwunde abbekommen. Es war fraglos ein tödlicher Schlag gewesen. Der Unterkiefer war zertrümmert, und der Hals war verdreht. Eigentlich hätte Blut aus der Wunde spritzen müssen, doch es war nichts zu sehen. Er war den anderen ein wenig voraus, doch alle bewegten sich jetzt in Richtung der Kommandantin. Ihre Soldaten drängten sie, sich zurückzuziehen.
    »Mit ihm stimmt was nicht, Hauptmann. Kommt zu uns rüber.«
    »Veralius«, sagte sie noch einmal. »Bitte, erinnere dich doch an mich.«
    »Das kann er nicht«, erwiderte Roberto. »Er ist tot. Kommt zurück.«
    »Und was dann?«, fauchte sie. »Er ist tot, sagt Ihr? Wie können wir ihn noch einmal töten? Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Wie kann er tot sein?« Das Letzte war nur noch ein heiseres Flüstern.
    »Wenn wir ihnen die Beine abschlagen, können sie nicht mehr laufen. Wenn wir die Hände abtrennen, können sie keine Waffe mehr führen«, erklärte Adranis. »An einer Reihe von Sarissen kommen sie niemals vorbei. Hauptmann, tut, was der General Euch sagt.«
    »Das ist ein Befehl«, fügte Roberto hinzu.
    Die Kommandantin sah sich noch einmal kurz um, dann wandte sie sich wieder an Veralius. Er war nur noch vier Schritte von ihr entfernt, die anderen folgten dicht hinter ihm. Sie hatten die Klingen gehoben.
    »Hauptmann!«, rief Roberto. »Kommt sofort zurück.«
    »Veralius«, brüllte die Kommandantin den Toten an. »Veralius.«
    Da war es. Er zögerte einen Moment, sein Schwertarm zuckte leicht. Seine Miene veränderte sich nicht, aber er schlug auch nicht zu, sondern wiegte sich leicht hin und her. Die Kommandantin lächelte.
    »Veralius«, sagte sie. »Alles wird gut.«
    Vier Klingen trafen ihre ungeschützten Seiten und fuhren tief in Rücken, Hals und Arme hinein. In einer blutigen Fontäne ging sie zu Boden. Ihre Soldaten brüllten wild.
    »Sarissen!«, rief jemand. »Immer zwei Männer an eine Klinge.«
    Die Kämpfer, drei Reihen tiefgestaffelt, senkten die langen Waffen.
    »Bogenschützen, Feuer frei.«
    Pfeile sausten über die kurze Distanz. Vierzig oder fünfzig trafen die Toten, die sich unaufhaltsam näherten. Es waren nur zwanzig, aber sie kamen ohne Furcht und mit einer entsetzlichen Zielstrebigkeit. Nun bestand kein Zweifel mehr, was sie tun würden, wenn sie die Verteidiger erreichten. Doch so weit durften sie nicht kommen.
    Die Pfeile schlugen ein, warfen die Toten von den

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