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Die dunkle Armee

Titel: Die dunkle Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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den Fluss schießen konnten, war einsatzbereit. Die Ingenieure waren bereits fieberhaft bei der Arbeit, aber ihre Bemühungen waren sicher vergeblich. Gorians Sturm hatte die Scharniere, die Wurfschalen und die Seile zerstört.
    Roberto lief über das offene Gelände vor die Linie der Sarissen. Wieder knallten Steine gegen das Tor, ein Balken zerbrach. Die Eisenstreben klirrten, und die Nägel lockerten sich. Einer der Zenturionen trat zu ihm.
    »Eure Befehle, Herr?«
    Roberto sah ihn an. Stolz salutierte der Mann vor ihm, aber die Furcht stand ihm ins Gesicht geschrieben.
    »Es ist sinnlos«, sagte er.
    »General?«
    »Wir können sie hier nicht aufhalten. Wenn das Tor zerbricht, dann werden uns nicht die Toten angreifen, sondern sechstausend Tsardonier werden über die Brücke rennen. Wir dürfen keine Leute mehr opfern.« Roberto schluckte schwer, als die Verzweiflung ihn zu übermannen drohte. Bilder aus seinen Erinnerungen erwachten, und keines davon zeigte ihm den Sieg. »Die Bärenkrallen marschieren hinter uns auf. Dies ist jetzt ihre Aufgabe. Wir geben die Burg auf.«
    Der Zenturio starrte ihn fassungslos an.
    »Wir können die Grenze nicht verlassen«, sagte er. »Die Burg gehört zu Gosland, und wir sind hier im Vorteil. Wir können beliebig viele Angreifer mit Pfeilen und Sarissen abwehren, denn das Tor ist nicht breit genug, um einen Brückenkopf einzurichten.«
    Roberto lächelte. »Ihr seid eine Zierde unserer Truppen, Zenturio, aber wir haben es hier nicht mit einer normalen Armee zu tun. Ihr könnt die Toten nicht mit Pfeilen bekämpfen. Außerdem haben sie magische Unterstützung. Ein Aufgestiegener ist bei ihnen.«
    Jetzt riss er die Augen weit auf. »Der Wind …«
    »Ja, der Wind, und es wird sicherlich noch schlimmer kommen. Wir mögen hier im Vorteil sein, aber dies ist auch ein Kanal, durch den er seine böse Macht leiten kann. Vertraut mir.« Roberto hielt dem Blick des Zenturios stand. »Die Bärenkrallen werden sie auf offenem Gelände besiegen. Dort können uns auch ihre Geschütze nicht erreichen. Unsere Kavallerie kann sie in Stücke reißen. Sie haben keine Pferde.«
    Der Zenturio nickte. »Ich gebe den Befehl.«

 
24

    859. Zyklus Gottes,
    35. Tag des Genasauf
     
    R oberto schickte die Grenztruppen hinter die Kavallerie, die links neben den Bärenkrallen stand. Kell und Nunan hatten ihre Soldaten auf dem weiten offenen Gelände hinter der Burg in der klassischen Formation postiert. Dieses Gelände, das während der Vorbereitung der Invasion von Tsard als großes Lager, Aufmarschplatz und Sammelpunkt gedient hatte, war zum Fluss hin leicht abschüssig und somit ein ideales Schlachtfeld.
    Die erste Reihe der Hastati, eine Phalanx von Sarissenträgern, stand hundert Schritte vor der Burgmauer mit ihrem mächtigen Doppeltor. Zwischen den Manipeln der Hastati und der zweiten Infanterielinie mit den Principes warteten die Bogenschützen. Sie waren mit Langbogen aus sirranischem Holz bewaffnet, und das Tor war noch in ihrer Reichweite. Unterstützt wurden sie von Bolzenschleudern, die hinter den Triarii bereitstanden. Den Flankenschutz der Phalanx übernahmen Manipel von Schwertkämpfern, und noch etwas weiter an der Seite war die Kavallerie eingesetzt. Die ganze Armee war in einem leichten Halbkreis aufgestellt.
    Es sah aus, als müssten die Feinde in einem Massaker untergehen, und doch fürchtete Roberto um die Zweite Legion. Sie mochten eine Elitetruppe der Konkordanz sein, aber er war nicht wegen der Tsardonier besorgt. Als er bei den Generälen stand und darauf wartete, dass die Tore aufgestoßen wurden, war er ziemlich sicher, dass die Toten an der Spitze marschieren würden.
    »Wir könnten Steine gebrauchen, um sie zu zerquetschen«, überlegte Nunan, der anscheinend seine Gedanken gelesen hatte.
    »Wie laufen die Reparaturen?«
    Nunan blies die Wangen auf. »Wir brauchen noch einen Tag, vielleicht sogar länger. Die Seile sind verschlissen, und die Scharniere blockieren. Es war ein sehr wirkungsvoller Angriff.«
    »Dann sollten wir uns nicht über das Gedanken machen, was wir sowieso nicht haben.«
    »Wie viele Tote sind es?« Die Art, wie Nunan das Wort aussprach, brachte die Skepsis zum Ausdruck, die in der ganzen Legion vorherrschte.
    »Sicher mehr als dreißig, aber wie viele es wirklich sind, weiß ich auch nicht«, erwiderte Roberto. »Unterschätzt mir nur nicht ihre Wirkung.«
    Der Beschuss der Tore auf der Brücke hatte aufgehört, die Tsardonier erschienen bereits in den

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