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Die dunkle Armee

Titel: Die dunkle Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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an.
    Es toste in Adranis’ Ohren, während sich seine Augen allmählich auf das Zwielicht einstellten. Direkt vor ihm stöhnte einer der Legionäre, der große Schmerzen litt und der Ohnmacht nahe war.
    »Schon gut«, sagte der Zenturio. »Es ist gut, Hilfe ist unterwegs.«
    Dann schaute er auf und fing Adranis’ Blick ein. Er schüttelte den Kopf.
    »Was ist hier passiert?«, fragte er.
    »Ich nehme an, ein Staubsturm«, erklärte Adranis. »Allerdings habe ich so etwas hier noch nie gesehen.«
    »Wie ist das nur möglich?« Der Zenturio war der Panik nahe. »Es kam aus dem Nichts. Es ist nicht trocken genug. Und schaut nur, es sind auch Steine dabei. Granitstücke. Als hätte jemand auf der anderen Seite des Tors die Straße zerstört und mit den Steinen nach uns geworfen.«
    Der Zenturio hatte recht, es gab keine vernünftige Erklärung. Adranis zog es vor, nicht weiter darüber nachzudenken. Die Tsardonier standen nun vor einer stark geschwächten Grenzfeste. Wenn sie dem Sturm entkommen waren, dann würden sie die Gelegenheit beim Schopfe ergreifen. Die Sicherheit war jetzt das Wichtigste. Adranis blickte wieder zur Brücke. Das Torhaus war völlig dunkel, auf der Geschützplattform und im Gebäude brannten weder Kohlenpfannen noch Laternen.
    »Sie können nicht alle tot sein«, sagte er. »Oder doch?«
    Dann hörte Adranis auf der Plattform die Winden der Geschütze quietschen und wusste nicht, ob er sich freuen oder fürchten sollte. Er konnte nur beten, dass es eine reine Vorsichtsmaßnahme war, denn wenn die Tsardonier jetzt angriffen, würden sie feststellen, dass die Verteidiger nicht gut aufgestellt waren. Er, Kell, Nunan und Roberto brauchten Zeit.
    Nun öffnete sich das hintere Tor zur Brücke. Adranis erstarrte vor Schreck. In der Burg nahm der Lärm zu, und der Orkan dröhnte ihm immer noch in den Ohren. Seine Gesichtshaut war vom Sand und dem Splitt, der kleben geblieben war, gereizt. Er fühlte sich verwundbar, hatte aber nicht die Willenskraft, sich zu bewegen. Immer weiter öffneten sich die Torflügel, und dann liefen Leute auf die Brücke. Seine Leute, Bürger der Konkordanz. Es waren vielleicht dreißig, die wie gehetzt über die Brücke rannten. Einige Male blickten sie zurück und riefen, dass die Tore der Burg geöffnet werden sollten. Sie hatten offenbar große Angst.
    Adranis wartete einen Augenblick, ob ihnen die Tsardonier folgten. Er musste sichergehen. Doch sie kamen nicht. Stattdessen folgten weitere Leute in den Uniformen der Konkordanz und der Grenztruppen von Gosland. Diese Gruppe rannte nicht, sondern lief gemächlicher. Adranis runzelte die Stirn. Mit ihnen stimmte etwas nicht, ihre Bewegungen wirkten eigenartig. Etwas zu langsam und hölzern. Dann fiel sein Blick wieder auf die anderen, die panisch zur Burg rannten und laut und verängstigt riefen.
    Er wollte sich an den Zenturio wenden, doch in diesem Augenblick schossen die Onager der Festung ihre Ladungen ab. Steine pfiffen durch den Himmel, er beobachtete sie einen Herzschlag lang.
    »Gott umfange mich«, keuchte er. »In Deckung!«
    Zum zweiten Mal packte er den Zenturio, doch dieses Mal rannte er zum Zugang des Balkons und sprang die Treppe hinunter. Die Steine prallten gegen die Burg. Große Brocken brachen aus dem Mauerwerk, fielen auf den Balkon und ließen eine Staubwolke aufsteigen. Der Zenturio richtete sich auf und wollte wieder nach draußen, doch Adranis hielt ihn auf.
    »Du kannst ihnen nicht mehr helfen. Wir müssen uns um die Verteidigung kümmern. Suche den Hauptmann der Burg.«
    Verwirrt und ängstlich nickte der Zenturio.
    »Beruhige dich, Zenturio. Eines nach dem andern. Nimm dich zusammen.«
    »Ja, Herr.« Dann rannte er die Truppe hinunter.
    Adranis sah ihm nach. Unten rief jemand Befehle und sorgte für Ruhe in der Burg. Jemand verlangte, dass die Torflügel geöffnet werden sollten, und in der Ferne rissen die Hörner die Legion aus dem Schlaf. Die Krieger lagerten etwa zweihundert Schritt entfernt auf offenem Gelände. Es würde eine lange, grausame Verzögerung geben, bis sie sich ordentlich aufgestellt hatten und zur Verteidigung beitragen konnten.
    Adranis wusste, was er nun zu tun hatte. Immer drei Stufen auf einmal nehmend, rannte er zu seinem Zimmer. Er musste Rüstung und Helm anlegen und Roberto suchen.

 
23

    859. Zyklus Gottes,
    35. Tag des Genasauf
     
    R obertos Adjutant rannte mit Brustharnisch und Helm hinter seinem Vorgesetzten her. Als Roberto in Keils und Nunans Quartier platzte,

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