Die dunkle Armee
Beinen und trieben sie zurück oder zwangen sie auf die Knie. Nach wenigen Augenblicken waren alle wieder bereit, abermals vorzustoßen, und unter den Verteidigern wuchs die Furcht.
»Sarissen, nagelt sie ans Tor.«
Die Sarissenträger stießen Schlachtrufe aus und stürmten vor. Die Toten wehrten sich nicht, und die langen, mit Gegengewichten versehenen Sarissen fanden ihre Ziele. Immer zu zweit stießen die Männer zu, winkelten die Schäfte an und rissen die Toten hoch, um sie zum Tor zu tragen und ans Holz zu nageln. Gedämpfter Jubel erhob sich. Einige, die hochgehoben wurden, fielen wieder herunter und bewegten sich weiter. Hackend und hauend fiel die Miliz aus Gosland über sie her.
Roberto rieb sich übers Gesicht. Weitere Tote erschienen auf den Treppen. Die Gepfählten regten sich noch und zeigten keine Gefühle, weder Furcht noch Schmerz.
»Räumt hier in der Burg auf«, befahl Roberto. »Trennt ihre Gliedmaßen ab und enthauptet sie. Haltet sie mit allen Mitteln auf. Wir wollen sie in die Umarmung Gottes zurückschicken.«
Als die Zenturionen Trupps auf die Treppen schickten, wandte Roberto sich an Adranis, der mit seiner Fassung rang.
»Kehre zur Legion zurück und berichte Kell und Nunan, womit wir es zu tun haben. Es darf keinen Zweifel und keine Gnade geben. Diese Bürger sind schon tot, und wir dürfen nicht glauben, sie wären noch die Menschen, die wir einst kannten.«
»Leichter gesagt als getan«, gab Adranis zurück.
»Wir müssen sie aufhalten, und es muss genau hier und jetzt sofort geschehen.«
»Wer steckt dahinter?«
Roberto spuckte aus. Rings um sie brach ein Gemetzel aus, als die Krieger ihre toten Gefährten zu Gott zurückschickten. Es war nicht schön, und Roberto war sich bewusst, dass die Leute vor allem der Zorn über die Ermordung ihrer Kommandantin trieb. Wenn die Wut nachließ, wäre die Angst wieder da.
»Gorian.«
Adranis verstand es nicht. »Der Aufgestiegene? Der ist doch tot.«
»Die Sirraner haben mich gewarnt, dass er überlebt habe und sich in Tsard aufhalte. Dies hier deutet daraufhin, dass sie recht hatten. Ich hätte ihn nicht am Leben lassen sollen.«
»Bist du sicher, dass er es ist?«
»Wer soll es sonst sein? Jhered sagte mir, Gorian habe geglaubt, die Toten besäßen eine eigene Energie, und wie es scheint, hatte er damit recht.« Roberto schüttelte den Kopf. »Wandelnde Tote und stinkende Stürme, die Staub und den Tod mit sich bringen. Es kann keinen Zweifel geben. So wenig wie daran, dass die Tsardonier bei ihm sind und die Konkordanz nicht auf eine neue Invasion vorbereitet ist. Wenn wir sie nicht hier aufhalten, bleibt uns nicht mehr viel.«
»Die Bärenkrallen werden nicht versagen.«
»Darauf verlasse ich mich. Aber triff Vorsichtsmaßnahmen für den Fall, dass es uns doch nicht gelingt.«
»Sei vorsichtig, Roberto.«
Roberto kicherte. »Das aus deinem Munde.«
Von Onagern geschleuderte Steine prallten gegen die Burg und die Torflügel. Die festgenagelten Toten zuckten wild wie die Puppen bei einer Jahrmarktsaufführung.
»Holt sie da runter«, sagte Roberto. »Selbst das Gemetzel ist respektvoller als dies.«
Endlich waren die Toten niedergemacht und lagen still am Boden. Irgendjemand hatte einen Leser des Ordens geholt, und nun wurden die Leichenteile fortgeschafft, damit sie ordentlich und anständig begraben werden konnten. Die Treppen waren nass vom Blut, einige Trupps suchten schon die Burg ab, um nachzusehen, ob irgendwo noch weitere von Gorians Schöpfungen lauerten und angreifen wollten.
Die Zenturionen hatten ihre Soldaten rasch und sinnvoll eingeteilt. Auf dem Aufmarschplatz herrschte eine gewisse Betriebsamkeit, die aber nachließ, als die wichtigsten Arbeiten erledigt waren.
Dann machte sich der Schrecken bemerkbar, der den etwa zweihundert versammelten Kriegern in die Knochen gefahren war. Die Offiziere der Verteidiger organisierten die Linien ihrer Sarissen neu, während die festgenagelten Toten abgenommen und ebenfalls verstümmelt wurden. Roberto konnte kaum glauben, dass ein solcher Befehl kommentarlos ausgeführt wurde.
Es gab jedoch dringendere Probleme, um die er sich kümmern musste. Die Männer und Frauen, die direkt hinter den inzwischen beschädigten Torflügeln standen, waren auf das, was ihnen bevorstand, nicht vorbereitet. Tsardonier oder tote Bürger, es spielte keine große Rolle. Außerdem hatten sie gegen den Beschuss ihrer eigenen Artillerie keinen Schutz. Nicht eine der Waffen, die zurück über
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