Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die dunkle Armee

Titel: Die dunkle Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
Vom Netzwerk:
hatten Blutflecken abbekommen.
    »Reinige den hier und lege ihn draußen ab. Pass auf, dass er nicht unbemerkt stirbt«, sagte Dahnishev, sobald er Roberto eintreten sah. Dann kam er um den Tisch herum und rief mit einem Fingerschnippen einen Sanitäter zu sich, der ihm helfen sollte.
    »Bitte, Dahnishev, bitte. Du musst ihn retten.«
    »Gott umfange mich, Roberto, bist du den ganzen Weg mit ihm auf den Armen gerannt?«
    »Mir blieb nichts anderes übrig«, keuchte Roberto. Das Blut stieg ihm zu Kopfe, und er konnte kaum noch klar denken.
    »Dann ist es ein Wunder, dass er überhaupt noch lebt. Immerhin haben wir diesen Vorteil auf unserer Seite. Lege ihn auf den verdammten Tisch.«
    Endlich ließ Roberto seinen Bruder los. Nachdem sie den Tisch abgeschrubbt und Sägemehl auf dem Boden verstreut hatten, um das Blut aufzufangen, hoben Dahnishev und der Sanitäter Adranis auf die Operationsfläche. Nach einem raschen Blick auf die Wunde atmete Dahnishev erschrocken ein.
    »Bereite ihn vor«, wies er den Sanitäter an. »Säubere die Wunde und sterilisiere meine Instrumente. Ich bin gleich zurück, also trödele nicht. Dieser Mann darf nicht sterben, hast du das verstanden?«
    »Ja, Meister Dahnishev.«
    »Gut. Roberto, komm mit mir nach draußen.«
    Roberto riss die Augen weit auf und deutete auf Adranis. »Mein Bruder …«
    »Er wird in den nächsten Minuten nicht sterben, und wenn doch, dann hätte ich ihn sowieso nicht retten können. Hinaus. Und lass meine Leute ihre Arbeit tun.«
    Roberto ließ sich in den gerade anbrechenden Morgen hinausführen. Der Lärm hatte deutlich zugenommen, immer mehr Verwundete tauchten vor den Felsen zwischen den Bäumen auf.
    »Ich schaffe das nicht«, sagte Dahnishev. »Ich habe die Hälfte meiner Leute im Wirbelsturm verloren.«
    »Rette meinen Bruder«, drängte Roberto ihn. »Und nicht nur, weil er mein Bruder ist. Er ist auch der Rittmeister seiner Legion.«
    »Ich weiß, Roberto. Ich gehöre dieser Legion an.«
    Endlich hatte Roberto Zeit, sich einen Augenblick umzusehen. »Du hast die Zelte schnell aufgeschlagen, was?«
    »Man sollte nie ohne ein Ausweichlazarett kämpfen, wenn man keine Palisade hat«, erwiderte Dahnishev.
    »Natürlich, natürlich.« Roberto ließ die Schultern hängen.
    »Hör mal, ich habe dich nicht nach draußen gebeten, um mit dir über meine brillante Planung und Voraussicht zu diskutieren. Ich habe gesehen, was da draußen passiert ist, und höre jetzt die Geschichten. Rings um uns werden Männer und Frauen sterben. Hast du das verstanden?«
    Roberto nickte. »Ich weiß. Ich musste an nichts anderes denken, während ich Adranis hierhergetragen habe. Ich will nicht, dass er einer von ihnen wird.«
    »Wie willst du ihn davon abhalten, falls er stirbt?«, fragte Dahnishev.
    Auch darauf wusste Roberto die Antwort, und er kannte die Konsequenzen. Er schluckte und sah Dahnishev an.
    »Ist das Naphthalin hier oben?«
    Dahnishev nickte mit geschürzten Lippen.
    »Ich habe es hierher transportieren lassen«, sagte der Arzt leise. »Wir konnten es uns nicht erlauben, es an die Tsardonier zu verlieren.«
    »Nein.«
    »Kann man das rechtfertigen? Selbst in so einer Situation?«
    »Was bleibt uns noch? Die Toten kommen, und wir haben ihnen nichts entgegenzusetzen. Wir haben vielleicht noch fünfzehnhundert kampffähige Legionäre und stehen der gleichen Zahl von Toten gegenüber, dazu sechstausend Tsardoniern. Wir müssen unsere Position verbessern.«
    »Ja, Roberto, aber unsere eigenen Leute verbrennen …«
    »Ich weiß, ich weiß.« Roberto wurde übel, als er darüber nachdachte. »Es ist nahe liegend, aber zugleich das schlimmste Verbrechen, das wir begehen können. Ein Wort vom weisen Mann und ein wenig Verständnis könnten es uns erleichtern.«
    »Er ist dort drüben. Aber wir müssen uns beeilen. Dein Bruder braucht dringend meine Hilfe.«
    Sie gingen zum Ordenssprecher Julius Barias, der vor einem verwundeten Legionär kniete.
    »Sprecher Barias«, sagte Roberto und machte die Geste des Allwissenden vor der Brust. »Wir danken dem Allwissenden, dass Ihr bei uns seid.«
    Barias neigte den Kopf und erhob sich. »Danke, Botschafter. Gott gibt uns Aufgaben und schenkt uns auch die Kraft, sie zu bewältigen. Uns bleibt nur, seine Werke tun, wo immer es nötig ist.«
    »In dieser Hinsicht habt Ihr Euch vorbildlich verhalten«, sagte Roberto. »Die Bärenkrallen sind Euch dankbar. Kommt mit.«
    Zu dritt gingen sie zur Felswand zurück, bis sie außer Hörweite

Weitere Kostenlose Bücher