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Die dunkle Armee

Titel: Die dunkle Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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geblieben. Hundert Schritte weiter hingen Zeltbahnen und Holz in den Ästen der Bäume oder lagen auf der Hauptstraße. Einige Leute liefen die Straße hinauf und wollten offenbar zum Abhang. Sie desertierten nicht, sondern suchten sich einen guten Platz, um zu kämpfen.
    »Dahnishev!«, rief Roberto laut, um den Schlachtlärm zu übertönen. »Wo ist mein Arzt?«
    Irgendjemand kam in seine Richtung gerannt und wich den Legionären und den Toten aus. Neue Hoffnung erwachte in ihm.
    »Halte durch, kleiner Bruder.« Roberto rannte weiter. »Herides, Gott umfange uns, wir sind geschlagen.«
    Herides starrte mit weit aufgerissenen Augen Adranis an und keuchte. »Meister Del Aglios.«
    »Er lebt noch, Herides, so gerade eben. Ich brauche Dahnishev. Sag mir, dass du weißt, wo er ist.«
    Herides nickte. »Ich weiß es. Er hat seine Leute auf den Hügel geführt, gleich als der Wind aufhörte. Wir hatten Glück, General. Er hatte den größten Teil seiner Sachen noch nicht auf dem Schlachtfeld ausgepackt. Sie steckten noch in den Kisten und sind unbeschädigt.«
    »Bring mich zu ihm.«
    »Lasst mich Euch helfen, ich kann ihn für Euch tragen.«
    »Nein, Herides, das ist meine Aufgabe.«
    Herides nickte. »Dann folgt mir.«
    Die Rufe der Legionäre veränderten sich, als würden sie auf der Straße bergauf zu den Felsen gescheucht. Roberto sah sich rasch um. Die Kämpfer verließen eilig ihre Positionen. Im Mondlicht bewegte sich Keils Kavallerie in einem Bogen und griff erneut die verwundbare Flanke der Tsardonier an. Doch die Pikeniere drangen weiter vor, und sie würden nicht auf den Widerstand der Bärenkrallen stoßen, nachdem in deren Mitte die Toten erwacht waren.
     
    Aus dem Zwielicht tauchten Männer und Frauen auf. Die Leute strömten an ihm vorbei, einen Augenblick lang waren ihre verängstigten Gesichter zu erkennen.
    »Bleibt hier und stellt euch den Feinden!«, brüllte Nunan, der einfach nicht glauben konnte, dass der Feind sie in die Flucht schlug.
    Ein Drittel der Legion hatten sie schon an den Feind verloren. Gott allein wusste, wie viele noch verwundet und sterbend da draußen lagen. Er wollte nicht in Betracht ziehen, dass er den Rest jetzt an die Angst verlor.
    »Seid vorsichtig mit Euren Schlägen, es sind unsere eigenen Leute.«
    Waren sie das wirklich?
    Im Gegensatz zu vielen anderen stand Nunans Standarte stolz und aufrecht auf dem Schlachtfeld, und seine Extraordinarii waren bei ihm. Doch sie konnten nur ohnmächtig zusehen, wie die Legion sich nach und nach völlig auflöste.
    Die Hornisten gaben das Signal, die Schlachtordnung wiederherzustellen, aber die Töne verloren sich im Lärm der Kämpfe. Estoreas beste Legion, die Bärenkrallen. Trauben entsetzter Legionäre hackten auf die ein, die sie bis vor Kurzem noch als ihre Freunde bezeichnet hatten, und fielen über jeden her, der irgendwie verändert schien. Bald schon würden die unschuldigen Lebenden die Reihen der Toten verstärken. Viele Soldaten standen stumm und schockiert da und starrten ins Leere. Die meisten schleppten Verwundete mit, falls sie noch den Mut hatten, und flohen. Hinauf zu den Feuern vor den Felsen.
    »Wir werden hier keine Kampflinie mehr bilden können«, sagte Nunan zu seinem Zenturio. »Wir müssen alle hier herausholen. Nimm die Hälfte deiner Leute und führe sie die Straße hinauf. Formiert euch da oben neu. Wir müssen eine Verteidigungslinie einrichten, bevor die Tsardonier die Kavallerie ausschalten.«
    Der Zenturio nickte. Er hatte die Augen weit aufgerissen und konnte nicht glauben, was sie ihm zeigten.
    »Geh jetzt.«
    »Ja, General. Was wird aus den … den Toten, General?«
    Nunan holte tief Luft. Er hätte selbst nicht gedacht, so etwas aussprechen zu müssen. »Überlasse die Toten mir.«
    »Ja, General.« Der Mann drehte sich um. »Die ersten fünfzehn – ihr kommt mit. Ihr anderen beschützt den General. Holt alle, die noch bergauf laufen können, zu mir. Los jetzt.«
    Nunan beobachtete das Schlachtfeld. Hunderte waren schon an ihm vorbeigelaufen, und viele Hundert weitere Kämpfer hatten sich auf dem Schlachtfeld verirrt. Eigentlich blieb ihm jetzt nur noch eine einzige Möglichkeit. Kell gelang es, den tsardonischen Vorstoß stark zu behindern, indem sie mit ihrer Kavallerie immer wieder die dicht gedrängten Reihen der Feinde angriff. So gewann er kostbare Zeit, aber lange würde es nicht mehr gut gehen. Erschöpfung und Müdigkeit würden ihren Tribut fordern. Bald würde der Damm brechen.
    »Geht

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