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Die dunkle Armee

Titel: Die dunkle Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Lärm da ist. Wo sind die Leute alle geblieben?«
    »Eine neue, sorgenfreie Zukunft erwartet sie«, sagte Gorian. »Komm, zieh dich an, und dann werde ich es dir zeigen.«
    Kessians Miene hellte sich auf, doch nun schimmerte auch wieder ein wenig Furcht in seinen Augen. Er stieg aus dem Bett und streifte sich die Toga mit der roten Schärpe des Aufstiegs über. Inzwischen war der Stoff etwas verschlissen, aber die Kleidung erfüllte noch ihren Zweck. Dann zog er die Sandalen an. Gorian streckte die Hand aus, Kessian nahm sie.
    »Hab keine Angst. Es war von Anfang so geplant. Das weißt du doch, oder?«
    Der Junge nickte. Gorian drückte seine Hand, um ihm Kraft und Trost einzuflößen, und öffnete die Tür. Sie befanden sich im Erdgeschoss der Burg in einem Raum, von dem aus sie direkt in den überdachten Hof hinaustreten konnten. Im Augenblick diente der Hof als behelfsmäßiges Quartier, in dem alle Tsardonier, die keinen Dienst hatten, auf ihren Mänteln oder auf Stroh schliefen. Keiner gab ein Geräusch von sich, keiner zuckte auch nur mit einem Finger. Kessian drückte sich enger an Gorian.
    »Du kannst sie fühlen, nicht wahr?«, fragte Gorian.
    »Sie sind alle tot, oder?«
    »Sie erwarten mich«, erwiderte Gorian und betrachtete sie wie ein General, der seine Truppe inspiziert. »Bald werde ich sie wecken.«
    »Warum sind sie denn gestorben?«, fragte Kessian mit bebender Stimme.
    »Damit sie mir besser dienen können. Wenn niemand widerspricht, werden wir den Sieg viel schneller erringen. Komm mit.«
    Gorian führte ihn um den Hof herum. Vor einem Zimmer, das sie über einen kurzen Flur erreicht hatten, standen zwei Männer.
    »Meine Edlen Runok und Tydiol, ich hoffe, Ihr habt gut geschlafen.«
    »Sehr friedlich«, sagte Tydiol.
    »Und der Prinz?«
    »Erwartet Euch drinnen.«
    Tydiol stieß die Tür auf und ließ Gorian und Kessian eintreten. Sie befanden sich nun in den Gemächern des Kommandanten der Burg. Spartanisch eingerichtet, aber wenigstens geräumig. Im Vorzimmer lagen die beiden Gor-Karkulas noch im Schlaf. Ihre Brustkörbe hoben und senkten sich gleichzeitig. Sie waren wirklich eine faszinierende Gruppe, deren Eigenarten Gorian noch nicht einmal annähernd verstanden hatte. Aber ihre Kräfte und ihr Potenzial erkannte er genau.
    Rhyn-Khur hatte verlangt, das sie in seiner Nähe bleiben müssten. Er hatte sie für den Schlüssel gehalten, und Gorian war seiner Anordnung gern nachgekommen. Auf diese Weise waren sie lahm gelegt worden und hatten um ihr Leben fürchten müssen, was ihm durchaus gelegen gekommen war.
    »Schon wieder falsch entschieden, mein Prinz«, sagte Gorian.
    »Vater?«
    »Schon gut.« Gorian ging durchs Vorzimmer zur Schlafzimmertür und öffnete sie. »Der Prinz hat dich übersehen, das ist alles. Er hat eine Menge Fehler gemacht, aber damit ist es jetzt vorbei.«
    Rhyn-Khur wirkte völlig friedlich. Er lag auf dem Rücken in seinem großen Bett, die Augen waren geschlossen, die Lippen bläulich verfärbt. Kessian keuchte.
    »Er auch«, sagte er.
    »Das ist eine Lektion über die Untugend des Trinkens«, sagte Gorian. Dann lachte er. Eigentlich gar kein so schlechter Scherz. »Sie haben ein wenig Wein, Bier oder Schnaps getrunken und sich schlafen gelegt, um vom nächsten Tag zu träumen. Wenn sie erwachen, werden sie ihn auch sehen, aber nicht ganz so, wie sie es sich vorgestellt haben.«
    Kessian zog seine Hand zurück. »Du hast sie alle getötet.«
    »Aber gewiss.« Wieder lachte er. »Das hat dein Namensgeber auch immer gesagt, wenn einer von uns etwas Dummes von sich gegeben hat. Dir ist hoffentlich klar, warum ich sie getötet habe, oder?«
    Kessian schüttelte den Kopf. »Sie haben dir doch nichts getan.«
    »Noch nicht, aber das hätte sich bald geändert. Wie lange hätte es wohl gedauert, bis er seine Drohung wahr gemacht und dich getötet hätte? Das konnte ich nicht zulassen. Ich kann es nicht hinnehmen, dass jemand nicht mit mir übereinstimmt, verstehst du? Auf diese Weise wird sich niemand mehr gegen mich wenden. Es ist ganz einfach.«
    »Es ist falsch, jemanden zu töten.«
    Gorians Zorn erwachte. »Wir sind im Krieg«, fauchte er. »Ständig sterben Leute. Die meisten von denen hier hätten es sowieso nicht lebend bis Estorr geschafft. Es ist doch besser, wenn sie die weißen Mauern und den Hügel auf diese Weise sehen, als gar nicht erst so weit zu kommen, meinst du nicht auch?«
    Er sah und spürte Kessians Verwirrung. Sicher war, dass der Junge keine

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