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Die dunkle Armee

Titel: Die dunkle Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Toten, die es zu erwecken galt, und für jeden wuchs eine Faser voll konzentrierter Energie. So entstand nach und nach eine pulsierende, strahlend blaue Kugel, von der die Fasern ausgingen. Er wartete, bis die Konstruktion sich stabilisiert hatte. Mithilfe der Kraft, die sie in sich selbst fanden, konnten er und Kessian vielleicht einen oder zwei erwecken; wenn sie aber auf die Energie der Erde zurückgriffen und sie verstärkten, dann gab es kaum noch Grenzen. Die Schwierigkeit bestand vor allem darin, die Energiegestalt zu halten.
    »Bist du bereit, Kessian?«
    »Ja, Vater.«
    Seine Stimme klang nicht einmal angestrengt. Ein großes natürliches Talent. Solche Möglichkeiten.
    »Dann werde ich die Energie der Erde in die Konstruktion leiten. Wir erwecken jetzt mehr als dreitausend Leute. Es wird eine gewisse Unruhe geben.«
    »Ich verstehe.«
    »Daran zweifle ich nicht.«
    Gorian öffnete eine Bahn zur leuchtenden Kugel und ließ die Energie der Erde herein. Sie hätte ihn binnen weniger Augenblicke überfluten können, denn er brauchte viel Kraft, um eine so große Zahl von Toten zu erwecken. Doch da er sich mit Kessian verbunden hatte, konnte er einen Teil der Energie auch durch ihn leiten und mit ihm gemeinsam die Macht der Erde für die Erweckung der Toten nutzen. Die Kugel flackerte, die Energie nahm um ein Vielfaches zu und schoss durch die Fasern, die sich verstärkten und weiter in alle Richtungen wuchsen.
    Gorian schrie auf, er verkrampfte sich, zitterte und presste die Hand fest auf Kessians Kopf. Der Junge gab keinen Laut von sich. Feuer flackerten, die Luft lud sich auf. Unter ihren Füßen gerieten die Steinplatten in Bewegung, als wollte die Erde aufplatzen. Er riss sich zusammen und bemühte sich verzweifelt, nicht die Kontrolle zu verlieren.
    Dann speiste er noch mehr Energie in die Konstruktion ein, reine Energie, durchmischt mit winzigen Körnchen des Verfalls. Neues Leben zuckte durch alles, was hier zu Hause war. Pflanzen erwachten schlagartig, Wurzeln gruben sich in den Boden und starben bald wieder ab. Irgendwo hörte er Tausende von Nagetieren quietschen. Winzige Geschöpfe, deren Lebensspanne dank der Kraft, die auf dem Weg zu den Toten durch sie lief, auf wenige Augenblicke reduziert wurde.
    Zehnfach und hundertfach verstärkt raste die Energie durch die zuckenden, Funken stiebenden Fasern. Die Fasern tasteten, gruben und zerrten und bahnten sich einen Weg durch die schlummernden Kräfte der Luft, und jede fand ihr Ziel und verband einen Toten mit ihm. Gorian spürte jeden Kontakt als Ruck, der durch seinen Körper ging, bis er heftig zu schaudern und zu zittern schien. Unwillkürlich stöhnte er, sein ganzer Körper tat ihm weh. Die Haut auf seinem Hals und der Brust verhärtete sich. Auch Kessian grunzte und zuckte zusammen.
    Die Fasern suchten die schlafenden Energien in den toten Tsardoniern und breiteten sich aus, bis sie den jeweiligen Toten ganz umschlossen. Das Leben drang in die Körper ein und erweckte sie. Sie rissen die Augen auf und atmeten keuchend ein. Verwirrung breitete sich aus wie ein Feuer in trockenem Gras. Mit jedem Körper, der wieder das Bewusstsein erlangte, ließ der auf Gorian lastende Druck nach, denn sobald ein Toter erweckt war, benötigte er nicht mehr viel Energie. Zusätzlich übermittelte Gorian ein beruhigendes Gefühl, das im Nu alle seine Untertanen erreichte.
    »Steht auf«, befahl er.
    Sie gehorchten. Er spürte jeden Einzelnen, der über dieses zweite Leben staunte. Alle klammerten sich an die Existenz, die er ihnen geschenkt hatte. Manche empfanden Furcht, aber die konnte er leicht unterdrücken, indem er ihnen versprach, sie freizugeben, nachdem sie ihre Arbeit getan hatten. Jedes neue Leben stärkte umgekehrt auch ihn, sobald nach den Schmerzen die Freude sich breitmachte. Sein Werk war vollbracht. Er hatte Leben aus dem Tod erschaffen. Nun ließ er die Konstruktion auf Kessian übergehen und unterbrach die Verbindung, zog sich aus der Erde zurück und öffnete die Augen.
    »Sie sollen sich anziehen und nach draußen gehen«, sagte Gorian. »Es erfordert zu viel Energie, sie durch den Stein hindurch zu erhalten. Draußen auf dem Erdboden werden sie leichter leben können.«
    »Ja, Vater.«
    Gorian überwachte seinen Sohn und spürte die Bewegungen seiner neuen Armee, die komplizierten Energiebahnen, die sie zu dem machten, was sie waren. Jeder war mit jedem anderen verbunden, ihre Gemeinschaft war mit der Erde verknüpft, und die Erde schenkte

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