Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die dunkle Armee

Titel: Die dunkle Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
Vom Netzwerk:
ihnen aufgestellt. Vor dem Abhang, in vorderster Linie, brannten zahlreiche Feuer, um die Felsen in tiefe Schatten zu tauchen und den Aufstieg der Glücklichen zu verbergen.
    Was nach den Diskussionen mit den Zenturionen freundlich und mit Schulterklopfen begonnen hatte, nahm eine unschöne Wendung, sobald den weniger Glücklichen im Laufe der kalten Nacht bewusst wurde, dass sie nicht auserwählt worden waren. Weder Bitten noch verzweifeltes Flehen konnten etwas ändern. Alle Männer und Frauen hatten Angehörige, jeder musste irgendjemanden opfern, der den Ausbruchsversuch womöglich nicht überlebte. Das änderte jedoch nichts am vorherrschenden Gefühl, verraten worden zu sein. Nunan fürchtete schon, die Ordnung werde vollends zusammenbrechen. Bisher steckten die Schwerter noch in den Scheiden, aber beunruhigend viele Soldaten vernachlässigten ihre Pflichten als Wachposten und Verteidiger zwischen den Bäumen.
    Nunan ging an der Reihe der Reiter entlang. Ein Legionär, der zu den Principes gehörte, zielte gerade mit dem Finger in seine Richtung und redete auf Dina ein. Dreißig weitere umringten ihn und blickten eifersüchtig zu den Reihen derjenigen, die hinaufsteigen durften.
    »Oh, da kommt er ja. Zweifellos einer der wenigen Glücklichen.«
    »Glücklich?« Nunan baute sich vor Kell auf. »Ich würde gern mein Glück dir überlassen, da ich einer derjenigen war, die entscheiden mussten, wer hinaufsteigen darf und wer nicht. Ja, ich werde dabei sein. Meine Frau wird bleiben, wie du sicher schon bemerkt hast. Nun erkläre mir, worin mein Glück liegt, Legionär.«
    »Eure Aussichten zu entkommen sind größer als meine. Das ist Euer Glück.« Der Legionär starrte ihn zornig und verzweifelt an. Er stand unter so großer Anspannung, dass seine Hände zitterten. »Ich dagegen soll hier bleiben und sterben.«
    Nunan nickte. »Ja. Das ist wahr. Wie jedes Mal, wenn du auf dem Schlachtfeld stehst und für dein Land kämpfst. Aber das heißt nicht, dass du wirklich sterben musst. Du bist ein Kämpfer der Bärenkrallen, ein Elitesoldat der Konkordanz. Die Konkordanz erwartet von dir, dass du deine Pflicht tust. Nun sage mir, wann hat dich dein Mut verlassen?«
    Der Mann trat einen Schritt vor. »Mein Mut wird mich nie verlassen. Diese Frage solltet Ihr denen stellen, die über die Felsen fliehen. Fragt Euch doch selbst.«
    Nunan zog seinen Gladius. »Du solltest etwas vorsichtiger mit deinem befehlshabenden Offizier reden. Ich kann dein Leben gleich an Ort und Stelle beenden, falls dir daran liegt. Lieber wäre es mir allerdings, ich könnte dich als Helden betrachten, damit die anderen, denen ich befohlen habe, nach oben zu klettern – ja, ich habe es ihnen befohlen –, dies ungefährdet tun können.« Er setzte dem Mann die Schwertspitze auf den Brustharnisch. »Ich habe um Freiwillige gebeten, die die Verteidigung übernehmen. Jeder Kämpfer der Triarii hat die Hand gehoben. Ich brauche sie allerdings noch, wenn ich Estorr erreichen will. Deshalb habe ich noch einmal gefragt. Du hast deine Hand nicht erhoben. Nicht viele haben es getan. Deshalb musste ich entscheiden. Auf dich fiel das Los, weil dein Zenturio meinte, du seist stark genug, den Tsardoniern zu widerstehen, und würdest nicht weglaufen, solange du nicht den Befehl dazu bekommst. Hat sich dein Zenturio geirrt?«
    »Nein, hat er nicht.«
    »Warum stehst du dann vor mir und bettelst um einen Platz in der Schlange?« Nunan ließ das Schwert sinken. »Wir brauchen die Kraft der Bärenkrallen mehr denn je.«
    »Wir hätten längst ausbrechen sollen. Dann hätten mehr überlebt.«
    »Ich werde mit dir nicht über Fragen diskutieren, die nur die Kommandanten etwas angehen.«
    Der Legionär deutete über seine Schulter.
    »Nein, aber Ihr diskutiert mit dem Ketzer Del Aglios. Auch für ihn sollen wir sterben.«
    Nunan packte den völlig überraschten Soldaten an der Kehle. Der Mann hustete und taumelte zurück. Hinter Nunan zogen die Soldaten die Schwerter aus den Scheiden, und auch die Kavallerie machte sich bereit.
    »Wir alle sind bereit zu sterben, um den Sohn der Advokatin zu retten, und du wirst kein Wort mehr sagen. Auch wenn du verzweifelt bist, wirst du nie wieder so über Roberto Del Aglios sprechen, denn sonst richte ich dich mit eigener Hand hin.« Er wandte sich an seine Leibwächter. »Nehmt den Mann und sondert ihn ab. Er ist für die Bärenkrallen nicht mehr von Nutzen und wird unehrenhaft entlassen.«
    Der Legionär spie vor Nunan aus. Nunan

Weitere Kostenlose Bücher