Die dunkle Armee
Advokatin?«, fragte Vasselis.
»Besorge mir eine Zusammenfassung von allem, was wir haben, wo es ist und wohin es befördert wird. Ich brauche die Informationen morgen früh, wenn wir drei aufbrechen und nach Estorr zurückkehren, wo wir uns mit unserem Marschallgeneral treffen. Wenn wir Glück haben, ist sogar Paul Jhered dort und serviert uns Gorians Kopf auf dem Silbertablett. Wir wollen diesen Krieg schnell gewinnen. Ich muss über meine Rachepläne nachdenken.«
33
859. Zyklus Gottes,
36. Tag des Genasauf
J ulius!« Robertos Ruf hallte laut vor der nackten Felswand. »Haltet durch, stürzt nicht. Lasst nicht los. Der Allwissende wird Euch zur Seite stehen.«
Die Kräfte des Priesters ließen jedoch rasch nach. Er befand sich in einer schwierigen, äußerst anstrengenden Lage. Robertos Finger, seine Hände und seine Füße brannten, aber er konnte noch durchhalten. Julius klammerte sich ihm gegenüber an die Felswand. Die Männer befanden sich ungefähr drei Schritte hoch über dem Boden. Als die schwarze Welle den Hang heraufgebrandet war und die Menschen voller Panik gegeneinander zu kämpfen begonnen hatten, hatte Roberto allen in der Nähe zugerufen, sie sollten an den Felsen emporklettern.
Zehn oder mehr hatten ihm Folge geleistet. Drei waren abgestürzt und in der Sporenwolke und dem Dreck erstickt. Er und Julius hatte sich festgehalten und waren so hoch wie möglich gestiegen. Auch Dahnishev und vier Ärzte hatten großes Glück gehabt und einen Vorsprung gefunden, auf dem sie sicher stehen und sich festhalten konnten. Sie warteten ein Stück weiter oben auf der rechten Seite. Ihre Angebote, ihm zu helfen, hatte Roberto ausgeschlagen.
Unten auf dem ersten Abschnitt des Weges hatten sich entsetzliche Szenen abgespielt, die Roberto sein Lebtag nicht mehr vergessen würde. Erfahrene Legionäre hatten ihre Kameraden niedergemacht und waren über die Toten hinweggesprungen, um den Felsenpfad zu erreichen. Dort hatten sie einige, die noch an den Seilen hingen, zur Seite geschleudert, um für sich selbst Platz zu schaffen. Ein Einziger nur hatte versucht, in diesem Chaos Ordnung zu halten. Pavel Nunan. Roberto hatte beobachtet, wie er von seinen eigenen Legionären überrannt worden war.
Dann hatte die Woge sie alle erfasst. Sie war über jene hereingebrochen, die noch am Boden festgesessen hatten, war höher und höher den Weg hinaufgebrandet und hatte die Männer und Frauen erfasst, die sich dort gedrängt hatten, um zu fliehen. Doch Gorians Werk konnte nicht die Lücke zwischen dem Lebendigen und dem Toten überwinden. Auf nacktem Fels vermochte die Wolke nicht emporzusteigen. Schließlich hatte sich Schweigen ausgebreitet, nur unterbrochen von den verzweifelten Rufen der Überlebenden zwischen den Felsen.
Etwas später ließen sich auch die Glücklichen hören, die schon oben auf der Klippe waren. Durchhalten sollten die anderen, die noch weiter unten waren. Hilfe würde kommen. Das war vor zwei Stunden gewesen, und inzwischen war Roberto klar, dass es nicht genügend Seil gab, das zu ihnen herabgelassen werden konnte. Er hatte verboten, dass jemand hinabstieg und die Seile benutzte, die den Weg sicherten.
»Ich kann nicht mehr«, sagte Julius verzweifelt und verängstigt.
»Ihr könnt«, widersprach Roberto. »Doch, Ihr könnt. Habt Ihr schon vergessen, dass Ihr mich in Gegenwart der Advokatin anklagen wollt? Wisst Ihr das noch? Benutzt diesen Zorn, Julius. Gebt nur nicht auf.«
Roberto lag mit dem Gesicht flach auf dem Stein. Auf der anderen Seite hing Julius am Fels, starrte zurück und wusste nicht, was er dazu sagen sollte.
»Das spielt jetzt keine Rolle mehr«, sagte er schließlich.
»Doch, es spielt eine Rolle, wenn Ihr Euch nur festhaltet. Bald werden sie weiterziehen, und dann können auch wir uns bewegen. Wollt Ihr verhindern, dass ich noch mehr aus Eurer Herde verbrenne? Dann haltet Euch fest.«
Julius lächelte und lachte sogar. Es war völlig unpassend. »Ihr provoziert mich.«
»Ich versuche es«, gab Roberto zu. »Der Zorn schenkt uns Kraft und Entschlossenheit.«
»Ich habe Euch falsch eingeschätzt«, sagte der Priester.
»Das glaube ich nicht, Julius. Meine Haltung hat sich so wenig verändert wie die Eure.« Roberto bog einen verkrampften Finger. Er wagte es nicht, die Füße zu bewegen. Der Spalt, in den er die Zehen gezwängt hatte, war winzig und voller Staub. Er konnte leicht abrutschen. »Im Augenblick brauchen wir aber jeden Mann und jede Frau. Das
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