Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die dunkle Armee

Titel: Die dunkle Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
Vom Netzwerk:
konnten, was geschehen sei.
    Das Haus der Masken war zerstört, ebenso alle Schreine der atreskanischen, gesternischen und karkischen Gottheiten. Es bestand kein Zweifel daran, dass die Tsardonier hier gewesen waren. Jhered war äußerst beunruhigt. Mirron kannte sich mit der Geografie des Landes nicht gut aus, aber selbst ihr entging nicht, dass dies viel zu nahe am vermeintlich sicheren Gebiet der Konkordanz geschehen war. Jhered bezeichnete es sogar als eine Kriegshandlung und erinnerte sie an die Berichte aus Häfen im Osten, die sie in Kirriev gehört hatten. Sie schauderte.
    Schließlich blieb Mirron vor dem zentralen Brunnen von Ceskas stehen und wartete auf das Unvermeidliche. Der Brunnen war zerstört und leer; irgendwo waren offenbar auch die Zuleitungen unterbrochen. Es stank nach Urin und Exkrementen, und so zog sie sich ein paar Schritte zurück und beobachtete Jhereds Einnehmer und ihre Gardisten des Aufstiegs, die nacheinander kopfschüttelnd die Gebäude verließen, mit den Achseln zuckten und weitergingen.
    Es dauerte nicht lange, bis Jhered und Harkov zu ihr kamen, um sich mit ihr zu beraten. Die Gardisten zogen sich diskret ein wenig zurück. Die Männer schienen verwirrt, Harkov sogar ein wenig ängstlich. Dies passte überhaupt nicht zu den beiden.
    »Ich hätte es euch schon vor der Suche sagen können.«
    »Ihr habt es uns gesagt«, bestätigte Harkov, »aber wir mussten trotzdem suchen.«
    »Es ist noch schlimmer, als du denkst«, ergänzte Jhered. »Es gibt kein Vieh, nicht einmal mehr Hunde oder Katzen. Ersteres überrascht mich nicht, aber die Katzen? Die Tsardonier haben sie sicher nicht mitgenommen, das wäre sinnlos. Wo sind sie also? Es gibt nur Ratten und Mäuse. Es ist, als hätte Gott die Hand ausgestreckt und alles weggewischt. So etwas habe ich noch nie gesehen.«
    »Kann es nicht sein, dass die Tsardonier gründlich aufgeräumt haben, um uns eine Botschaft zu schicken?«
    »Das entspricht ihnen nicht«, antwortete Jhered.
    »Nein. Sie nehmen Gefangene, lassen aber immer ein paar Leute zurück, die es weitererzählen können. Diese Taktik hat sich für sie in der Vergangenheit ausgezahlt.« Harkov sah sich um und schüttelte abermals den Kopf.
    »Was denkst du, Mirron?« Jhered kratzte sich nachdenklich mit einer behandschuhten Hand am Kinn.
    »Ich?«
    »Warum nicht? Du hast gespürt, dass etwas nicht in Ordnung war. Sind sie alle tot und marschieren irgendwo? Das vermuten meine Leute, und ich kann es ihnen nicht einmal vorwerfen. Im Augenblick ist diese Erklärung so einleuchtend wie alle anderen.«
    Beinahe hätte Mirron gelacht, aber sie beherrschte sich.
    »Du hättest dich selbst hören sollen, Paul.«
    »Ich weiß. Ist das nicht lächerlich? Wie schnell das Unglaubliche Wirklichkeit werden kann. Aber was bleibt einem übrig, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschlossen sind?« Jhered nagte an der Oberlippe. »Es gefällt mir nicht, hier ist etwas faul. Und wenn ich das Gefühl habe, dass etwas faul ist, dann muss es für dich, Gott umfange uns, entsetzlich sein.«
    Mirron zog die Augenbrauen hoch. »Nein, so ist es nicht. Ich fühle mich fast, als stünde ich in einem brachliegenden Feld, wo es Leben gab und wieder Leben geben wird. Im Augenblick aber schläft es, wenn man von dem absieht, was immer da ist. Das Problem liegt da oben.«
    Sie deutete zu den Bergen von Kark. Irgendwo dort oben oder dahinter war ihr Sohn. Bei Gorian, der etwas Unvorstellbares ausheckte.
    »Verdirb ihn ja nicht, du Schweinehund.«
    »Was?«
    Mirron seufzte. »Entschuldige, mir war nicht klar, dass ich laut gesprochen habe.«
    »Was ist denn?«, fragte Jhered.
    »Nichts.« Auf einmal war sie wieder den Tränen nahe. Ihre Brust wurde eng, und ihr Magen war ein dunkler Abgrund. »Wir sollten aufbrechen. Ich will meinen Sohn zurückholen.«
     
    Die Feinde mussten aufwärts über Eis und Schnee angreifen. Vier Tage lang hatten sie sich gesammelt. Die Karku hatten sie von der Mündung des Canastals aus beobachtet. Es war der einzige Ort an der ganzen Grenze zu Tsard, wo eine große Armee nach Kark vorstoßen konnte. Die Karku fürchteten sich nicht, denn sie wussten, was kommen würde. Die aus Inthen-Gor gestohlenen Schriften machten es völlig deutlich. Er war zurückgekehrt, und sie wussten, wohin er gehen und wen er holen wollte.
    Harban stand auf und betrachtete den Aufmarsch. Die Haupttruppe der Feinde verließ gerade das im Westen angelegte Lager. Unter dem düsteren Morgenhimmel brannten noch

Weitere Kostenlose Bücher