Die dunkle Armee
tropfte auf den Boden. Einige hatten offenbar gebrochene, zerfetzte oder zerquetschte Beine. Dennoch schleppten sie sich weiter, angetrieben von etwas, das er einfach nicht verstehen konnte.
Hinter ihnen hielt sich die reguläre tsardonische Armee bereit. Sie warteten, in Reihen aufgestellt, in tiefem Schweigen, während die Karku, denen nichts anderes übrig blieb, ihre Waffen an die Toten verschwendeten. Harban konnte die Gesichter der Tsardonier in den vorderen Reihen erkennen. Sie triumphierten nicht und hatten offenbar ungute Gefühle, waren aber erleichtert, dass sie sich nicht selbst dem Sperrfeuer aussetzen mussten. Manchmal drehten sie sich um, sprachen mit ihren Gefährten und suchten Erklärungen und beruhigende Worte, die sie nicht finden würden. Kein Einziger lächelte.
Irgendwo musste er sein. Außer Sicht und abseits, um seinen Zauber zu wirken.
Harban konzentrierte sich wieder auf die Toten, die unerbittlich bergaufmarschierten. Alle waren Soldaten, tausend oder mehr, die Waffen trugen, falls sie noch die Gliedmaßen dazu besaßen. Ihre Rüstungen waren zerfleddert und beschädigt, weil sie nicht mehr gepflegt wurden. Jetzt waren sie nur noch dreihundert Schritte entfernt. Ihre Gesichter verrieten nichts, aber die alten Wunden, die ihnen den Tod gebracht hatten, und die heutigen Wunden zeichneten sich deutlich ab. Einige hatten Dutzende Verletzungen. Hier und dort kamen in den Rissen der bleichen Haut die Knochen zum Vorschein. In den Augen aber, sofern sie noch Augen hatten, lag kein Verstehen, keine Furcht, keine Entschlossenheit. Nicht einmal die Verwirrung, die er bei Icenga gesehen hatte. Nichts als blinder Gehorsam gegenüber ihrem neuen Meister.
Das Sperrfeuer ließ nach. Die Karku, die von oben hinabschauten, bemerkten allmählich, wie fruchtlos ihre Bemühungen waren. Die Feinde zogen sich nicht einmal die Pfeile heraus, solange sie nicht direkt ihre Bewegungen behinderten. Nur die Speere rissen sie sich heraus, und mit ihnen auch die Eingeweide, die sie achtlos fortwarfen.
Mit jedem Schritt der Angreifer wurde den Karku stärker bewusst, dass sie sich diesen unerbittlichen Feinden von Angesicht zu Angesicht würden stellen müssen. Harban blickte nach links, nach rechts und hinter sich. Alle spürten es, alle atmeten unwillkürlich schneller. Auch dem Kommandanten Jystill-Rek stand es ins Gesicht geschrieben.
»Was können wir tun?«, fragte er, als er Harbans Blick bemerkte. »Was sollen wir nur tun?«
Harban betrachtete die anrückenden Toten. Sie taumelten, schritten aus, rückten vor.
»Niemand kann kämpfen, wenn er am Boden liegt, ob er nun tot ist oder lebendig.« Seine nächsten Worte brachen ihm fast das Herz. »Wir müssen ihre Körper zerteilen.«
»Und Feuer«, ergänzte Jystill. »Wir brauchen Feuer.«
Harban nickte knapp. »Ja. Feuer.« Mochten sie alle gerecht beurteilt werden, wenn ihre Zeit kam. »Aber handle sofort. Du siehst, dass wir unsere Männer verlieren.«
Die Angst breitete sich unter den Karku und Gorthocks aus wie ein Virus.
»Hört mir zu!«, rief Jystill, nachdem er die Lage eingeschätzt hatte. »Wir müssen uns den Gegnern stellen, die uns angreifen. Wir sind die Karku, wir müssen unsere Heimat verteidigen. Ich verstehe, dass ihr Angst habt. Mir geht es nicht anders. Doch dies ist unsere Gelegenheit.
Diese Abscheulichkeiten sind ihren Herren weit voraus. Sie sind abgeschnitten, und wir befinden uns in der Überzahl. Wir werden ihnen mit Feuer und Klinge begegnen. Versucht nicht, sie zu töten, sondern macht sie nur bewegungsunfähig und verbrennt sie. Betet zu Himmel und Stein und vergesst nicht, was hinter uns ist und auf uns baut.
Gorthockführer, bereitet euch darauf vor, die Tiere loszulassen. Läufer, geht auf die Gipfel. Sagt ihnen, sie sollen die Tsardonier angreifen, sobald diese sich bewegen. Zündet Feuer, Fackeln und Äste an. Karku, kämpft für euer Volk.«
Auf diesem eigenartigen stillen Schlachtfeld machten Jystills Worte rasch die Runde unter den Karku. Harban hörte die lauten Einwände, als andere schon die Gorthocks bereitmachten oder sich aus dem Verband lösten, um Holz für die Feuer und Fackeln aus dem Lager zu holen.
»Wir können sie nicht aufhalten! Selbst mit zerschmetterten Köpfen marschieren sie noch.«
»Es sind Unschuldige, die gezwungen werden, noch als Tote zu kämpfen.«
»Wir dürfen sie nicht verurteilen und verbrennen.«
Harban löste Wehns Leine. Sie schaute zu ihm auf, ihr Blick unter der schweren
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