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Die dunkle Armee

Titel: Die dunkle Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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ertönten unzählige flüsternde Echos. Harkov schluckte. Er musste nicht hinschauen, um zu wissen, dass die Worte aus den Mündern der Toten kamen.
    »Du wirst uns niemals den Herzensschrein wegnehmen!« Harbans Stimme war halb erstickt. »Du kannst uns nicht bezwingen.«
    »Gesiegt habe ich bereits, Harban-Qyist.« Gorians Stimme schien von allen Seiten zugleich zu kommen. »Allerdings hege ich nicht den Wunsch, euch den Schrein zu nehmen. Ich will nur die, die in ihm sind. Gebt sie mir, und keinem von euch wird ein Härchen gekrümmt. Ganz gewiss nicht euren Gor-Karkulas.«
    »Komme ja keinen Schritt weiter.« Dann sprach Harban laut in der Sprache der Karku. Seine Leute rührten sich und machten murmelnd ihrem Ärger Luft. »Wir werden nicht zulassen, dass du den Berg niederreißt. Lieber würden wir sterben.«
    »Das lässt sich einrichten«, sagte Gorian gereizt. In der Dunkelheit rührten sich die Toten, und das bisschen Mut, das Harban geweckt hatte, verflüchtigte sich auf der Stelle. »Reize mich nicht, Harban. Einst waren wir Freunde. Nur deshalb biete ich euch das Leben im Austausch gegen etwas, das ich mir sowieso nehmen kann.«
    »Wir waren niemals Freunde, Aufgestiegener.« Harban verlor endgültig die Fassung. »Karku …«
    »Harban, nein!« Jhereds Stimme dröhnte laut zwischen den Wänden von Inthen-Gor. »Lass dich nicht hinreißen. Er übertreibt nicht.«
    »Ach, schau an.« Die Stimme war so nahe, dass Harkov jeden Augenblick damit rechnete, Gorians Hand auf der Schulter zu spüren. »Schatzkanzler Jhered. Immer noch der Beschützer meiner Schwester. Und immer noch versagt Ihr bei dieser Aufgabe, wie ich sehe.«
    »Bisher hast du sie nicht verletzt, Gorian.«
    »Höchstens ihren Stolz.«
    »Wir sind hier, um Kessian zu holen. Das weißt du doch, Gorian, nicht wahr? Und wir werden nicht aufhören, dich zu hetzen, bis wir ihn haben.«
    Gorian schwieg einen Augenblick, und Harkov dachte schon, Jhered hätte einen Fehler begangen.
    »Ich habe nichts anderes erwartet. Er ist in Sicherheit und wird dort bleiben. Mein Sohn besitzt große Fähigkeiten und hat den ihm gebührenden Platz gefunden. Aber genug davon, Schatzkanzler. Verzögerungen helfen keinem von uns. Ihr solltet die Karku davon überzeugen, dass Ihr hier nicht siegen könnt. Das wisst Ihr, und ebenso wisst Ihr, dass jeder Mann, der heute stirbt, meine Kräfte nur vergrößert.«
    »Genau deshalb musst du aufgehalten werden«, entgegnete Jhered.
    »Das könnt Ihr nicht.« Gorians Stimme klang beinahe bedauernd. »Ihr könnt Euch nur vor mir verbeugen. Harban wird Euch erklären, dass die Welt straucheln und der Berg einstürzen wird. Auch ich habe die Prophezeiung gelesen. Ich ließ sie mir von jemandem bringen. Aber nicht der Gor wird fallen. Das Einzige, was einstürzen wird, ist die Konkordanz. Denkt darüber nach, während ich mir nehme, was ich haben will, und während Ihr im Wissen zuseht, dass Ihr nichts tun könnt, um mich aufzuhalten.«
    Die Dunkelheit war bedrückend. Überall hing der Geruch von kaltem Schweiß in der Luft, überlagert vom Verwesungsgestank der Toten. Harkov hatte sich noch nie in einer hoffnungslosen Lage befunden, aber als er hörte, wie Jhered sich räusperte und sich verzweifelt mühte, seinen Atem zu beruhigen, wurde ihm klar, dass er gerade eine erlebte.
    »Dann nenne deine Forderungen«, antwortete Jhered.
    »Nein, Schatzkanzler.« Harban kam zu ihnen herüber. Es gab ein Scharren, jemand fluchte, und er wurde anscheinend fast von Hand zu Hand weitergereicht. »Du kannst nicht zulassen, dass wir untergehen. Die Karkulas dürfen Inthen-Gor nicht verlassen. Ich werde es nicht erlauben.«
    Jhered drehte sich um und antwortete zischend. »Er wird sie sowieso mitnehmen. Was glaubst du denn, wie unsere Aussichten sind? Denk nach, Mann. Überlebe, damit du noch einmal kämpfen kannst. Dein Berg wird nicht einstürzen. Und wenn doch, wird Gorian zusammen mit ihm sterben. Denk nach, Harban. Wenn du in dieser Dunkelheit den Befehl zum Angriff gibst, wirst du nichts gewinnen und nur Gorian in die Hände spielen. Denk nach.«
    Die Pause dauerte eine Ewigkeit.
    »Gorian?«
    »Ja, Harban?«
    »Wir werden sie ausliefern.«
    »Sehr klug.«
    »Aber du sollst wissen, dass ab sofort jeder Karku dein geschworener Feind ist. Wir werden nicht ruhen, bis du am Pfahl gefesselt darauf wartest, dass die Gorthocks sich an deinem toten Fleisch weiden.«
    »Wenn ihr euch damit besser fühlt, werde ich euch sagen, dass ich fortan in

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