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Die dunkle Armee

Titel: Die dunkle Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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nicht zum Hauen und Hacken, doch ihm blieb nichts anderes übrig. Er stellte sich den Toten entgegen, schob jeden anderen Gedanken zur Seite und dachte nur noch daran, dass er einen Weg freiräumen musste.
    »Totes Holz«, sagte er zu sich selbst. »Sie leben nicht mehr, sie lieben nicht mehr. Schicke sie zu Gott zurück, in seine Umarmung, wo sie Frieden finden.«
    Harkov schlug seinen Gladius in die Hüfte eines triefnassen, stinkenden Karku. Die Knochen zerbrachen, und der Angreifer torkelte seitwärts gegen einen seiner grässlichen Kumpane. Dabei gab er keinen Laut von sich, nur das Wasser spritzte hoch, als er direkt vor dem Ufer zusammenbrach. Sein Herz schlug nicht, aber dafür pochte Harkovs Herz umso wilder. Ihm war übel, der Gestank war kaum zu ertragen. Wie ein seit fünf Tagen totes Pferd auf einem Schlachtfeld im Solastro.
    Harkov würgte und stieß wieder mit dem Schild nach einem Gegner. Er traf eine Rüstung und spähte über den Schild hinweg. Der Mann vor ihm hatte keine Augen. Guter Gott, er hatte keine Augen, und auf einer Wange hing ein verfaulter Hautfetzen herab, den offenbar winzige Zähne herausgerissen hatten. Dennoch griff er an. Er hatte einen Gladius, auch er war ein Gesternier. Wieder ein Milizionär, den die üble Magie des Aufgestiegenen hierher befohlen hatte.
    »Befreie ihn von seinen Qualen«, murmelte er. »Hilf ihm.«
    Er wollte in einem Bogen abwärts schlagen, um das Bein des Gegners von hinten zu treffen und die Kniesehnen zu zerschneiden. Die Klinge des Gegners zischte knapp über seinem Kopf vorbei und schlug Späne von der Oberkante des Schildes ab. Harkov hob den Arm ein wenig weiter, um besser geschützt zu sein, und schlug noch einmal mit seiner Klinge zu. Er traf das Bein, der Mann stolperte. Harkov wich sofort zurück und brachte sich in Sicherheit. Der nächste Streich des stürzenden Angreifers verfehlte ihn.
    Links und rechts kämpften verschreckte Karku und Gardisten des Aufstiegs mit den Toten. Gleich neben ihm schrie ein Karku angewidert und entsetzt auf und schlug mit seiner Axt zu. Die Klinge traf den Hals des Opfers und drang mühelos durch Leder und Knochen. Der Kopf fiel herunter. Zufrieden grunzte der Karku, um schon im nächsten Moment vor Furcht zu wimmern. Der kopflose Leichnam griff weiter an. Blind hob der Mann das Schwert und ließ es herabsausen. Hilflos stand der Karku da, die Klinge drang tief in seine Schulter ein.
    »Das kann nicht sein«, stöhnte Harkov. »Bitte, Gott, bitte.«
    Vielleicht hatten alle empfunden, was Harkov in diesem Augenblick bewegte. Die grausame Wahrheit war, dass keiner der Angreifer, die sie niedergerungen hatten, still liegen blieb. Panik breitete sich unter den Verteidigern aus. Die verstümmelten Toten schleppten sich langsam den Strand herauf, während diejenigen, die hinter ihnen kamen, einfach weitergingen und sogar über sie hinwegtrampelten, wenn sie im Weg waren.
    Harkov konnte nichts weiter tun. Er zog sich einen Schritt zurück, denn er brauchte eine Atempause, auch wenn er wusste, dass ihm keine vergönnt war.
    »Haltet stand!«, rief er wieder, doch seine Stimme wäre beinahe gebrochen.
    Vergebens. Er konnte die Angst und das Gefühl von Hilflosigkeit nicht leugnen. Dennoch lagen vor seinen Füßen Tote, die sie nicht mehr bedrohen konnten, und nur ein paar Hundert waren noch auf den Beinen. Die übrigen, die große Masse, waren auf den Grund des Ewigen Wassers gesunken.
    »Wir können sie ausschalten«, sagte er, und dann rief Harban vermutlich das Gleiche in seiner eigenen Sprache.
    Als Jhereds Stimme hinter ihm ertönte, schöpfte er neuen Mut.
    »Schickt sie in die Tiefe. Haltet durch. Wir sind auf einer Insel und können uns nicht zurückziehen. Harban, sag es ihnen.«
    Er wartete nicht ab, bis Harban die Ermahnung weitergab. Jhered stürzte sich direkt neben Harkov ins Getümmel. Irgendwo hatte er eine lange Klinge gefunden. Den Schild hatte er weggeworfen, um das Schwert mit beiden Händen zu führen. Er trieb es einem Angreifer in die Schulter und einem Zweiten in die Hüfte. Beide Gegner stürzten auf andere Tote, und dadurch entstand eine Lücke, in die Jhered sofort vorstieß.
    »Ohne Arme können sie uns nichts tun, und ohne Beine können sie uns nicht angreifen.«
    Harkov folgte ihm sofort, bückte sich und hackte mit dem Gladius. Die Klinge traf ungeschützte Beine. Einige Karku kamen ihnen zu Hilfe, und die Verteidiger gewannen ein wenig Selbstvertrauen zurück.
    Wieder hoben sich ihre Stimmen,

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