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Die dunkle Armee

Titel: Die dunkle Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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hallten zwischen den Höhlenwänden und weit übers Wasser.
    Harkov fällte einen weiteren Angreifer, nachdem er ihm den Gladius knapp über der Hüfte ins Rückgrat gejagt hatte.
    Die Reihen der Toten lichteten sich zusehends. Viele stürzten über die kriechenden Kumpane, die vor ihnen gefallen waren. Auch an den Flanken schalteten sich jetzt die Karku unter Führung der Garde des Aufstiegs ein. Harbans Stimme übertönte das Klirren der Waffen auf den Rüstungen und das üble Geräusch, wenn die Klingen in totes Fleisch drangen. Die Karku sangen jetzt. Es klang wie ein Gebet, aber, noch wichtiger, es klang nach Sieg.
    Auch bei Harkov verfehlte diese Ermunterung nicht ihre Wirkung. Er richtete sich auf und knallte seinen Schild einem toten Karku ins Gesicht. Der Kopf des Mannes flog zurück, er taumelte und kippte im hochspritzenden Wasser um. Zwei Kumpane stolperten über ihn. Harkov lächelte.
    »Geht in die Umarmung Gottes. Verlasst diesen Ort.«
    Ringsum flackerten die Feuer auf der Insel und auf den höher gelegenen Wegen. Harkov spürte einen warmen Luftstrom, der sicherlich Mirrons Werk war. Einen Moment, bevor das Werk vollendet war, nahm Harkov den falschen Geruch wahr. Eine Flammenzunge schoss vom Abfluss her unter dem Dach der Höhle entlang. Harkov schirmte seine Augen ab. Den Einschlag sah er nicht, aber er hörte Mirron schreien. Danach wurde es stockdunkel.
    Es war eine so vollständige Finsternis, dass allen der Atem stockte und jedem die Worte im Hals stecken blieben. Nur die Toten rückten weiter vor, während auf der Insel und in ganz Inthen-Gor eine Panik ausbrach.
    »Haltet stand!«, brüllte Jhered. »Einen Schritt zurück, und dann wehrt euch.«
    Er konnte nicht viel tun. Harkov nahm seinen Platz wieder ein und hob den Schild. Ringsum schwoll der Lärm an. Rufe hallten zwischen den Wänden hin und her, überall scharrten Füße über Sand und Stein. Männer kreischten, Klingen zischten ungestüm durch die Luft. Leute rannten blindlings los, prallten gegeneinander, stürzten ins Wasser. Alles, um den stolpernden toten Angreifern zu entfliehen.
    »Harkov?« Jhereds Ruf klang etwas erstickt, weil er schwer atmete, nachdem ein verzweifelter Karku versehentlich nach ihm geschlagen hatte.
    »Hinter Euch, Schatzkanzler. Rechts hinter Euch.«
    Harkov erschrak, als jemand ihm eine Hand auf die Schulter legte, um sich zu orientieren. Dann beruhigte er sich wieder.
    »Ich taste umher. Haltet nicht Euer Schwert in meine Richtung.«
    »Es ist unten«, sagte Harkov. »Den Schild habe ich in Eure Richtung gedreht. Tief, ich bin in der Hocke.«
    »Das ist eine gute Position. Gott, umfange mich. Ruhig! Beruhigt euch!« Er schrie, um alle zu erreichen, die ihm zuhören wollten.
    Ein schwacher blaugrüner Schimmer breitete sich nun in der Höhle aus und wurde allmählich stärker. Das Licht kam von den Flechten an den Wänden und den Algen im See. Harkov versuchte blinzelnd, die Entfernung bis zu den Toten abzuschätzen. Wegen der panischen Schreie auf der Insel konnte er ihre Bewegungen nicht belauschen. Gerade sprang wieder ein Karku an ihm vorbei, um irgendein unbekanntes Ziel zu erreichen. Im Zwielicht konnte Harkov die weit aufgerissenen, entsetzten Augen erkennen. Dieser Kämpfer konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen.
    Verschwommen nahm er weitere Einzelheiten wahr: Gestalten im Zwielicht, Geister im Schatten. Das blasse Glitzern des Lichts in toten Augen. Er hatte damit gerechnet, dass die Toten inzwischen schon gegen seinen Schild drängten, doch nur Jhered packte ihn am Schildarm.
    »Sie rücken nicht weiter vor.«
    Das blassgrüne Licht wurde ein wenig heller, und jetzt flammten hinter ihnen am Schrein auch ein paar Feuer wieder auf. Während das Licht stärker wurde, ließen der Lärm und die Panik nach. Zweitausend Karku und zweihundert estoreanische Gardisten starrten zum Ewigen Wasser. Einige Karku murmelten Gebete. Harkov schauderte, er fror jetzt auch innerlich. Jhereds Miene blieb unbewegt.
    Am Strand drängten sich die Toten. Sie zertrampelten diejenigen, die vor ihnen gekommen und gestürzt waren und wie weggeworfene groteske Puppen herumlagen. Tausende kamen jetzt, und sie hatten sich auf der ganzen Insel ausgebreitet, so weit Harkov überhaupt die Insel überblicken konnte. Er hatte keinen Zweifel daran, dass sie umzingelt waren.
    »Wie ist das möglich?«, fragte sich Jhered.
    Die Antwort marschierte aus dem See heraus. Alle, von denen sie geglaubt hatten, sie seien in der Tiefe

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