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Die dunkle Armee

Titel: Die dunkle Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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mich nicht einmal mit ihr reden lassen. Du hast ihr wehgetan. Beinahe hätte ich deine Armee losgelassen, und das wäre dann deine Schuld gewesen.«
    »Aber du hast es nicht getan, nicht wahr?«
    »Weil du sonst böse auf mich geworden wärst.«
    »Ein wenig vielleicht.«
    Kessian warf ihm einen kurzen Blick zu, drehte sich um und starrte die vorbeiziehende Felswand an. Gorian schüttelte den Kopf.
    »Warum freust du dich nicht? Wir haben gewonnen, und deine Mutter ist praktisch nicht verletzt. Das weißt du doch auch, oder?«
    Kessian ließ sich herab, leicht zu nicken.
    »Warum ziehst du dann so ein Gesicht? Du bist ein Held. Du hast mir geholfen zu siegen. Wir sind dort hineingegangen und haben geholt, was wir wollten. Ich habe dir ja gesagt, so halten es die Starken. Das Schicksal will es so.«
    »Mir blieb ja auch nichts anderes übrig, oder?«
    Jetzt klang Kessians Stimme wieder weinerlich, und das traf Gorian wie ein Nadelstich. Er knirschte mit den Zähnen.
    »Was?«
    »Du hast nicht gefragt, bevor du mich benutzt hast. Das hättest du nicht tun dürfen.« Kessian starrte ihn voller Angst an, und er hatte allen Grund dazu.
    »Wie bitte?«, sagte Gorian leise.
    »Ein Aufgestiegener sollte niemals etwas gegen seinen Willen tun. Ossacer sagte …«
    »Ossacer, der verdammte Ossacer!« Gorian ballte seine Hände zu Fäusten. »Wann wirst du endlich erkennen, dass du nicht mehr bei ihm bist? Du bist hier bei mir. Also tust du, was ich dir sage, bis du selbst entscheiden kannst, was richtig ist. Ich versuche, die Welt vom Bösen zu befreien, und du heulst, weil ein blinder Mann glaubt, wir sollten alle Friedenstauben sein. Steig aus.«
    »Was? Nein.«
    Gorians Miene verhärtete sich. »Nein? Kessian, niemand verweigert sich mir. Du am allerwenigsten. Es wird dir gut tun. Dann hast du Zeit, etwas nachzudenken und auf deinen dürren Knochen ein paar Muskeln anzusetzen. Geh und laufe mit den Toten. Ich habe sie sowieso nur behalten, damit du etwas lernst. Geh mir aus den Augen.«
    Kessian hielt sich am Dollbord fest. »Nein, ich will nicht.«
    »Aber du musst.«
    Gorian packte seine Hand und drückte, bis Kessian aufschrie und das Dollbord losließ. Dann hob er den Jungen mit dem anderen Arm hoch und warf ihn ins Wasser.
    Kessian schrie, als er unterging, dann kam er heftig strampelnd wieder hoch. Gorian lachte.
    »Laufe auf dem Grund, wenn du nicht schwimmen kannst, Junge. Du kannst nicht ertrinken, du bist ein Aufgestiegener. Genieße es. Und komme zurück, wenn du mir etwas Neues zu sagen hast.«
    Gorian drehte sich wieder nach vorn und winkte seinen Ruderern, den Weg fortzusetzen.
     
    Harban kehrte zurück, bevor sie die Insel verlassen hatten. Jhereds anfängliche große Enttäuschung verwandelte sich rasch in Respekt. Die Karku hatten einen Gefangenen mitgebracht. Einen der Toten, einen Gesternier. Er wehrte sich nicht und reagierte nicht ausgesprochene Befehle, marschierte aber los, wenn man ihm den Weg wies und ihn anstieß, und blieb stehen, wenn der Weg versperrt war.
    »Wie weit ist Gorian entfernt?«, fragte Jhered, während der Tote zum Feuer gebracht wurde, damit Harkov und Mirron ihn befragen konnten.
    »Sechs Meilen«, entgegnete Harban. »Ungefähr. Er ist auf dem Wasser. Die Toten marschieren ein ganzes Stück hinter ihm. Dieser hier war leicht zu fangen. Interessant für dich ist, dass sie uns nicht gehört haben, obwohl wir nicht besonders leise waren. Als wir diesen hier schnappten, gab er keinen Laut von sich, und keiner der anderen neben ihm ließ sich etwas anmerken. Es gab überhaupt keine Reaktion, als wüssten sie nicht, dass wir da waren und ihn mitnahmen.«
    Jhered zuckte mit den Achseln. »Wahrscheinlich haben sie es wirklich nicht bemerkt. Mirron glaubt, sie haben keinen eigenen Willen und können nicht denken. Nur hirnlose Schläger mit verrottenden Muskeln.«
    Der Tote bot keinen schönen Anblick. Der größte Teil seiner Rüstung war verschwunden, der Schädel hatte eine große Delle, aus der Blut und Gehirnmasse quollen, und ein Auge fehlte. Doch seine Gliedmaßen waren intakt, und er war ein starker Mann. Außerdem stank er.
    »Ich muss zu meinen Fährtenlesern zurückkehren.«
    »Ja, Harban. Und kümmert euch um nichts anderes. Achtet nur darauf, Gorian nicht zu verlieren.«
    »Er wird uns nicht entkommen.« Harban schaute zum Dach von Inthen-Gor hinauf. »Verweilt nicht zu lange hier, es ist nicht sicher.«
    Jhered lächelte und nickte. »Das werden wir nicht tun. Pass auf dich

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