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Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Titel: Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianka Minte-König
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gezogen! Energie, die sie dringend brauchte, um ihr schreckliches Los ertragen zu können. Und auch Amanda war trotz der furchtbaren Taten, die sie – bewusstlos im Bann des vampirischen Monsters in ihr – begangen hatte, hierher zurückgekehrt und hatte trotz der Anfeindungen durch die Dorfbevölkerung das Gut nie aufgegeben. Ich sah sie vor mir, wie sie mutig den aufgewiegelten Leuten entgegentrat, während die Scheune bereits in Flammen stand. Immer wieder war sie hierher zurückgekehrt … hatte das geheime Gewölbe zu einer Zuflucht für Verfolgte des Naziregimes gemacht und zum Hort für Conrad und Lysander, die dazu verdammt waren, ein Leben als Werwölfe zu führen … bei jeder Vollmondnacht ihre Gestalt zu wandeln … Nur hier in der Abgeschiedenheit des Gutes Blankensee war überhauptso etwas wie ein Familienleben für diese Verfluchten möglich.
    Selbst meine Großmutter Lysette hatte erst vom Gut gelassen, als sie feststellte, dass Hannah ein Mensch war und der Heimleiter sich an ihr vergriffen hatte.
    Vielleicht war es auch die Liebe zur Freiheit und zu ihrem amerikanischen Offizier, die sie letztlich zur Flucht bewegten. Aber sie hatte die Chronik hiergelassen … Warum? Weil sie fest davon überzeugt war, irgendwann einmal wiederzukehren und sie dann fortzusetzen? Natürlich, sie war ein Vampir … für sie gab es keine Eile … für sie würde sich alles einmal regeln … und sei es in der Ewigkeit.
    Lange hatte ich versunken meinen Gedanken nachgehangen und gar nicht gemerkt, dass die Sonne längst ihren Zenit überschritten hatte und langsam unterging.
    Es fiel mir schwer, diesen Ort zu verlassen und zum Gutshaus zurückzugehen. Ich wusste nun, warum auch Amadeus hierher zurückgekehrt war. Auch er suchte hier ganz gewiss neben den Erinnerungen an Estelle neue Energie. Eine Energie, die er durch keine Blutmahlzeit gewinnen konnte, sondern nur durch die Gebundenheit an einen Ort, an dem man sich verwurzelt fand.
    Als ich mich erhob und vom Hünengrab heruntersprang, wusste ich, dass auch ich bereits viel zu tiefe Wurzeln hier geschlagen hatte. Die Trennung, die ich mir vorgenommen hatte, hieß, diese Wurzeln nun abzuschlagen. Es würde nicht ohne Schmerzen gehen.
     
    Die Dämmerung fiel bereits ein, als alle meine Sachen im Käfer verstaut waren. Marc hatte mir schon mehrmals beunruhigt gesimst und ich wollte gerade hinunter ins Gewölbe gehen, um die Chronik zu holen und dort nachAmadeus zu schauen. Den ganzen Tag über hatte er sich nicht sehen lassen, was ja verständlich war, aber ich wollte ihm nun wenigstens noch ein persönliches Lebewohl sagen. Ich dachte intensiv an ihn und hoffte, dass ihn meine Gedanken erreichten, denn er musste mir ja den geheimen Eingang öffnen.
    Mir blutete das Herz. Es war ein so entsetzlich schwerer Schritt, sich von seinen Träumen zu verabschieden. Aber wie sollte ich einen Mann lieben, der der Geliebte meiner eigenen Ururgroßmutter gewesen war? Der schon damals mit seiner zügellosen Leidenschaft nur Unglück über meine Familie gebracht hatte. Er war zudem ein Vampir, ein Untoter, und ich ein Mensch. Das konnte allen süßen Verlockungen zum Trotz niemals gut gehen. Das Leben war kein Fantasyroman!
    Ich schüttelte den Kopf. Nein, ich musste meinen Träumen Ade sagen. Ich würde zu Marc fahren und dann hoffentlich nie wieder etwas von Vampiren und anderen mystischen Wesen hören.
    Ein Geräusch vor dem Haus ließ mich herumfahren. Amadeus?
    Ich eilte zur Tür und riss sie mit Schwung auf, um dann erstarrt auf der Schwelle stehen zu bleiben.
     
    In der Auffahrt stand eine große silberfarbene Limousine mit schwarz getönten Scheiben. Ein verdammt gut aussehender und elegant gekleideter Mann war offenbar gerade ausgestiegen und öffnete einer kleinen drahtigen, ebenfalls exquisit gestylten rothaarigen Frau den Schlag.
    Er bemerkte mich und winkte. »Hello!«, rief er in der Dunkelheit zu mir nach oben und mit einem deutlichen amerikanischen Akzent fuhr er fort: »Ich bin FriedrichVanderborg … aus Amerika und dies ist meine Gefährtin Klara … I am very excited. Es ist sehr aufregend, wieder in Deutschland zu sein!«
    Ich erstarrte zunächst vor Überraschung, rang dann aber, während die beiden die Treppe zu mir heraufschritten, um Fassung.
    So viel zum Thema »Ich will nichts mehr mit Vampiren zu tun haben«, dachte ich, schluckte und stammelte, als sie oben angekommen waren: »Äh … ja … äh … ich bin Louisa, die Tochter von Hannah … also der

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