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Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Titel: Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianka Minte-König
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Tochter von Lysette … äh … das … das ist ja eine Überraschung. Kommt doch herein.«

Teil vier

schicksalszeit
    … Wir sterben, wenn sich eines
im andern ganz verlor.

I
ch schickte Marc eine SMS: Kann heute nicht mehr nach Berlin kommen – familiäre Gründe.
    Natürlich rief er sofort zurück, denn vermutlich hatte sich mein lapidarer Satz irgendwie nach Todesfall angehört.
    So beruhigte ich ihn und teilte ihm mit, dass überraschend ein paar entfernte Verwandte vorbeigekommen seien, die ich erst mal im Ort unterbringen müsse, weil sie irrigerweise gehofft hatten, auf dem Gut ein paar Tage wohnen zu können.
    Ich blieb also bei meinem Entschluss. Schließlich konnte ich Onkel Friedrich und Klara hier nicht sich selbst überlassen.
    Meine Verblüffung war jedenfalls gewaltig, besonders als Friedrich ohne viele Umstände Gepäck aus dem Wagen lud und sich damit, Klara im Schlepptau, auf den Weg ins geheime Gewölbe machte.
    Vor der Mauer betätigte er den Geheimmechanismus mit den Worten: »Es ist dir doch recht, wenn ich mein Apartment wieder beziehe? Klara kann erst mal bei mir wohnen.« Und als ich schwieg, fügte er nun doch zum ersten Mal etwas verunsichert hinzu: »Du hast es doch keiner anderen Verwendung zugeführt?«
    Nein, hatte ich nicht, wie denn auch …? Ich konnte ja ohne Kenntnis des Geheimcodes nicht einmal rein oder raus, wann ich wollte.
    Also schüttelte ich den Kopf. »Nein, nein, es ist alles noch so, wie du es verlassen hast … nehme ich an. Meine Großmutter Lysette hat sicherlich nichts verändert.«
    Die Mauer fuhr schleifend zur Seite und Friedrich wuchtete seinen Koffer durch die Öffnung.
    Na, hoffentlich traf Amadeus nicht der Schlag, dachteich, hätte mir aber eher um Friedrich in der Hinsicht Sorgen machen müssen, denn er war es, der einer Ohnmacht nahe war, als plötzlich in der Empfangsdiele des geheimen Gewölbes der tot geglaubte Amadeus vor ihm stand. Beide starrten sich völlig sprachlos eine Schrecksekunde lang an, um sich dann wortlos in die Arme zu fallen.
    Ich habe selten Männer weinen gesehen, und Vampire schon gar nicht, aber diese beiden konnten ihre Gefühle einfach nicht zurückhalten. Klara und ich blickten uns kurz an und ließen sie dann allein.
    Ich führte Klara in den Salon und sie setzte sich sogleich auf eines der Sofas, schlug die Beine übereinander und lehnte sich entspannt in die Kissen. Sie war eine gepflegte junge Frau, nicht älter als dreißig Jahre mit kurzen roten Haaren und glitzernden grünen Augen. Ihre ganze Erscheinung, so zart sie auch war, barst vor Energie.
    Ich wusste aus den Chronikeinträgen von Amanda, dass Friedrich und Klara mit einer Gruppe von Naziverfolgten zum Kriegsende hin Blankensee in Richtung Schweiz verlassen hatten. Meine Mutter hatte angedeutet, dass sie von da vermutlich in die USA emigriert wären. Offenbar war das mit ein Grund, warum meine Großmutter Lysette dorthin mit David McDarren ausgewandert war. Verwandte dort zu wissen hatte ihr den Entschluss sicherlich erleichtert, zumal diese wie sie ebenfalls Vampire waren.
    »Als wir im Krieg mit dem Schiff in New York ankamen, waren wir Habenichtse«, erzählte Klara. »Unsere Goldreserven waren ziemlich zusammengeschmolzen, denn das meiste brauchten wir für die Schiffspassage für uns und die Rosenbaumkinder und für Bestechungen. Während die Rosenbaums als Juden wenigstens geduldet wurden, verweigerte man uns die Anerkennung als Naziverfolgte, undda wir uns als Nachtwesen auf keine Internierung einlassen konnten, ohne unser Leben zu riskieren, stahlen wir uns von Ellis Island fort und flohen mit viel Schmiergeld und einem kleinen Boot nach Manhattan. In New York tauchten wir sogleich in den Untergrund ab. Hätte man uns als illegale Einwanderer erwischt, wären wir sofort nach Deutschland zurückgeschickt worden.«
    Genauso wie man es heute mit den arabischen Bürgerkriegsflüchtlingen auf Lampedusa macht, dachte ich.
    »Es war eine harte Zeit«, fuhr Klara fort, »aber eines nachts, als wir uns ein Opfer für unsere Blutmahlzeit in einem der New Yorker Slums suchten, stießen wir auf eine Gruppe von Vampiren, die das Gleiche vorhatten wie wir. Allerdings veranstalteten sie regelrechte Jagdgesellschaften mit brutalen Hetzjagten auf Menschen. Es widerte uns an, da sie sich kulturell unseres Erachtens auf einer sehr niedrigen Entwicklungsstufe bewegten. Aber sie erspürten uns sofort und stellten uns. So blieb uns nichts anderes übrig, als ihnen unsere

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