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Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Titel: Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianka Minte-König
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aufgespreizt, damit Utz seine perverse Lust an ihr befriedigen konnte. Ich sah die feine Gerte in seiner Hand, mit der er ihren Körper gezielt peitschte, um sie für sich sinnlich zu erregen, und wie er sich als Mann und als Vampir kaum noch in der Gewalt hatte … bei dem Anblick ihres von feinen blutigen Striemen überzogenen nackten Körpers …
    Ich starrte entsetzt auf den Pfahl, an dem meine Mutter wie eine leblose Statue in ihren Fesseln stand. Nur ein Gedanke beherrschte mich: Utz darf ihr nichts antun. Wenn er auch sie mit seiner sexuellen Perversion folterte, würde sie mit ihrer Vorgeschichte für immer und ewig traumatisiert sein. Schon jetzt stiegen vermutlich die schrecklichen Erinnerungen an den Heimleiter des Jugendwerkhofes in ihr auf und lähmten sie vor Entsetzen.
    »Tut doch etwas, Amadeus!«, flehte ich. »Lasst sie doch nicht länger unnötig leiden. Sie … sie … übersteht das nicht. Sie zerbricht alleine schon bei der Vorstellung an das, was Utz ihr antun könnte … sie …«
    »Psst«, flüstert Amadeus und legte mir seine kühle Hand auf den Mund. »Du musst Geduld haben, Louisa. Klara ist schon unterwegs zum See.« Nun erst stellte ich fest, dass Klara nicht mehr bei uns war, und mir fiel auch wieder ein, dass wir ja einen Plan gefasst hatten.
    Ich kroch auf allen vieren etwas weiter nach vorne. Dabei sah ich im Feuerschein einen glitzernden Gegenstand auf dem Boden liegen. Als ich danach griff, erkannte ich, dass es die zerrissene Kette meiner Mutter war, an der noch das schöne silberne Kreuz hing, das ich ihr einmal zum Muttertag geschenkt hatte. Es war eigentlich viel zu groß, um es am Hals zu tragen. Ein altes Stück aus massivem Sterlingsilber, in England gegossen und von einem Kunstschmied gehämmert. Ich hatte es in London auf einem Flohmarkt erworben. Es wirkte ein wenig archaisch und hing wohl einmal an der Kordel einer Mönchskutte. Aber meine Mutter mochte es, weil es von mir war und weil sie schon seit Jahren ihr traumatisiertes Leben in Gottes Hände gelegt hatte. Ich würde es ihr wiedergeben, wenn sie gerettet war, dachte ich, und schob es in die Tasche meiner Jeans.
    Dann ging es endlich los.
    Utz trat an den Pfahl und hob die Peitsche. Ich biss mir auf die geballte Faust, um nicht zu schreien. Vom See her stieg weißer Rauch in die Nacht auf. Grimhilde stieß einen kehligen Schrei aus. Utz fuhr herum und der Peitschenhieb sauste ins Leere. Ein Feuerschein flackerte über dem See auf, und nun sah ich, dass der Kahn in Flammen stand. Klara hatte ganze Arbeit geleistet. Die beiden Werwölfe hetzten mit großen Schritten zum Ufer hinunter, während Utz hasserfüllt die Peitsche schwang. Aber schneller, als ich überhaupt schauen konnte, war Amadeus aus dem Grab gestürmt und entwand Utz die Peitsche. Friedrich folgte ihm in rasender Eile, und beide schienen stark genug, um Utz zu überwältigen. Er merkte sofort, dass er in eine Falle geraten war, und setzte sich mit äußerster Brutalität zur Wehr.
    Ich war entsetzt, wie er sich vor meinen Augen in eine reißende Bestie verwandelte, mit spitzen, langen Zähnen, die aus seinem Kiefer wuchsen, und Krallen an den Händen, die Friedrich wie fürchterliche Mordwerkzeuge über den Rücken fuhren, ihm die Kleidung zerfetzten und das Fleisch vom Leib rissen.
    Aber auch Amadeus und Friedrich veränderten sich. Ihre Augen brannten in einem gelben Feuer und ihre Zähne wurden ebenfalls zu tödlichen Waffen.
    Ich zitterte vor Angst und Abscheu, als sie fauchend und zähnefletschend übereinander herfielen – alle drei monströse Bestien, die sich gegenseitig nichts schenkten.
    Meine Mutter hatte die Hände vors Gesicht geschlagen, weil auch sie diesen Anblick nicht ertragen konnte. Ich sprang auf, rannte zu ihr hinüber und zog ihr gegen ihren Widerstand die Hände herunter.
    »Mama«, flehte ich, »schau mich an, ich bin es, Louisa! Du brauchst keine Angst mehr haben. Wir sind gekommen, um dich zu befreien!«
    Sie hatte die Augen zusammengekniffen. Als sie diese nun öffnete, war ihr Blick erschüttert und ungläubig zugleich.
    Hastig begann ich, ihre Fesseln zu lösen. An den Füßen war es leicht, aber das Würgeeisen bereitete mir Probleme. Ich war viel zu erregt, um die Schrauben, die es zusammenpressten, mit der nötigen Ruhe zu lösen, aber ich musste mich beherrschen! Das war angesichts des wilden Kampfes hinter mir allerdings kaum möglich.
    »Gleich, Mama«, sprach ich mir selber Mut zu, »gleich ist es geschafft. Ich

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