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Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Titel: Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianka Minte-König
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erloschen. Er wirkte plötzlich wie ein gebrochener alter Mann.
    »Estelle und Amadeus haben dich hintergangen, das stimmt und das war frevelhaft, aber deswegen bist du nicht frei von Schuld. Du hast deine eigene Tochter auf Burg Przytulek deinen schändlichen Perversionen ausgesetzt, sie später in deiner Villa gefangen gehalten und fast zu Tode gefoltert. Und schlimmer noch: Du hast ihren Sohn Lysander getötet. Ja, hör genau hin!
    Wie fühlt es sich für dich an, zu wissen, dass sich Fluch und Blutfehde in dem Augenblick erledigt hatten, als sich in Amanda die Blutlinien der Vanderborgs und der Przytuleks vereinigten? Jede Gewalt, die du von da an gegen die Nachkommen der Vanderborgs ausgeübt hast, traf nun auch dein eigenes Geschlecht!«
    Ich bebte vor Zorn und konnte die ganze Wahrheit nicht länger zurückhalten. Sollte dieser brutale Schänder und Folterer doch endlich sehen, dass all sein Hass letztlich auf ihn selbst zurückgefallen war!
    »Du selbst warst es, Utz, der mit Lysander den letzten männlichen Nachkommen der Przytuleks tötete, als du ihm die Silberkugel ins Herz geschossen hast. Er war dein Enkel! Du , Karolus Utz, warst der eigentliche Vollstrecker von Eleonores Fluch!«
    Utz stöhnte qualvoll auf, seine Augen wirkten stumpf. Er selbst gebrochen.
    »Du lügst«, murmelte er nahezu tonlos und wusste doch, dass ich die Wahrheit gesprochen hatte.
    Mitleid ergriff mich angesichts dieses niedergeschmetterten Mannes, der nicht anders als wir alle auch nur ein Spielball eines gnadenlosen Schicksals gewesen war, das uns wie in einer antiken Tragödie alle verhöhnt hatte.
    »Versöhnung?«, fragte ich daher leise und glaubte doch selber nicht, dass sie möglich war.
    Ich ließ, von Emotionen überwältigt, das Kreuz sinken und lockerte dadurch unbeabsichtigt den Bann. Sofort nutzte Utz seine Chance und pfiff nach seinen mystischen Begleitern, die unter dem aufsteigenden Vollmond gerade ihre Gestalt wandelten und darum bisher verhindert waren, ihm zu helfen. Nun aber, nachdem ihre Verwandlung abgeschlossen war, sprangen sie in ihrer wölfischen Gestalt herbei und stürzten sich sofort auf Friedrich, den sie in einen blutigen Kampf auf Leben und Tod verwickelten.
    Amadeus zog seine Waffe, die er mit Silberkugeln geladen hatte. Kurz hinter den Werwölfen tauchte auch Klara nun endlich auf.
    Ich hob das Kreuz wieder hoch, um Utz zurück unterseinen Bann zu zwingen. Dabei bemerkte ich, dass auch Amadeus im Energiefeld des Kreuzes schwächelte und rief ihm zu: »Bleib weg, hilf Friedrich und Klara mit den Wölfen!«
    Aber kaum hatte er sich abgewandt, rief Utz nach Schwarzack! Der große schwarze Wolf ließ von Friedrich ab und setzte zum Sprung auf mich an. Ich wich zurück … und der Wolf landete genau neben Utz, der noch immer von der Macht des Kreuzes geschwächt am Boden lag.
    Instinktiv erfasste die riesige Bestie seine Schwäche. Und wieder einmal erwies es sich, dass Wölfe nicht zu zähmen waren, sondern sich lediglich gezwungenermaßen einem Stärkeren unterordneten – jedoch nur so lange er wirklich der Stärkere war.
    Utz hatte gewankt und so wandten sich erst Schwarzack und dann auch die rote Wölfin Grimhilde gegen ihren eigenen Herrn. In einer grauenvollen Orgie der Gewalt fielen sie gemeinsam über ihn her und zerfleischten ihn vor unseren Augen bei lebendigem Leibe.
    Als die rote Wölfin sein Herz in ihrem Fang hielt und die beiden begannen, sich darum zu balgen, standen wir noch immer wie erstarrt.
    »Schieß«, sagte ich schließlich zu Amadeus, als sie das Herz von Utz zerrissen und gemeinsam gefressen hatten.
    Aber es war schon zu spät. Wir hatten angesichts des grauenvollen Schauspiels das Heft aus der Hand gegeben. Die Werwölfe waren nun in einem Blutrausch und schauten sich bereits sprungbereit nach neuen Opfern um.
    Als Amadeus abdrückte, ging der Schuss fehl, und sie stürmten auf uns zu. Schwarzack riss Amadeus zu Boden, dem Friedrich sofort zur Hilfe eilte, während die rote Wölfin sich knurrend mit entsetzlich geblecktem Fang vor miraufbaute. Ich sah Klara auf mich zurennen, aber sie würde zu spät kommen, denn die rote Bestie setzte bereits zum Sprung an.
    Ich schloss mit meinem Leben ab, als das Knattern eines Motorrades plötzlich das Kampfgetümmel übertönte. Alle erstarrten für Sekunden in ihrer Bewegung. Dann sah ich Marc in halsbrecherischer Fahrt genau auf uns zurasen.
    Die Wölfin drehte sich irritiert durch die Störung fauchend in seine Richtung, doch als

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