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Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Titel: Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianka Minte-König
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Kreuzes und die christliche Beschwörungsformel?
    Was machte ich denn nun mit ihm?
    Auch er war ja nur ein Spielball des Schicksals. Er hatte genauso unter dem Fluch gestanden wie Estelle. Die Ehe zwischen ihnen war doch im Grunde nur deswegen geschlossen worden, um Eleonore durch Estelle die Möglichkeit zur Rache an dem letzten Przytulek zu geben.Estelles Untreue und alles, was folgte, waren nur Bausteine in diesem größeren Plan des Schicksals, der Utz und sein Geschlecht endgültig vernichten sollte. Aber der Plan hatte sich gegen die Vanderborgs gewendet …
    Doch nun stand ich hier und hatte die Macht, die Rache zu vollenden und Utz zu töten.
    Aber Rache vergrößerte das Unheil immer nur … Wären nicht Vergebung und Sühne bessere Wege, Bosheit und Grausamkeit ihren Stachel zu nehmen?
    Ich wollte an die guten Seiten in Utz appellieren, die doch irgendwo noch, wenn auch verschüttet, vorhanden sein mussten.
    »Warum hast du Estelle geheiratet?«, fragte ich also, um zum Ursprung des Konflikts zurückzukehren und die Erinnerung an bessere Gefühle zu wecken. »Hast du sie geliebt?« Utz wirkte von der Frage überrumpelt. »Sag, hast du sie jemals geliebt oder hast du sie schon in der Absicht, deine Ahnen an ihr zu rächen, geheiratet?«
    Er schüttelte vehement den Kopf, sank dann aber wieder von Krämpfen geschüttelt in sich zusammen.
    »Ich hätte sie lieben können«, stieß er mit geschwächter Stimme hervor, die nichts mehr von ihrem herrischen, metallischen Klang hatte. »Estelle war für mich wie ein kostbares Schmuckstück … ein Diamant … Ihr Glanz war so rein … aber kalt … Sie betrog mich mit diesem Leutnant von Anfang an. Alles, was ich für sie hätte empfinden können, starb in unserer Hochzeitsnacht, als sie statt mit mir mit diesem Schurken die Ehe vollzog, während ich nebenan im Rausch lag … verstört, weil sie die erste Frau war, die mich jemals von ihrer Bettkante stieß. Ich weiß, es war nicht Estelle, sondern diese verfluchte Vampirin in ihr – Eleonore, die mich als letzten Przytulek auf diese Weiseso grausam verhöhnte … Ich ahnte davon nichts, aber als ich es dann in der Chronik las, damals hier auf Blankensee, als ich von Estelles fortgesetztem Ehebruch erfahren hatte, da wurden mir die Augen geöffnet. Ich war nur noch auf Rache aus und verfolgte in Estelle nicht nur mein untreues Eheweib, sondern auch Eleonore, die Mörderin meines Geschlechts. Ich wollte sie nicht einfach töten … sondern qualvoll leiden sehen.«
    »Aber nicht Eleonore, sondern Graf Ladislav war der Urheber dieses Konflikts. Er hat Eleonore im Mittelalter ermorden lassen, aus niedrigsten Beweggründen.«
    Utz wollte eine wegwerfende Handbewegung machen, brach sie aber mit einer eher hilflosen, zittrigen Geste ab.
    »Er hatte nach der Tradition das Recht auf die erste Nacht mit ihr«, stieß er keuchend und abgehackt hervor. »Sich dagegen aufzulehnen war in der damaligen Zeit revolutionär … ein Staatsverbrechen … Er konnte es nicht dulden, ohne an Ansehen zu verlieren.«
    »Aber er musste sie nicht auf derart bestialische Art töten lassen!«
    »Es … es waren andere Zeiten damals … was war ein Mensch schon wert … und … er war berühmt dafür.«
    »Berühmt?! Was ist ruhmvoll daran, ein Schlächter und Pfähler zu sein?«
    Wütend hielt ich das Kreuz wieder dichter vor Utz’ Gesicht und er wich unter qualvollen Zuckungen zurück.
    »Was willst du noch?«, stieß er gepeinigt hervor. »Warum die vielen Worte? Du hast mich in deiner Gewalt … mach ein Ende!«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, Karolus Utz! Nicht bevor du nicht die ganze Wahrheit weißt. Du bist ein Verfluchter, aber nicht nur wegen der Blutschuld, die dein UrahnLadislav von Przytulek auf dein Geschlecht geladen hat. Auch nicht wegen Eleonores Fluch! Du selber hast wie eine widernatürliche Bestie dein eigenes Fleisch und Blut getötet!«
    Ich ließ das Kreuz ein wenig sinken, um ihm die Möglichkeit zu geben, aufzunehmen, was ich ihm jetzt sagen wollte.
    »Amanda war deine Tochter – nicht das Kind von Amadeus!«
    Ihm musste wohl schlagartig die Bedeutung meiner Worte klar geworden sein, denn er keuchte abwehrend: »Du lügst! Das kann niemals sein!«
    »Es gibt keinen Zweifel. Ein erbbiologisches Gutachten hat Amadeus als Vater absolut ausgeschlossen und außer mit dir, als du ihr Gewalt antatest, hat Estelle mit keinem anderen Mann verkehrt.«
    Sein bleiches Gesicht war grau geworden, die gelbe Gier in seinen Augen

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