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Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Titel: Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianka Minte-König
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auf Blutkonserven oder irgendwelche Blutersatzstoffe umsteigen könnte. Vampire blieben Wesen der Nacht und ich konnte ohne Licht und Luft und Sonne nicht leben!
    Ich stand auf. »Entschuldigt mich bitte, ich würde gerne ein wenig auf mein Zimmer gehen und, so lange alles ruhig ist, etwas ausruhen. Die Fahrt hierher war anstrengend, und ich denke, ich werde bald alle Kraft brauchen, die ich mobilisieren kann.«
    »Eine vernünftige Idee«, sagte Klara und erhob sich ebenfalls. »Benötigst du noch irgendetwas?« Ich schüttelte den Kopf und dachte etwas merkwürdig berührt, dass sie sich offensichtlich hier schon wie zu Hause fühlte, während ich, der doch das Gut gehörte, mir immer noch wie ein Gast vorkam. Aber ich war zu erschöpft, um das zu thematisieren.
     
    Als ich dann auf dem komfortablen Himmelbett lag, fand ich jedoch keine Ruhe. Marc hatte mir aus dem Zimmer von Conrad noch eine SMS geschickt: Zimmer ist Luxus pur! Gehe unter die Dusche und lege mich dann ein bisschen hin. Melde dich, wenn du mich brauchst.
    Ich las sie jetzt noch einmal und war froh, ihn in der Nähe und an meiner Seite zu wissen.
    Als ich die Augen schloss, ging mir immer wieder das Gespräch über Utz durch den Kopf. Für Amadeus verkörperte er ganz offensichtlich das abgrundtief Böse, aber er war natürlich nicht objektiv. Genau genommen kam ich nicht umhin, ihm und Estelle zumindest eine Mitschuld an der tragischen Entwicklung der Dinge zu geben, welche die Familie Vanderborg in ein Unglück stürzte, das bis heute nachwirkte.
    Amadeus hatte durch seine Leidenschaft für Estelle frech und egoistisch die Ehe von Utz gebrochen, bevor diese sich überhaupt erst entwickeln konnte. Vielleicht hatte Utz wirklich an Estelle ihre Reinheit und Natürlichkeit geschätztund hätte sich unter anderen Umständen sogar in sie verliebt. Auch sie war ihm ja anfangs durchaus zugetan und empfand Bewunderung für sein weltmännisches und unabhängiges Wesen. Er war nicht nur reich, sondern offensichtlich zudem ein attraktiver Mann, unkonventionell, freiheitsliebend, generös auf eine verschwenderische Art, allen Lüsten zugetan, lebenslustig, zwar großspurig, aber auch ein charmanter Glücksritter. So jedenfalls beschrieb sie selbst ihn in der Chronik. Was konnte Utz dafür, dass er ein Przytulek war? Doch ebenso wenig, wie Estelle etwas für den Unfall in den Karpaten konnte, der die Seele der Vampirin Eleonore in ihren Körper versetzt hatte. Hätten die beiden sich ohne diese unglückselige Affäre mit Amadeus nicht vielleicht damals schon arrangieren können, um die Blutfehde friedlich zu lösen?
    Aber durch Amadeus war Estelle schon nicht mehr rein und unschuldig, als sie sich mit Utz verlobte. Sie betrog Utz in der Hochzeitsnacht in seinem eigenen Haus und wies seine Annäherungsversuche von Anfang an brüsk ab. Getrieben von Eifersucht und verletzter Ehre sah er in ihr nur noch die Ehebrecherin und hinterhältige Schlange, die es allein auf sein Vermögen abgesehen hatte, und wurde immer aggressiver. Für mich steuerte diese Ehe daher von Anfang an auf eine Katastrophe zu.
    Ich fragte mich wirklich, ob Utz ohne Estelles Affäre mit Amadeus ebenfalls so bösartig geworden wäre?
    Nach Estelles Tod traf sein Hass ihre Tochter Amanda mit gleicher unversöhnlicher Wucht. Denn sie war in seinen Augen die Frucht des fortgesetzten Ehebruchs von Estelle und Amadeus und er musste sich bei ihrem Anblick abgrundtief gedemütigt fühlen. So wurde er immer mehr zu dem entsetzlichen, unberechenbaren Monster, das erjetzt war und das nur ein Ziel verfolgte: Blutrache für seine Ahnen zu nehmen und alle Vanderborgs auszurotten. Mir grauste bei dem Gedanken, dass sich nun meine Mutter in seiner Gewalt befand.
    Es hielt mich nicht mehr in meinem Zimmer. All diese schrecklichen Erinnerungen aus meiner Familiengeschichte waren wie Dämonen, die mir das Gehirn marterten. Mir schmerzte der Kopf, und so stand ich auf und ging wieder hinüber in den Salon, wo meine vampirische Verwandtschaft immer noch zusammensaß. Was mochten sie für einen Plan gefasst haben?
    Im selben Moment, in dem ich eintrat, befiehl Amadeus eine plötzliche Unruhe. Und auch Friedrich wirkte auf einmal sehr wachsam.
    »Es geht los!«, sagte Amadeus mit dunkler Stimme.
    »Kein Zweifel?«, fragte Friedrich.
    Amadeus wirkte, als lauere er auf irgendetwas mit allen seinen Sinnen. »Kein Zweifel! Wir brechen sofort auf.«
    Da war ich ja instinktiv gerade richtig gekommen. »Wo ist Marc?«,

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