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Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Titel: Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianka Minte-König
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mich zu freuen, aber mehr noch hatte ich das Gefühl, dass die Worte, die ich eben gesprochen hatte, einen ganz privaten Bezug zu mir hatten und für mein zukünftiges Schicksal eine ganz eigene Bedeutung haben würden.
    Plötzlich sah ich den geheimnisvollen Fremden aus meinenTräumen vor mir, fühlte die drängende Sehnsucht, die mich zu ihm zwang, und fragte mich, ob es ein Cherubim war wie bei dem Käthchen von Heilbronn , der uns zusammenführte, oder ob nicht eine böse, eine teuflische Macht uns in ihre Ränke einschmiedete?
     
     
    I
ch war ihm verfallen. Anders konnte man es nicht nennen. So oft es möglich war, fuhr ich trotz der Examensvorbereitung nach Blankensee. Meistens überredete ich Marc mitzukommen, aber zweimal lieh ich mir von Freunden ein Auto. Vordergründig ging es natürlich immer um die Renovierung des Gutes, tatsächlich aber war ich von dem unbändigen Drang getrieben, den Mann aus meinen Träumen wiederzusehen und mich in seine Arme zu stürzen, damit sich neben unseren Seelen auch unsere Körper lustvoll vereinigen konnten.
     
    Mit der Hilfe meiner Mitbewohner hatte ich inzwischen im Haupthaus den ehemaligen Salon bewohnbar gemacht. Die Fenster waren dicht, eine Behelfsküche eingerichtet und das Parkett abgezogen. Der schimmelige Wandbezug war entfernt und die Wände frisch verputzt worden.
    Stefan erwies sich als genialer und geduldiger Anstreicher, Mandy nähte neue Vorhänge und Isabell schmirgelte mit Hingabe die Holzrahmen von Fenstern und Türen ab, während sich Marc diffizileren Dingen widmete: Elektrik und Sanitär.
    » Ich bin Klempner von Beruf, ein dreifach Hoch dem, der dies gold ’ne Handwerk schuf …«
    Marc lachte, als Isabell und ich ihm ein Ständchen brachten, nachdem er die Wasserspülung auf der Toilette wiederin Gang gesetzt hatte. Diesmal rauschte sie echt und nicht nur mit schrecklich gurgelnden Schreien vermischt in meiner Vorstellung. Darüber war ich sehr erleichtert, schien doch inzwischen alles ganz normal zu laufen.
    Vermutlich trug Elektra daran die Schuld und ich war anfangs durch den Probenstress und Knuppers’ ständige Kritik emotional nur etwas hochgeputscht gewesen. Zudem war Roger als Regisseur auch nicht grade einfach. Und was die blutrünstige Story von Ehebruch und Gattenmord anging, so etwas setzte sich bei einem Schauspieler im ganzen Körper fest, klebte wie eine zweite Haut während der Proben an einem und besetzte nicht nur den Kopf, sondern auch das Herz und die Seele. Na ja … so in etwa … Kein Wunder jedenfalls, dass ich da voller düsterer Gedanken war, mit denen das Gut wahrscheinlich nicht das Geringste zu tun gehabt hatte. Ein unglückliches Zusammentreffen nicht zusammengehöriger Ereignisse, mehr nicht.
    Ich musste Isabell einfach mal in den Arm nehmen. »Du, ich danke dir. Ich finde es so toll, wie du mich unterstützt! Echt danke!«
    Sie winkte verlegen ab. »Wirst dich schon gelegentlich mal revanchieren können. Rechne damit, dass ich den ganzen Sommer hier abhängen werde.«
    »Aber gerne, nur zu!«
    Wir gingen in unsere Behelfsküche und kochten eine Dosensuppe für das Abendessen. Es war schon prima, dass wir uns nun wenigstens ansatzweise selbst versorgen konnten. Kaffee kochen, Fertiggerichte aufwärmen, Spaghetti zubereiten … Die Semesterferien konnten kommen! Das würde lustig werden, wenn ich hier mit meinen Freunden campierte, die Renovierung voranging und wir zugleich Park und See als Urlaubsidyll genießen konnten.
    Als alle nach ein paar Flaschen Wein die nötige Bettschwere hatten, zogen wir uns in die Schlafsäcke zurück, und bald erfüllte Marcs Schnaufen den Raum.
    Ich stellte mich ebenfalls schlafend, dachte aber an den Fremden aus meinen Träumen. Ich hatte ihn nach der stürmischen Sturmnacht unten am Steg nicht mehr wiedergetroffen und fieberte bei jedem Aufenthalt auf Blankensee unserem nächsten Wiedersehen immer ungeduldiger entgegen.
    Ich wollte einfach nicht glauben, dass er genauso plötzlich verschwunden sein könnte, wie er aufgetaucht war. Was sollte das denn auch für einen Sinn machen?
    Jedes Mal wenn ich mich in den letzten Wochen auf Blankensee aufgehalten hatte, war ich nachts zum See hinuntergelaufen, aber stets vergebens. Auch jetzt wäre ich am liebsten bei Marcs erstem Schnarcher sofort losgestürmt, aber ich musste geduldig sein, denn ich wollte kein Risiko eingehen. Ich musste sichergehen, dass alle meine Freunde wirklich schliefen, bevor ich mich heimlich davonstahl.
    Endlich

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