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Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Titel: Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianka Minte-König
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aus, denn ich kriegte ihren schrecklichen Anblick nicht aus meinem Kopf.
    »Du musst die Polizei verständigen«, sagte Marc nun.
    »Nein!«, schrie ich hysterisch.
    »Ich kann es auch für dich machen, wenn dir das lieber ist, Louisa.«
    »Ja, bitte … Ich … ich wüsste gar nicht, was ich sagen sollte.«
    »Gut, dann geh in einen anderen Raum, am besten setzt du dich in die Küche und trinkst erst einmal einen Kaffee. Dann wartest du ab, bis die Polizei eintrifft. Ich werde, sobald ich hier fertig bin, sofort nach Blankensee kommen.« Er schwieg einen Moment, als überlegte er. »Fass nichts an. Jedenfalls keine der Leichen …«
    Bei dem Wort Leiche krampfte sich alles in mir zusammen und ich musste mich ohne Vorwarnung übergeben.
    »Was ist, Louisa, was ist denn? Sag doch etwas …«
    »Es … es geht schon wieder. Mir … mir … war ganz plötzlich … etwas … äh … übel. Ich habe gekotzt!«
    Ich hörte Marc erleichtert aufatmen. »Das hätte ich in deiner Situation wohl auch getan«, sagte er. »Geht es denn jetzt? Schaffst du es, alleine auf die Polizei zu warten?«
    Ich nickte, und weil er das ja nicht sehen konnte, fügte ich hinzu: »Ja, ja … mach schon, ruf da an und sag mir dann noch mal Bescheid, ob du wen erreicht hast und wann die kommen … ja?«
    Das versprach er und hängte mich ab.
    Eine Zeit zermürbenden Wartens brach an, in der ich hin und her überlegte, was ich der Polizei denn eigentlich sagen sollte. Aber was immer ich auch sagen würde, sie würden mir keinen Glauben schenken, denn es war alles völlig abstrus. Ich hatte einfach keine Erklärung für das, was mit meinen Freunden in dieser verdammten Nacht geschehen war.
    Dann fiel mir plötzlich Amadeus ein, der mich im Schlaf berührt hatte, am Hals berührt hatte und mir kam schlagartig die grauenvolle Erkenntnis, dass ich ebenfalls sein Opfer hatte werden sollen und nur knapp dem Tod entgangen war.
    Bittere Kälte begann plötzlich in mir aufzusteigen undmich in einen Eisklumpen zu verwandeln. Der bloße Gedanke, dass Amadeus in dieser Nacht, in der meine Freunde ermordet worden waren, an meinem Schlafsack gestanden hatte, ließ mich erstarren. Ich war zu keiner Regung mehr fähig. Dumpf und schwer hing plötzlich eine unausgesprochene Bedrohung im Raum. Wie gelähmt hockte ich auf dem wackeligen Stuhl und nur ein Gedanke marterte mein Gehirn: Wie soll ich hier jemals wieder glücklich sein können?
    »Du kannst es«, sagte eine warme Stimme hinter mir.
    Ich fuhr herum und blickte in das edle Gesicht von Amadeus.
    Er sah vital aus und viel weniger blass als in den letzten Tagen, wirkte jedoch sehr ernst, während er fortfuhr: »Dieses Haus hat viel Leid gesehen, doch niemand aus der Familie Vanderborg hätte es deswegen aufgegeben. Nicht das Haus ist dafür verantwortlich, ob hier das Entsetzen oder das Glück regiert, sondern ausschließlich seine Bewohner.«
    Wie er das so ruhig sagte, gingen meine Nerven mit mir durch. Ich sprang auf und schlug ihm mit den Fäusten gegen die muskulöse Brust.
    »Du hast sie getötet!«, brach das Unaussprechliche aus mir heraus. »Das war kein Tier! Das war die Tat eines … Monsters … und dieses Monster warst du! An Mandys Hals habe ich die Spuren eines Bisses gesehen, Spuren, wie sie nur ein Vampir hinterlässt. Du hast sie gebissen und ausgesaugt … Man sieht es dir doch an … Du …du … wirkst satt und vital wie nie zuvor!« Mir versagte die Stimme.
    Amadeus blieb seltsam unberührt, seine Mimik verriet nicht die kleinste emotionale Regung, nur in seinen Augen lag ein bedrohliches Glitzern. Seine kühlen Hände schlossensich rasch und gezielt um meine Handgelenke und ohne merkliche Kraftanstrengung stoppte er auch diesmal meine zornigen Schläge.
    »Es waren deine Freunde, Louisa. Ich sagte dir bereits, dass sie für mich tabu sind. Ich bin zivilisiert, habe meine Triebe unter Kontrolle und kann mich beherrschen – im Gegensatz zu dir offenbar …«
    Ich wand mich in seinem Griff, aber er ließ nicht locker.
    »Lass mich sofort los!«, verlangte ich aufgebracht. »Oder ich schreie!«
    »Bitte, falls du glaubst, dass dich hier jemand hört. Nur zu!«
    Er verzog ironisch die Mundwinkel, doch obwohl ich das sonst sehr charmant fand, machte es mich jetzt nur noch wütender.
    »Ich hasse dich!«, stieß ich hervor und versuchte weiter mit aller Kraft meine Hände aus seiner Umklammerung zu zerren.
    Er ließ mich so abrupt los, dass ich rückwärts taumelte und mich gerade noch vor

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