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Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Titel: Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianka Minte-König
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war. So sagte ich ziemlich ironisch: »Und an wen hast du dabei gedacht? Graf Orlok, Dracula persönlich? Oder vielleicht Lestat? Liegen im geheimen Gewölbe des Gutshauses vielleicht noch mehr von deiner Art im Halbschlaf und wandeln nachts als mordende Bestien herum? Hast du mir das bisher verschwiegen?«
    Ich merkte, wie namenlose Wut in mir aufstieg, weil er mich so offensichtlich für dumm verkaufen wollte – auf jeden Fall spielte er nicht mit offenen Karten. Zugleich überwältigte mich der Schmerz über den Mord an meinen Freunden erneut. Ich fühlte, wie in mir die Panik hochkroch, und konnte seine Gegenwart kaum noch ertragen. Wenn ich nicht sofort diesen Raum verließ, würde ich ersticken müssen! Ich drehte mich um und hetzte fluchtartig aus der Küche.
    »Louisa! Bleib!«, rief Amadeus mir nach. »Lauf nicht fort, du bist in großer Gefahr!«
    Nirgends mehr als in deiner Nähe, dachte ich, rannte aus dem Haus und ließ mich schließlich keuchend auf die alteSteinbank sinken, die nicht weit davon entfernt an einem großen Rhododendron stand.
    Von nichts und niemandem konnte eine größere Bedrohung für mich ausgehen als von ihm, einem immer nach Blut dürstenden Vampir! Er war ein Geschöpf der dunklen Seite, und so kultiviert er sich mir auch bisher genähert hatte, genau so konnte doch jederzeit sein animalischer Trieb unbeherrschbar aus ihm herausbrechen und ihn zu einem archaischen Monster machen, das auch mich töten würde. Was war das damals auf dem Steg am See? Warum hatte er mich so plötzlich von sich gestoßen? Weil er schon da kaum noch seine Blutgier im Griff hatte? Konnte ein Vampir das überhaupt? Seine Blutgier bezähmen? Hatte nicht selbst Amanda einen kleinen Jungen getötet, als der Drang über sie gekommen war, und Lysette ein Mädchen am Hünengrab?
    Nein, ein Vampir trug einfach keine Liebe in sich – keine jedenfalls, die dauerhaft stärker war als seine bestialische Natur.
    Erneut rollten mir Tränen über die Wange und ich wischte sie mit einer unbewussten Geste fort. Und noch einmal beschloss ich, Amadeus nie wiederzusehen.
    Nahezu versteinert blieb ich auf der Bank in der Sonne sitzen. Hier war ich wenigstens sicher vor ihm und konnte auf die Polizei warten. Sobald Marc kam, würde ich sofort mit ihm das Gut verlassen. Für immer. Nie mehr wollte ich den Ort betreten, an dem unsere Freunde auf so bestialische Art ermordet worden waren.
    Ich gestand mir ein, dass Amadeus nicht der Prinz aus meinen Träumen war … es einfach nicht sein konnte, denn der hätte mir den Himmel geöffnet. Amadeus aber würde mich, wenn ich ihm weiter meine Liebe schenkte, nicht insLicht führen, sondern mit sich in die Finsternis der ewigen Nacht reißen.
     
     
    D
er Polizeiwagen war schon von Weitem zu hören, denn er fuhr ganz überflüssigerweise mit Blaulicht und Martinshorn. Das würde meine Freunde nun auch nicht mehr zum Leben erwecken! Überhaupt fragte ich mich, was ich denn jetzt sagen sollte, ohne für komplett verrückt erklärt zu werden.
    Dass hier ein Vampir sein Unwesen trieb, würde man mir wohl kaum abnehmen. Also konnte ich es mir gleich sparen, Amadeus zu erwähnen. Aber ich war auch nicht in der Lage, irgendeinen sinnvollen oder gar strategischen Gedanken zu fassen, also blieb mir nichts anderes übrig, als die Sache auf mich zukommen zu lassen.
    Das Polizeiauto raste die Auffahrt herauf und hielt mit quietschenden Bremsen. Zwei Bereitschaftspolizisten sprangen heraus und zogen ihre Waffen, als wollten sie den Mörder auf frischer Tat verhaften. Dafür war es allerdings etwas spät. Sie stürmten über die Freitreppe hinauf zum Gutshaus.
    »Hallo«, rief der eine Polizist. »Ist da wer? Hallo, melden Sie sich!«
    Ich erhob mich von der Bank und ging zögernd auf das Gutshaus zu. Ganz wohl war mir in der Gesellschaft zweier bewaffneter Polizisten nicht. Dennoch blieb mir nichts anderes übrig, als mich bemerkbar zu machen.
    Ich stand jetzt neben dem Polizeiauto, in dem der Fahrer noch saß und mit jemandem über Sprechfunk redete. Er sah mich an und brach dann das Gespräch mit der Bemerkung ab, dass er verstanden habe und am Tatort warten würde. Auf wen?
    »Auf unseren Kripochef. Der ist aus Potsdam ebenfalls informiert worden.«
    »Potsdam?«
    »Da hat jemand beim Polizeipräsidium angerufen. Wenn es um Mord geht, ist die Kripo dort zuständig. Die schicken wen rüber, aber erst mal kommt unser Chef.«
    »Aha«, sagte ich dümmlich. »Dann, äh, wird das wohl mein … äh

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