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Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Titel: Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianka Minte-König
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der sich eben noch über mich gebeugt hatte, auf und huschte davon.
    Still schien der Vollmond ins Zimmer.
    Ich starrte ihm nach, bis mir vor Müdigkeit die Augen wieder zufielen. Noch immer spürte ich seine streichelnde Hand an meinem Hals. Ich zog den Schlafsack bis zum Kinn und schlief mit der beruhigenden Gewissheit ein, dass, was immer im Moment auch zwischen uns stand, es Amadeus nicht daran hinderte, über meinen Schlaf zu wachen.
     
    Am Morgen wusste ich allerdings nicht mehr zu sagen, ob sein nächtlicher Besuch wirklich stattgefunden hatte oder nur ein weiterer Traum gewesen war.
    Ich erwachte mit ziemlich schweren Gliedern und fand einmal mehr, dass Luftmatratze und Schlafsack wirklich nicht die bequemste Schlafgelegenheit waren. Wie viel komfortabler war doch das Gästebett im geheimen Gewölbe. Es wurde Zeit, dass auch im Gutshaus etwas mehr Komfort einzog. Sobald wir gestrichen und die Heizkörper erneuert hatten, mussten zuerst ein paar Räume als Gästezimmer hergerichtet und mit vernünftigen Betten ausgestattet werden. Dafür würde garantiert auch Sparfuchs Marc sein.
    Als ich die Augen aufschlug, war es immer noch dämmrig im Raum, aber ein Blick auf meine Armbanduhr zeigtemir, dass es schon fast zehn Uhr war. Meine Güte, was für ein verschlafener Haufen! Wir wollten doch längst wieder an der Arbeit sein. So würden wir mit der Renovierung nie fertig werden. Andererseits war in der Nacht das Wetter umgeschlagen und der düstere Tag motivierte mich nicht gerade zu großen Taten. Nun fing es auch noch heftig an zu regnen.
    Mit steifen Fingern pellte ich mich aus dem ohnehin schon reichlich klammen Schlafsack. Jetzt eine schöne warme Dusche! Ich seufzte. Fehlanzeige, es gab nur kaltes Wasser. Und ob man Gas, Strom oder Öl für eine Therme einsetzen sollte, war unter den »Fachleuten« in unserer Selbsthilfe GmbH sehr umstritten. Präferiert wurde alles mit einem Ö davor, wie ökologisch.
    »Am besten packen wir gleich Sonnenkollektoren auf das Dach«, hatte Thomas gestern noch gemeint. »Dann bist du unabhängig, hast praktisch dein eigenes Kraftwerk.«
    Klar, dachte ich und schaute zum Fenster, wo der Regen an den Scheiben herunterrann, besonders an Tagen wie diesem! Aber Marc hatte schon einige Kostenvoranschläge für andere Energielösungen eingeholt und würde mit mir alles noch einmal genau durchkalkulieren. Warum war nur alles so teuer?
    Na ja, wenigsten einen warmen Kaffee konnte ich kochen, mit dem ich die faule Bande dann ganz sicher wach kriegte.
    Ich stand auf und sah im dämmrigen Halbdunkel von Thomas und Stefan nur die Haare aus den Schlafsäcken hervorlugen. Offenbar war auch ihnen in der Nacht so kalt geworden, dass sie fast vollständig darin abgetaucht waren.
    Ich griff nach meinen Sachen und latschte in Flipflops in unsere provisorische Küche hinüber. Da schlüpfte ichin einen warmen Pullover, meinen Lieblings-Oversize, der mir fast bis an die Knie reichte, und setzte Kaffeewasser auf dem Gaskocher auf. Dann pilgerte ich zurück zu den Schlafmützen, krähte schrill wie ein Hahn und klatschte mit einem lauten Weckruf in die Hände: »Auf, auf, ihr faulen Säcke! Die Arbeit wartet! Wir sind nicht zum Schlafen hier!«
    Keine Reaktion. Hatten die gestern so gut getankt? Ich fand, dass es eigenartig und unangenehm im Zimmer roch und riss darum trotz des Regens erst mal ein Fenster auf.
    Na, wartet, dachte ich, ihr wollt mich wohl veräppeln, indem ihr euch schlafend stellt. Der frische Wind wird euch schon rauspusten. »Hoch, ihr schlaffen Socken!«
    Doch erneut keine Reaktion. Nun wurde mir das Spiel allerdings langweilig und so gab ich Thomas mit dem Fuß einen Stups und rief gleichzeitig: »Hey, Leute! Schluss jetzt! Raus aus der Falle, das Kaffeewasser brennt an!«
    Und um meinen Worten Taten folgen zu lassen, trat ich an Mandys Schlafsack und zog mit einem Ratsch den Reißverschluss auf. »Los, komm, hilf mir beim Frühstück machen …«
    Der Satz erstarb mir auf den Lippen, denn auch Mandy rührte sich nicht. Sie lag leichenblass in ihrem Schlafsack und war … tot.
    Mein hysterischer Schrei durchschnitt die Stille wie mit einem Messer. Ich stürzte mich auf Mandy, riss ihren Oberkörper hoch, schüttelte sie … Aber wie eine leblose Puppe, deren Kopf und Glieder haltlos hin und her schlenkerten, hing sie in meinen Händen. Entsetzt ließ ich sie zurücksinken und klopfte ihr panisch die Wangen.
    »Mandy, wach auf, was ist denn? Bitte, wach doch auf …«
    Erst jetzt

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