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Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Titel: Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianka Minte-König
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geweint hatte.
    Schließlich kniete er sich neben die Bank, nahm meine Hand und begann, sie stumm zu streicheln. Seine Gefühle schienen durch den Schock wie eingefroren zu sein und angesichts der grauenvollen Tat fehlten ihm ganz offensichtlich die Worte.
    »Hast du … hast du sie gesehen?«, fragte ich schließlich mit fast tonloser Stimme.
    Er nickte. »Ich musste sie ja identifizieren …« Er stockte und presste dann gequält hervor: »Wie kann jemand zu so etwas fähig sein? Sie haben doch niemandem etwas getan!«
    Der Kommissar hatte nun mitbekommen, dass ich aus meiner Ohnmacht wieder erwacht war.
    »Geht es besser?«, fragte er freundlich. Ich wollte mich aufsetzen, aber er meinte: »Bleiben Sie noch etwas liegen. Ich habe zur Sicherheit einen Krankenwagen angefordert, er müsste gleich da sein.«
    Ich richtete meinen Oberkörper trotzdem auf, fühlte aber sofort, wie Übelkeit in mir aufstieg, und sank wieder zurück in die Horizontale.
    »Besser so«, sagte Hinrichs und mit einem Blick zu Marc ergänzte er: »Sie sollten sich auch etwas hinlegen. Mir scheint, Ihr Kreislauf steht auch kurz vor einem Zusammenbruch.«
    Ich musste dem Kommissar recht geben. Marc war erschreckend blass, und außer dass er mechanisch weiter meine Hand streichelte, schien er gar nichts um sich herum wahrzunehmen. Einer der Polizisten brachte eine weitere Decke und breitete sie auf dem Rasen neben der Bank aus.
    Aber Marc weigerte sich, meine Hand loszulassen.
    Gleichzeitig mit dem Krankenwagen fuhr eine schwarze Limousine mit Potsdamer Kennzeichen auf den Vorplatz. Da sich gleich zwei Sanitäter auf Marc und michstürzten, konnte ich nicht sehen, wer damit angekommen war.
    Später, als man mir ein Kreislaufmittel gespritzt hatte und ich zusammen mit Marc wieder auf der Bank saß, sah ich Hinrichs mit einem etwa fünfzigjährigen, etwas beleibten Mann mit Halbglatze auf der Freitreppe stehen. Sie waren in ein intensives Gespräch vertieft, von dem ich aber nichts verstehen konnte. Schließlich schauten beide zu Marc und mir herüber, und als sie sahen, dass wir wieder einigermaßen fit waren, kamen sie zu uns herunter.
    »Bleiben Sie sitzen«, sagte der Neuankömmling und stellte sich als Kriminalhauptkommissar Werner von der Mordkommission in Potsdam vor. »Wir werden den Fall weiterbearbeiten.«
    Ich blickte fragend zu Hinrichs rüber, der mir sehr viel sympathischer war als der Typ aus Potsdam.
    Hinrichs nickte. »Mord ist ein Amtsdelikt, dafür ist man im Polizeipräsidium zuständig, aber die Zusammenarbeit mit den Regionalkommissariaten funktioniert hervorragend. Wir hätten hier gar nicht die Möglichkeiten …«
    Werner schaltete sich ein. »Wohnen Sie dauerhaft hier, Frau Berger?«
    Offensichtlich hatte ihm Hinrichs schon die wichtigsten Fakten meiner Befragung mitgeteilt. Ich schüttelte den Kopf. »Ich … also wir …«, sagte ich und blickte zu Marc, »also wir wohnen in Berlin … in einer WG … in Kreuzberg.«
    »Und die Toten? Es waren Freunde von Ihnen beiden?«
    »Ja, sie wohnen auch dort … also zwei von ihnen … Mandy und Stefan.«
    »Und der andere junge Mann?«
    »Er wohnt auch in Berlin«, sagte nun Marc, wirkte aberimmer noch so, als wenn er unter einer dämpfenden Droge stünde. »Er ist … war … ein Freund von mir … Bauingenieur … Er half uns, das Gut zu renovieren und …« Er brach mit versagender Stimme ab.
    »Haben Sie uns verständigt?«, ging der Potsdamer Kommissar zu einem anderen Thema über. Marc nickte. »Wo waren Sie da?«
    Marc sah ihn fragend an. »In Berlin, wo sonst? In der Universität, ich habe Klausuraufsicht in dieser Woche …«
    »Aber jetzt sind Sie hier.«
    Marc brauste auf. »Das sieht man ja wohl!«
    »Ruhig, ruhig, junger Mann. Ich wollte lediglich wissen, warum Sie nicht in Berlin geblieben sind.«
    »Würden Sie Ihre Freundin in so einer Sache allein lassen?«, fragte Marc immer noch wütend zurück.
    »Die Fragen stelle ich«, sagte Werner und wurde mir zunehmend unsympathischer.
    Hinrichs schaltete sich ein. »Sie wollen dann sicher Ihre Freundin mit nach Berlin nehmen.«
    »Das ist doch wohl logisch.«
    »Natürlich«, sagte Hinrichs, worauf aber Werner sofort meinte: »Frau Berger sollte sich aber zu unserer Verfügung halten.«
    »Was heißt das?«, fragte ich nun.
    »Ich möchte Sie noch einmal in Ruhe einvernehmen«, sagte Werner und fügte etwas verbindlicher im Ton hinzu: »Das kann gerne auch auf dem Kommissariat in Potsdam geschehen.« Er wandte sich

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