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Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Titel: Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianka Minte-König
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wieder an Hinrichs. »Meine Assistentin hat schon die Spurensicherung angefordert. Können wir, bis die eintrifft, vielleicht irgendwo eine Kleinigkeit essen?«
    Ich sah ihn erschüttert an. Wie konnte der Mann, nachdem er die Toten gesehen hatte, an Essen auch nur denken?Hatte der denn gar kein Gefühl? Ich holte tief Luft. Wenn der die Sache betreute, dann konnte ich mich ja auf einiges gefasst machen.
    »Brauchen Sie uns im Moment noch?«, fragte ich also unangenehm berührt.
    Sowohl Hinrichs als auch Werner schüttelten den Kopf.
    »Ehrlich gesagt, stören Sie hier nur«, meinte Hinrichs, mit einem entschuldigenden Lächeln. »Es wäre das Beste, Sie würden erst mal nach Berlin zurückfahren. Wir nehmen noch Ihre Personalien und Kontaktdaten auf und halten Sie dann auf dem Laufenden.«
    Er stieg mit dem Kommissar aus Potsdam in sein Auto und verließ das Gut. Wir gaben unsere Daten an und gingen dann schweigend hinunter an den Steg am See. Dort fielen wir uns schluchzend in die Arme.
    »Was für ein Monster kann so etwas tun?«, rief Marc schließlich völlig verzweifelt aus, und ich konnte nicht verhindern, dass ich plötzlich das bleiche, blutleere Gesicht von Amadeus vor mir sah. Seine Augen leuchteten in gelber Gier und an den spitzen Eckzähnen in seinem Kiefer klebte noch das Blut.

Teil drei

familienbande
    … Du tratst aus meinem Traume,
Aus deinem trat ich hervor …

W
ir standen vor dem Gutshaus. Marc und ich, und um uns herum verbreiteten die eben eingetroffenen Leute von der Spurensicherung eine unerträgliche Hektik. Ich wollte nur noch weg hier.
    »Marc, ich … es tut mir leid, aber ich kann jetzt nicht mit dir nach Berlin fahren. In der WG würde ich wahnsinnig werden. Alles dort erinnert mich doch an Mandy und Stefan … Ich habe mit dem Kommissar vereinbart, dass ich nach Potsdam zu meiner Mutter fahre. Dort sind sie ja auch für … die … die Mordsachen zuständig. Du hast ja gehört, was Kommissar Werner gesagt hat … er wird mich da noch mal verhören. Das … das ist dann auch praktischer …«
    Ich merkte, dass ich redete, nur um zu reden. Eigentlich war das nicht wichtig, ja belanglos, angesichts der schrecklichen Tragödie, die alles andere überschattete.
    Marc war mit meiner Entscheidung gar nicht einverstanden. »Aber ich kann dich doch am besten trösten … und … Louisa, denkst du denn gar nicht an mich? Es waren auch meine Freunde! Ich brauche dich, ich brauche dich bei mir, ich ertrage die leere Wohnung genauso wenig wie du!«
    »Du … du hast doch Isabell«, stammelte ich und fühlte, wie mich dieses haltlose Zittern wieder befiel, das begonnen hatte, als ich die tote Mandy entdeckte.
    Oh, mein Gott, wie sollten wir Isabell das nur beibringen?
    Genau das hatte wohl auch Marc gedacht, denn er sah mich in völliger Hilflosigkeit an. »Das ist es ja … Ich … ich kann ihr das nicht sagen … Wie soll ich das in meinem Schmerz schaffen?«
    Nur jetzt keine Debatte, bitte, keine Details, nicht darüber reden, wer von uns mehr litt. Ich konnte nicht nach Kreuzberg in die WG fahren und Schluss! Wenn ich michnicht sofort ins Auto setzte, würde ich bald nirgends mehr hinfahren können, weil dann nämlich meine Nerven schon vorher versagten …
    Ich riss mich noch einmal zusammen, gab Marc einen Kuss auf die Wange und verabschiedete mich.
    »Wir telefonieren, ja? Bitte, versteh mich. Grüß Isabell von mir und … sag ihr … ich … ich melde mich.«
    Ich stürzte ins Auto, ließ mit zitternden Fingern den Motor an und brauste mit mehr Gas als nötig die Auffahrt hinunter.
    Nur fort von hier! Ich war mir sicher, dass ich niemals wiederkommen würde!
     
    Meine Mutter hatte ich per Handy über mein Kommen informiert und ihr schon einmal andeutungsweise beigebracht, dass etwas Schreckliches auf Blankensee passiert wäre. Sie hatte sich deswegen den Abend frei genommen, was sie, soweit ich mich erinnerte, noch nie getan hatte, seit sie in diesem Hotel arbeitete. Umso dankbarer war ich ihr.
    Kaum hatte ich die Wohnung betreten, fiel ich ihr auch schon schluchzend um den Hals. Eine Weile saßen wir dann nur auf dem Sofa und ich lag in ihren Armen. Wie früher, wenn ich Kummer hatte, mich in der Schule gemobbt fühlte oder mit meiner Freundin verzankt hatte, weil sie mir einen Jungen ausgespannt hatte. Da war sie auch immer für mich da gewesen, hatte mich wortlos gestreichelt, mich angehört und mir allein durch ihre Anwesenheit Trost gegeben.
    So war es auch jetzt. Irgendwann begann

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