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Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Titel: Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianka Minte-König
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ihm unrecht getan hatte? Zugleich ging mir die Andeutung von Kommissar Werner nicht aus dem Sinn, dass die DNA-Proben möglicherweise auf nicht menschliche Täter schließen ließen. Nicht menschlich musste nicht zwangsläufig Tier heißen, es konnte auch auf ein mystisches Wesen hindeuten, also durchaus nicht nur auf Wölfe, sondern auch auf einen Vampir! Entlastet war Amadeus dadurch also keineswegs. Der Feind in meinem Bett, dachte ich verunsichert. Wie sicher konnte ich sein, dass ich von Amadeus nichts zu befürchten hatte? Gar nicht, wenn ich ehrlich war.
    Ich hockte mich mit dem Tee auf meinen Schlafsack und bezweifelte erneut, dass die Theorien des Kommissars in irgendeiner Weise aufgehen würden.
     
    Doch dann kamen sie.
    Erst aber stand plötzlich mitten in der Nacht Amadeusneben mir. Er küsste mich auf die Wange und ich schreckte verstört hoch. Obwohl ich es nicht wollte, war ich ganz offensichtlich eingeschlafen. Ich war entsetzt – jeder Mörder hätte mit mir leichtes Spiel gehabt. Pennten die Polizisten denn? Wieso konnte Amadeus zu mir gelangen, ohne dass man mich warnte? Wozu hatte man mich komplett verkabelt, wenn mich niemand auf die Gefahr aufmerksam machte?
    Ich starrte Amadeus fragend an. »Wie kommst du hierher? Ich … ich werde überwacht«, flüsterte ich, nachdem ich die Verbindung unterbrochen hatte.
    »Ich habe deinen Bewachern ein wenig Schlaf spendiert. Sie schienen ihn brauchen zu können.«
    »Du hast ihnen doch nichts angetan?«, fragte ich erschüttert. »Sie müssen mich beschützen!«
    Er lachte leise. »Das übernehme ich wohl besser.«
    Ich protestierte. »Auch vor dir!«
    Er schüttelte verständnislos den Kopf. »Das ist nicht nötig. Wie oft soll ich dir noch sagen, dass dir von mir keine Gefahr droht. Du bist mein Leben, meine Liebe … Warum, glaubst du, hat uns das Schicksal in unseren Träumen zusammengeführt? Doch nicht, damit ich dich umbringe, sondern damit wir gemeinsam den Fluch brechen, der auf der Familie Vanderborg und damit auch auf diesem Gut lastet.«
    »Du bringst den ganzen Plan durcheinander!«
    »Welchen Plan?«
    Ich erzählte ihm von der Absicht des Kommissars, mich als Lockvogel zu benutzen, was ihn regelrecht wütend machte.
    Um ihn zu beruhigen, schlug ich vor, zum See hinunterzugehen, solange die Polizisten außer Gefecht waren.
    »Du bist mir einige Erklärungen schuldig, wenn ich dir glauben soll, dass du am Tod meiner Freunde unschuldig bist. Man hat sehr seltsame DNA-Spuren an den Leichen gefunden. Von nicht menschlichen Wesen, sie könnten auch auf einen Vampir hindeuten.«
    Diese Mitteilung schien ihn nicht wirklich zu schockieren, vielmehr nickte er nur und meinte: »Das wundert mich nicht.« Zugleich ergriff er meine Hand und zog mich fort. »Komm, Louisa. Sie werden etwa zwei bis drei Stunden schlafen. Zeit genug, sich dieser besonderen Nacht hinzugeben.«
    »Besondere Nacht?«, fragte ich, weil ich nicht wusste, worauf er anspielte.
    Wir schlichen aus dem Haus, und während wir zum Steg am See hinuntergingen, erklärte er es mir.
    Heute sei eine magische Nacht, in der die Geister umherwanderten, Zwerge von einem Hügel in den anderen umzögen, Tote ihre Gräber verließen und in grausigen Armeen über verbrannte Erde marschierten. Aber auch Elfen und Einhörner würden für einen Wimpernschlag der Ewigkeit zurückkehren, und alles würde möglich werden, was spirituell begründet sei.
    Auch wenn es einfach nur fantastisch klang, ergriff mich doch eine gespannte Erwartung, und ich merkte, wie meine Sinne sich in die Nacht hinein tasteten, um die seltene Energie aufzunehmen, die heute gleichsam wie ein unsichtbarer Äther die Luft durchflirrte.
    Wir erreichten den See und waren sofort eingesponnen in die Magie dieser Nacht, die aus dem gewöhnlichen Zyklus des Jahres heraustrat. Was heute geschah, konnte an keinem anderen Tag geschehen und war beim Anbruch des Morgens auch schon wieder vergessen.
    »Liebe mich«, flüsterte Amadeus und umfing mich mit seinen Armen.
    Wir sanken am Rande des Schilfs ins weiche Gras. Die blühende Natur verbreitete einen intensiven Duft und über uns funkelten die Sterne am selten klaren Himmel. Eine Nachtigall sang mit unterschwelliger Klage ihr Lied. Ich wollte mich Amadeus nicht hingeben … auf keinen Fall … nicht auf dem Gut und nicht jetzt … so kurz nach dem schrecklichen Tod meiner Freunde … nicht mit diesem Verdacht gegen ihn! Ich würde mir wie eine Verräterin vorkommen …
    Aber ich begehrte

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